Handy am Arbeitsplatz komplett verbieten?

vom 28.08.2015, 21:17 Uhr

Eine Bekannte von mir hat einen neuen Nebenjob an einer Tankstelle angenommen und dort ist nicht besonders viel los. Sie hat einmal an einer Tankstelle gearbeitet die an einer Hauptstraße lag und dort war immer sehr viel los gewesen. Sie ist dort teilweise mit der Arbeit gar nicht mehr hinterher gekommen. Nun aber ist ihr eher langweilig da nur wenige Kunden kommen und auch im Laden eher wenig zu tun ist. Dennoch aber ist ihr verboten worden, dass Handy während der Arbeitszeit zu nutzen. Das hat ihr Chef ausführlich formuliert.

Sie darf das Handy gar nichts erst nach vorne mitnehmen, sondern muss es in ihrer Tasche lassen. Meine Bekannte findet das ganz und gar nicht gut, denn wenn sie vorne am Schalter steht und keiner kommt, ist ihr eben langweilig und da war eine Whatsapp Nachricht eine gute Ablenkung. Rechtlich gesehen darf der Arbeitgeber das aber natürlich verbieten. Habt ihr selbst auch Handyverbot auf der Arbeit? Sind euch Arbeitgeber die solche Verbote aussprechen weniger sympathisch oder macht euch das nichts aus?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Bei uns ist Handynutzung am Arbeitsplatz nicht verboten, aber mein Arbeitgeber geht davon aus, dass wir vernünftig mit dieser Regelung umgehen. Das heißt, es ist an uns, abzuwägen, wann es okay ist, mal auf sein Handy zu schauen oder auch mal eine Nachricht zu schreiben oder zu telefonieren und wann nicht.

Ich habe mein Handy immer im Büro und nehme es nicht mit zu meinen Gruppen (ich arbeite in einer Reha-Klinik) oder in Teamsitzungen oder dergleichen. Zwischendurch schaue ich mal nach, ob ich eine Nachricht oder einen Anruf verpasst habe. Es kommt aber auch vor, dass ich den ganzen Tag nicht nachschaue, weil ich's schlichtweg vergesse oder keine Zeit dazu habe.

Grundsätzlich finde ich es in Ordnung, wenn Handynutzung am Arbeitsplatz nicht erwünscht ist und dies auch ausgesprochen wird. Gerade in Dienstleitungsunternehmen kann ich das nachvollziehen. Es wirkt einfach nicht gut auf Kunden, wenn die Servicekraft/Verkäuferin, was auch immer mit dem Handy rumspielt, wenn er den Laden betritt. Ob ich das nun sympathisch finde oder nicht, ist zweitrangig. Es ist nicht unbedingt die wichtigste Aufgabe eines Chefs, sympathisch zu sein. ;)

» *Malin* » Beiträge: 141 » Talkpoints: 7,82 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Mich würde es schon sehr stören, wenn ich das Handy auf Arbeit nicht benutzen dürfte. Ich nutze es unauffällig und habe es in der Tasche, auf Vibrationsalarm gestellt. Kann ich gerade nicht an das Handy gehen, dann rufe ich beispielsweise später zurück.

Wäre das verboten, würde ich vermutlich das Handy trotzdem dabei haben und mich dann zum SMS schreiben oder Telefonieren kurz auf die Toilette oder einen anderen Ort, an dem es niemand mitbekommt, verdrücken. Aber ich würde es mir nicht nehmen lassen, mein Handy zu verwenden. Ich sehe es als eine Art Grundrecht an, ein Handy dabei zu haben.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich denke, es kommt darauf an, in welcher Branche man arbeitet, wie man das Handy nutzt und ob man Kundenkontakt hat. In manchen Branchen ist ein Handy, je nach Ausstattung generell verboten. Unter anderem aus datenrechtlichen Gründen, aber auch um die Betriebsgeheimnisse zu wahren.

Ich bin nun ja nicht mehr direkt im Berufsleben. Ich bekomme aber als Kundin teilweise die Handynutzung mit und finde sie in den meisten Fällen absolut unangebracht. Wenn man im stillen Kämmerlein arbeitet, dann mag das vielleicht in Ordnung sein. Aber nicht in einem Betrieb, in den regelmäßig Kunden kommen könnten.

Vor einigen Monaten in einem Elektrofachgeschäft. Ich suchte einen Verkäufer, den ich dann auch fand. Der war nur leider mit seinem Smartphone beschäftigt und hatte es noch eiliger mich wieder los zu werden. Und das war nicht in der Abteilung für Smartphones.

