Verzweifelt - Sohn 20 Jahre wirft alle Chancen weg

vom 31.08.2015, 09:50 Uhr

Ich möchte Eure ehrliche Meinung hören, denn Außenstehende sehen die Sache objektiver. Vorweg: Ich bin alleinerziehend mit 4 Kindern, Vollzeit berufstätig, Verwandte keine, Vater der Kinder im Ausland. Mein Sorgenkind ist mein 20 jähriger Sohn. Nach der Realschule hat nichts mehr funktioniert.

Technisches Gymnasium: 4 Monate, dann habe ich ihn abgemeldet weil er nicht hin ging. Höheren Berufsfachschule E-COMMERCE: 6 Monate, dann flog er, weil nicht oft anwesend. Dann keine Lehrstelle gefunden und ab Herbst 2014 höhere Berufsfachschule IT: auch hier Schulrausschmiss und dasselbe Problem. Dann haben meist ich Bewerbungen geschrieben für eine Ausbildung zum Fachinformatiker und auch er war so froh als eine Software Firma ihn haben wollte.

Ohne das Abgangszeugnis der HBF sehen zu wollen (58 Fehltage und nur 6en). Lass stecken, jeder macht mal Dummheiten waren deren Worte. Es folgte ein Umzug da Firma 100 km weg von Zuhause. Nur über Beziehung kam er an diese erschwingliche Wohnung in der Uni Großstadt. Nach 8 Wochen Rauswurf, kam erst um 11 zur Arbeit, manchmal pünktlich manchmal gar nicht.

Nun die Miete läuft weiter und er sollte Hartz 4 beantragen. Hat er wohl, nur Folgetermine nimmt er nicht wahr. Bis heute hat er kein Geld bekommen. Zwischenzeitlich kam nun die Ankündigung der Wohnungskündigung. Ca. 100 Bewerbungen und Anfragen hab ich dann nun erneut verschickt um zu beschleunigen, denn das Ausbildungsjahr beginnt jetzt!

Einige Vorstellungen fanden statt, zu manchen ging er erst gar nicht, eine Ausbildungsstelle hätte er bekommen, nur war er telefonisch nicht erreichbar und so wurde diese anderweitig vergeben. Ich weiß das weil ich im Einvernehmen mit meinem Sohn den Zugang zum Email Konto habe
damit nix übersehen wird. Das ist nur eine Zusammenfassung des Ganzen.

Wenn ich frage: Hast du die Firma xy angerufen, die hätten gerne einen Termin ausgemacht weil sie dich telefonisch nicht erreichen sagt er nur: Mach ich. Wenn ich ihm deutlich sage wie die Zukunft aussehen wird bei seinem Verhalten und ich mir Sorgen mache, er solle bitte das Richtige machen meint er: Du musst dir keine Sorgen machen Mama!

Seit dem Rauswurf im Mai hat mein Sohn es nicht für nötig gehalten übergangsweise irgendeinen Job zu machen, geschweige denn beim Arbeitsamt Termine wahrzunehmen oder beim Vermieter vorzusprechen. Ich brauch außerdem eine Bescheinigung fürs Kindergeld vom Arbeitsamt dass er Ausbildungssuchend ist.

Es geht mir echt an die Substanz. Die jüngeren Kinder brauchen mich auch. Ich habe einen anspruchsvollen Job. Da muss ich gedanklich voll dort sein. Jeder im Umfeld meint: Lass ihn auflaufen, tu nichts mehr für ihn. Es treibt mir die Tränen in die Augen. Ich liebe mein Kind und er verdirbt sich alles. Mit jedem Monat indem er nix tut wird es doch schwerer den Lebenslauf zu erklären. Ich weine täglich deswegen. Morgens die erste Sorge wenn ich aufstehe ist er. Soll ich ihm zuliebe einfach den Kontakt abbrechen? Vielleicht kapiert er es nur so? Bitte um Eure Meinung und Ratschläge.

» MamaHoffnungsvoll » Beiträge: 1 » Talkpoints: 1,00 »



Ehrlich gesagt kann ich deinem Umfeld nur zustimmen. Er ist ausgezogen, er ist volljährig, lass ihn machen. Selbst um das Kindergeld würde ich ihn selbst kümmern lassen, denn da er nicht mehr zu Hause wohnt, steht es deinem Sohn zu. Du hast einen Job und noch drei Kinder, die deine Aufmerksamkeit brauchen. Und dein Sohn braucht vermutlich erst eine richtige Bauchlandung, damit er begreift, dass er was ändern muss.

Begreift er es dann trotzdem nicht, solltest du dich trotzdem nicht weiter um seine Belange kümmern. Er ist alt genug, um sein Leben zu ordnen und seine Termine wahrzunehmen. Wenn er das nicht macht, dann muss er es eben selbst erleben, dass er notfalls eben auch aus seiner Wohnung fliegt.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Ich muss allen anderen ebenfalls Recht geben. Im Moment machst du dich total fertig, was absolut verständlich ist. Aber es ändert nichts. Also lass ihn einfach mal machen, lass ihn spüren, was er da für einen Mist baut. Wenn sich dadurch auch nichts ändert, hast du wenigstens nicht so viel Stress gehabt und konntest dich um dich und die anderen Kinder kümmern.

