Diskriminierung von Flüchtlingen im Gesundheitswesen?

vom 08.09.2015, 20:40 Uhr

In meinem Bundesland soll demnächst die Gesundheitskarte für Flüchtlinge eingeführt werden. Die meisten Menschen finden das gut, es gibt aber auch Kritiker. Bisher ist es wohl so, dass Flüchtlinge immer zum Amt gehen müssen und sich dort dann einen Schein abholen müssen, wenn sie zum Arzt gehen wollen. Dies kann mitunter aber dauern und so verschleppen viele Flüchtlinge ihre Krankheiten. Außerdem entscheiden im Amt Laien darüber, ob eine ärztliche Behandlung notwendig ist oder nicht.

Dies wurde beispielsweise bei einem Kleinkind mit einer Meningokokken-Infektion nicht genehmigt, so dass das Kind später notbehandelt werden musste und schwere Schäden davongetragen hat. Versteht ihr, warum Kritiker dennoch gegen die Gesundheitskarte sind? Flüchtlinge kommen oft aus entwicklungsschwachen Ländern und sind nicht solche Gesundheitsfanatiker wie wir, sie gehen daher seltener zum Arzt. Befürchtet ihr dennoch zu viele Kosten durch Arztbesuche? Oder seit ihr für die Gesundheitskarte für Flüchtlinge?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Als diskriminiert würde ich Flüchtlinge im Gesundheitswesen nicht bezeichnen. Deutsche ohne Krankenversicherung, die gibt es trotz Gesetz, haben gar keine Anlaufstelle und wer seine Beiträge nicht bezahlen kann, bekommt nur eine Notversorgung. Dazu muss er sich auch erst einen Schein bei seiner Krankenversicherung abholen. Außerdem werden nur akute Leiden und Schmerzen behandelt.

Das es im Notfall oft Probleme gibt, das ist kein Geheimnis. Aber die Versicherungskarte für Flüchtlinge hat ganz andere Vorteile. Mit der Karte werden sie nicht zum Mitglied einer gesetzlichen Krankenversicherung. Die Kosten für die Behandlung trägt immer noch die Gemeinde. Aber der Verwaltungsaufwand wird viel geringer.

Bisher müssen die Gemeinden mit Ärzten und Krankenhäusern eigene Konditionen aushandeln und die Behandlungsscheine einzeln per Hand abrechnen. Über die Karte übernimmt die Krankenversicherung die Abrechnung und stellt den Betrag in Rechnung. Das spart Verwaltungskosten. Außerdem profitieren die Gemeinden von den bereits von den Kassen mit den Leistungsanbietern ausgehandelten, günstigen Konditionen.

Dazu kommt der nächste Vorteil, von dem dann auch die Flüchtlinge profitieren. Die Karte gilt überall. Im Notfall ohne Sprachkenntnisse das Krankenhaus oder den Arzt zu finden, mit dem ein Behandlungsvertrag besteht, ist Stress pur. Denn oft ist nur ein Krankenhaus in einer Großstadt zuständig. Oder es sind mehrere Krankenhäuser, aber es sind je nach Leiden nur einzelne Abteilungen zuständig. Mit der Karte könnten sie überall hin und würden behandelt.

» cooper75 » Beiträge: 13432 » Talkpoints: 519,92 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


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