In einem anderen Geschäft. Ich komme rein, sitzt die Verkäuferin hinter der Kasse. Es schaut gerade noch der Kopf hervor. Und besagte Verkäuferin ist sehr mit ihrem Handy beschäftigt und würgt mit Mühe und Not ein Hallo hervor. Auf Fragen nach Artikeln wird wild rum gewedelt, mit dem Hinweis, der Artikel könnte eventuell dort und dort sein. Während sie zeitgleich am Handy rum klickt.

Selbes Geschäft, selbe Verkäuferin, anderer Tag. Ich komme rein. Verkäuferin sitzt auf einem Höckerchen vor einem Regal und zählt. Scheinbar die Inventur. Was so weit ja in Ordnung ist. Allerdings kommen zwischen den anderen Regalen recht merkwürdige Töne hervor. So wirkte es zumindest. Wie sich dann heraus stellte, hatte die Verkäuferin Musik auf ihrem Handy laufen und hat einen sehr eigenwilligen Musikgeschmack.

Letztens habe ich eine kranke Freundin besucht, die aus gesundheitlichen Gründen eine Haushaltshilfe hat. Das Handy der Putzhilfe, welches noch dazu einen unmöglichen Klingelton hat, klingelte irgendwie ständig. Und bei jedem Klingeln war das selbe Procedere zu beobachten. Wenn sie beim Spülen war, griff sie erst langsam nach einem Handtuch, trocknete sich die Hände ab, zog dann das Handy aus der Hosentasche. Las die SMS. Beantwortete je nach dem noch die SMS. Erzählte uns was in der SMS stand und wie sie den Inhalt fand. Packte dann das Handy wieder weg und spülte dann endlich weiter.

Von den eingegangenen SMS und Anrufen waren noch nicht mal die Hälfte dienstlich. Da rief der Weinhändler an, bei dem sie vor Monaten mal Wein bestellt hatte und dem sie umständlich erklärte, dass sie zur Zeit keinen Wein braucht. Dann machte wohl so eine Kettenmail die Runde und scheinbar jeder Verwandte schickte ihr die. Dann SMS von anderen Müttern, die sie über irgendwelche Termine irgendwann informierten. Und so weiter. Die Haushaltshilfe ist drei Stunden dort. Beziehungsweise dafür wird sie bezahlt. Schlussendlich war sie fast 30 Minuten mit ihrem Handy beschäftigt.

Ich kann generell verstehen, wenn man Mutter ist und erreichbar sein möchte. Laut meiner Freundin kommt es aber auch vor, dass die Kinder der Haushaltshilfe im Viertelstundentakt anrufen mit Belanglosigkeiten. Vor allem das älteste Kind, welches schon im Teenageralter ist. Da wird angerufen um zu fragen, ob man an den PC darf, ob man raus darf, ob ein Freund kommen darf und so weiter. Und die Punkte sind wohl generell mit den Kindern abgesprochen.

Ich habe meiner Freundin nun geraten, sich mal an den Vorgesetzten der Haushaltshilfe zu wenden und darum zu bitten, dass doch Diensthandys eingeführt werden, damit die Haushaltshilfe eben nur für den Arbeitgeber und für die Kinder erreichbar ist. Eventuell noch für andere Kunden. Damit hätten mindestens die privaten SMS und Kettenmails ein Ende.

Ich kann also verstehen, wenn ein Arbeitgeber Handys generell verbietet. Gerade eben auch in Betrieben, in denen Kundenkontakt ist, wie es eben an einer Tankstelle so ist. Man kann sich ja zur Ablenkung auch ein Buch oder eine Zeitschrift mitnehmen.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge



Ich finde es unglaublich wichtig, dass Handys und andere Geräte, die ablenken, am Arbeitsplatz untersagt werden. Es sieht nämlich immer komisch aus, wenn ein Angestellter am Arbeitsplatz mit dem Handy beschäftigt ist.

Es kommt sicherlich auf den Job an und in der Tankstelle ist es nicht ganz so schlimm, aber trotzdem ist es ein Störfaktor und macht auf Kunden immer einen unseriösen Eindruck. Arbeitszeit ist Arbeitszeit und das Handy kann in der Freizeit noch ausgiebig genug genutzt werden.

