Deutsche Bevölkerung bildungstechnisch im Rückstand?
Vor kurzem waren wir bei Bekannten zu Besuch und diese hatten Familie aus Dänemark da. Wir haben uns dann über unterschiedliche Missstände wie beispielsweise schlechte Tierhaltung oder Fortschritt der Elektroautos unterhalten und dabei waren sich alle am Tisch einig, dass Deutschland in dieser Hinsicht zu unkritisch ist und es keine Fortschritte gibt. Beispielsweise wird in Dänemark oder Niederlanden schon sehr viel mehr Biofleisch und Gemüse verkauft als hierzulande und Universitäten bieten nur noch so ein Essen an.
Den Grund dafür haben viele darin gesehen, dass es in Deutschland viele Arbeiterschichten gab und immer noch gibt, so dass Bildung keine große Rolle spielte. Früher waren hier einfach viele Berg- oder Metallarbeiter gesucht und diese mussten nicht gebildet sein. Deswegen herrscht in Deutschland ein schlechteres Bildungsniveau, als in anderen Ländern die viel schneller auf Missstände reagieren, nicht nur politisch, sondern aus der Gesellschaft heraus. Denkt ihr auch, dass Deutschlands Bevölkerung da bildungstechnisch nicht etwas zurück hingt?
Wenn jemand im Rückstand ist, stellt sich zunächst die Frage: Im Rückstand gegenüber wem? Du nanntest Dänen und Niederländer, die hier weiter wären, diesen gegenüber mögen die Deutschen heute also im Rückstand sein. Griechen, Ägyptern oder Indern hingegen gegenüber sind die Deutschen heute nicht mehr im Rückstand. Es kommt also auf die Frage an, mit dem wir uns vergleichen.
Tatsächlich zeigen ja die Pisa-Studien schon seit über zehn Jahren, dass das bundesdeutsche Bildungswesen nichts mehr so recht taugt. Niederländer und Finnen sind uns da klar voraus. Es besteht allerdings kein Handlungsbedarf unserer „Regierung“, da dieser eine gewisse „Verdummung“ der Bevölkerung sicherlich recht ist. Da wir nicht in einer Demokratie leben, ist es für den Einzelnen auch unmöglich, etwas daran zu ändern.
Das Volk in toto ist völlig machtlos gegen seine Verdummung und Manipulation. Nur der Einzelne kann persönlich etwas dagegen tun, indem er sich durch das Lesen von Büchern oder Recherchieren im Internet, das Besuchen von Tagungen und Vorträgen sowie durch Reisen und den Besuch von Museen oder Ausstellungen „gebildet“ bleibt.
Die Themen, die du ansprichst, haben aber überhaupt nichts mit Bildung zu tun, sondern mit einer gewissen Lebenseinstellung. Die kann ich teilen oder nicht, egal ob ich gebildet bin oder nicht. Du setzt erst einmal nur voraus, das sich ein gebildeter Mensch mit "schlechter Tierhaltung" oder "Biofleisch" auseinandersetzen muss. Das ist vielleicht deine Definition eines gebildeten Menschen, aber diese Definition muss man nicht teilen.
Dass man in Deutschland wegen des Berg- oder Metallbaus keine Bildung benötigt, halte ich für ein Gerücht. Deutschland ist eine Ingenieurshochburg und führend im Bereich der Automobilindustrie und des Maschinenbaus. Du wirst in kaum einen anderen Land mehr Leute finden, die nicht nur über Elektroautos diskutieren können, sondern tatsächlich eines entwickeln können. Und auch im IT-Bereich müssen wir uns wirklich nicht verstecken.
Wenn man den Eindruck hat, dass Deutschland ungebildet ist, sollte man sich vielleicht zuerst Gedanken über das eigene Umfeld machen. Es kann nämlich sehr leicht sein, dass man von diesem Umfeld auf die Allgemeinheit schließt.
Da muss man erst einmal drauf kommen: die niedrigen Verkaufszahlen von Bio-Produkten und Elektroautos haben etwas mit einem niedrigeren Bildungsstand zu tun. Gerade bei diesen Themen ist doch erst einmal zu klären, wer hier unkritisch ist: diejenigen die Biofleisch und -gemüse nicht kaufen oder diejenigen, die das (vielleicht ja auch sehr unreflektiert) tun.
Ich persönlich tue das nicht, da Bio aus meiner Sicht nicht gleichbedeutend mit nachhaltig ist - leider. Da kaufe ich lieber beim regionalen Anbieter ein, der zwar kein Bio-Siegel vorweisen kann, aber unter Bedingungen produziert, die ich als nachhaltig empfinde. Ähnliches gilt für Elektroautos. Für meine Bedürfnisse ist das derzeit keine Option, daher nutze ich für den überwiegenden Teil der von mir zurückzulegenden Strecken Fahrrad und öffentlichen Nahverkehr. Was ist wohl besser für die Umwelt?
Drahtesel und ÖPNV sind zumindest nicht die schlimmsten Umweltsünder. Diese Einstellung teilen viele meiner Freunde und Bekannten. Etliche mit einem hohen Bildungsabschluss, andere mit einem mittleren, wenige mit niedrigem Abschluss. Aus diesem Grund stimme ich auch weasel_ zu. Meine Beobachtung mag dann doch zu sehr von meinem Umfeld abhängen.
Unbestritten ist sicher, dass es mit dem Bildungsstandard in Deutschland schon seit einigen Jahren nicht zum Besten steht. Darüber müssen wir wohl nicht diskutieren. Allerdings hat das wohl nur bedingt etwas mit der deutschen Geschichte zu tun. Denn das in Deutschland hauptsächlich Arbeiter im Bergbau und der Metallbranche gesucht waren, das trifft nur auf einige Gebiete zu, längst nicht auf das gesamte Deutschland.
Schon seit dem 18. Jahrhundert konnten viele Kinder, sowohl in der Stadt als auch auf dem Land, die Schule besuchen, auch wenn es längere Zeit dauerte, bis sich die Schulpflicht durchsetzte. Und die schon erwähnte Ingenieurausbildung wurde in Deutschland vorangetrieben. Daher halte ich auch nichts davon, die Lebenseinstellungen der Deutschen über den Umweg der Historie aus der Bildung abzuleiten.
Erstens: Was haben Biolebensmittel und Elektroautos mit der Bildung zu tun? Zweitens: Warum sollte Deutschland in diesem Bereich zurück liegen? Ein Drittel des Umsatzes des gesamten EU-Biomarkts wird in Deutschland erzielt. Der Anteil an Biolebensmitteln liegt in den Niederlanden bei weit unter 5 Prozent. Dänemark hat seine biologisch bewirtschafteten Flächen um mehr als 10 Prozent verkleinert.
Übrigens sollte man wissen, dass die größten Schweinemastbetriebe in Deutschland dänischen und niederländischen Besitzern gehören und dort massive Verstöße gegen das Tierschutzgesetz nun auch keine Seltenheit sind. Niederländische Großlandwirte haben viel Geld vom Staat erhalten, damit sie ihre Betriebe schließen. Dieses Geld haben sie in noch größere Anlagen in Deutschland investiert.
Übrigens werden in den kleinen Niederlanden fast halb so viele Schweine pro Jahr produziert wie in der gesamten Bundesrepublik. Große Ställe haben dort ebenso wenig Platz wie die Gülle. Nachhaltigkeit und Umweltschutz ist trotz angeblich so viel besserer Ausbildung ein ziemliches Problem.
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