Und natürlich ist es schlimm, dass er so viele Chancen wegwirft und die Vorstellung, wie sein Leben in einem halben Jahr oder in einem Jahr aussieht, ist auch schlimm. Aber wenn er es endlich mal kapiert, kann er immer noch die Kurve kriegen. Auch mit 25 Jahren und einem miesen Lebenslauf kann man Arbeitgeber noch überzeugen, dass man sich geändert hat.

Das funktioniert mit 25, wenn er es wirklich eingesehen hat, bestimmt tausend Mal besser als jetzt, wo er es noch gar nicht wirklich einsieht und dementsprechend nicht überzeugend wirkt. Und wenn es nicht klappt, wird er deine Hilfe zu dem Zeitpunkt akzeptieren, im Gegensatz zu jetzt.

Benutzeravatar

» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Erst einmal meinen Respekt, voll berufstätig, vier Kinder und Alleinstehend- das schafft nicht jeder sein Leben so gut zu organisieren. Deine verzweifelten Versuche dein Kind zu helfen kann ich verstehen und nachvollziehen. Wir sind ja hier anonym, mit Drogen hat dein Kind keine Erfahrungen? Ich frage deshalb weil mich diese Antriebslosigkeit wundert und anfängliche Begeisterung anscheinend immer sehr schnell in das Gegenteil mutiert. Möglich sind natürlich auch gesundheitliche Störungen, es gibt etliche Krankheitsbilder die auch so aussehen. Aber ich denke dass wirst du dir auch schon alles überlegt haben.

Normalerweise würde ich das auch für eine Phase der Entwicklung halten, irgendwann platzt der Knoten und man merkt dass es nicht so weiter geht. Ich denke aber auch dass diese Erkenntnis für deinen Sohn von ganz allein kommen muss. Manchmal hilft auch eine neue Beziehung oder die Ankündigung von Nachwuchs. Ich kenne etliche Fälle aus dem Kollegen- und Bekanntenkreis wo die Kinder irgendwann anfingen Schwierigkeiten zu machen und sich dieses bis Mitte 20 auch hinzog. Natürlich können fehlende schulische Ausbildungen dann nicht mehr von heute auf Morgen nachgeholt werden, aber entsprechende Qualifizierungen sind immer möglich wenn man denn nur will. Und das sind heute alles ordentliche Menschen mit geordneten Familienverhältnissen geworden.

Ich denke du solltest deinem Sohn deutlich sagen dass du momentan keine Möglichkeiten siehst ihn weiter zu unterstützen wenn er nicht wirklich daran interessiert ist. Aber ich würde auch immer die Hand reichen und anbieten dass er immer den Weg zu dir suchen kann wenn er es denn möchte.

Benutzeravatar

» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich fürchte, du kannst da leider nicht viel machen. Das einzige, was du machen kannst ist, dich auf deinen Beruf und die anderen Kinder zu konzentrieren und deinem "Sorgenkind" gleichzeitig das Gefühl zu vermitteln, dass du immer da bist, wenn er dich braucht und aber auch nur dann hilfst, wenn er dich darum bittet und er eben selbst einsieht, dass es so nicht weitergehen kann. Diesen Rückhalt finde ich schon sehr wichtig, dass er eben weiß, dass er immer zu dir kommen kann, wenn was sein sollte.

Benutzeravatar

» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich verstehe es gut, dass du dir Sorgen machst und ich finde es ja toll, was du alles für deinen Sohn tust, obwohl er erwachsen ist. Aber ich muss auch deinem Umfeld und meinen Vorschreibern Recht geben. Es bringt nichts, wenn du dich da weiter rein hängst und dich damit nur selber fertig machst. Er ist erwachsen und muss sein Leben selber auf die Reihe bekommen. Wie du schon richtig schriebst, brauchen dich deine anderen Kinder auch und du kannst dir nicht nur Sorgen um deinen erwachsenen Sohn machen, der sein Leben nicht auf die Reihe bekommt.

Vielleicht hilft es ihm sogar, wenn du dich von nun an heraus hältst. So hat er nun ja noch das Gefühl, dass er sich ausruhen kann und du schon alles für ihn regeln wirst. Wenn du sogar schon die Bewerbungen schreibst und solche Dinge erledigst, dann wird er vermutlich das Gefühl haben, dass er nichts machen muss. Vielleicht muss er mal merken, dass ihn sein Verhalten im Leben nicht weiter bringt und dass man Geld braucht, um im Leben zurecht zukommen und dass man dafür eben etwas tun muss. Das wird er schneller merken, wenn er weiß, dass er alleine für den Mist verantwortlich ist, in den er sich da rein gebracht hat.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Erst mal möchte ich hier großes Lob für deine Aufopferung für deinen Sohn aussprechen. Es ist wirklich schön zu lesen, dass du für ihn eine schöne Zukunft haben willst. Leider haben nicht mehr alle Eltern so ein Interesse für die Zukunft ihrer Kinder.

Zu deinem Fall. Ich würde ihn hängen lassen. Er ist alt genug und muss nun wirklich auch mal selber überlegen was er von seiner Zukunft erwartet. Man kann ihn da auch nicht zwingen. Wenn er selber nicht den Arsch hochbekommt, dann kannst du dir das leider auch nicht erzwingen.

Wenn dies aber wirklich immer der Fall ist, kann es auch sein, dass er depressiv ist und da würde es beispielsweise Sinn machen, wenn man zu einer psychologischen Beratungsstelle gehen würde. Da bekommt man auch schnell einen Termin und die können dann auch mit ihm über seine Vorstellungen reden.

Benutzeravatar

» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^