» GoroVI » Beiträge: 3187 » Talkpoints: 2,66 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Gelten diese Handyverbote dann nur für die Privatgeräte oder für alle Geräte? Ich kenne das nämlich auch so, dass manche Mitarbeiter je nach Firma oder Institut, auch Diensthandys haben mit denen sie immer erreichbar sind. Da dies dann aber wie gesagt Diensthandys sind, müsste man die ja auch verbieten, wenn alle Smartphones und Handys verboten sein sollten wegen der Ablenkungsgefahr.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich kenne es durchaus, dass das Handy am Arbeitsplatz verboten ist. Dabei bezieht sich das Verbot natürlich nur auf private Geräte. Wer beruflich ein Handy gestellt bekommt, der soll es in der Regel ja auch nutzen. Ein Verbot wäre da wenig sinnvoll. In meiner Firma ist es außerdem so, dass alle Geräte die (teilweise) dienstlich genutzt werden, registriert werden müssen. Außerdem muss eine spezielle App installiert werden, ohne die man Firmenprogramme nicht nutzen kann. Diese App verhindert auch die Installation bestimmter anderer Apps, so dass die Gefahr der Ablenkung bei Dienstgeräten äußerst gering ist.

Ich kann es auch absolut verstehen, dass private Handys am Arbeitsplatz verboten sind, denn immer hat heute kaum jemand ein altes Gerät, mit dem man nur telefonieren oder SMS schreiben kann. Im Gegenteil, mit modernen Smartphones kann man viel tun und sich damit wunderbar die Zeit vertreiben und sich von der Arbeit ablenken (lassen). Dafür ist aber eigentlich die Freizeit da und nicht die Arbeitszeit. Daher ist eine solche Anordnung nachvollziehbar.

Doch aus eigener Erfahrung kann ich nur sagen, dass eine solche Anordnung mit Bedacht erfolgen sollte - das kann sonst ganz schnell nach hinten losgehen. Bei einem ehemaligen Arbeitgeber war es so, dass aus heiterem Himmel private Handys am Arbeitsplatz verboten wurden. Es gab keine Begründung, nur das Verbot, obwohl die überwiegende Anzahl der Mitarbeiter Privathandys mit Bedacht genutzt hatten. Das heißt eigentlich nur im Notfall erreichbar waren bzw. in sehr seltenen Fällen auch mal einen Anruf im Pausenraum getätigt hatten.

Nach der Anordnung, war die erste Frage natürlich, wie man denn im Notfall erreichbar sein solle. Man solle die Durchwahl des Firmenanschlusses angeben. Die Folge: Auch abgehende Gespräche wurden von diesem Anschluss geführt und weil das so gut funktionierte, wurde dann sehr viel privat von dem ein oder anderen Firmenapparaten telefoniert. Also musste dann jemand ganz viel Zeit aufbringen und die Monatsabrechnung genau prüfen, von welchem Apparat welche Nummern angerufen wurden.

Eine weitere Folge: man lässt sich ja nichts verbieten und ist dementsprechend erfinderisch, zu verhindern, was die eigene Freiheit einschränkt. Einige Mitarbeiter benutzten ihr Handy also an bisher unbekannten Orten und das viel häufiger als vor dem Verbot. Kontrollen also unablässig, damit war dann auch wieder eine viertel Stelle geschaffen.

Am besten fand ich persönlich aber die Kollegen, die sich an das Verbot hielten, allerdings wortwörtlich. Die Handys sollten in den Taschen bleiben. Blieben sie auch, aber sie wurden nicht lautlos gestellt. Ich erinnere mich einmal an das Gesicht des Chefs als das Handy eines Kollegen während eines Chefvortrages an eben jenen Kollegen zu klingeln begann. Der Kollege hörte dem Chef weiter extrem konzentriert zu und schien das Klingeln überhaupt nicht wahrzunehmen während der Chef wurde immer irritierter aus der Wäsche guckte und zunehmend unkonzentrierter wurde.

Bei meinem derzeitigen Arbeitgeber ist es sogar explizit erlaubt, private Geräte in Maßen am Arbeitsplatz zu nutzen. Und das wird von den Kollegen auch geschätzt. In der Folge ist extensive Handynutzung aber nicht zu beobachten. Im Gegenteil, es ist eher selten, dass das private Gerät genutzt wird. Die meisten Kollegen nehmen die Privatgeräte nur in der Pause mit und schauen dann auf die neuesten Nachrichten. Daher denke ich auch, dass private Handys nicht komplett verboten werden sollten. Besser ist es klare Regeln aufzustellen, die zwar die extensive Nutzung einschränkt, aber dennoch Freiheiten erlaubt.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



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