Leuten verübeln, dass sie nicht in kleineren Läden kaufen?
Eine Bekannte meiner Eltern hat in ihrem Ort einen Laden aufgemacht und ist sehr wütend darüber, dass niemand Interesse daran hat, dort einzukaufen. Sie verkauft Schreibwaren, Taschen und Geschenkartikel. Zum Schulbeginn hat sie wenigsten einige Eltern mit ihren Kindern erwartet, aber die Kinder aus der Klasse ihres Sohnes scheinen ihre Sachen alle in der nächst größeren Stadt gekauft zu haben. Darüber ist sie nun ziemlich sauer und versteht nicht, warum die Menschen sich so verhalten. Ich kann ihren Ärger zwar nachvollziehen, sehe die Schuld aber eher bei ihr.
Warum macht sie auch einen Laden in einer derart kleinen Stadt auf? Man kann nicht einfach in einem Kaff einen Laden öffnen und dann darüber meckern, dass die Leute nicht kommen. Ich verstehe schon, dass die Leute lieber woanders kaufen, wenn warum soll ich zu ihr fahren, wenn ich vielleicht noch Kosmetikartikel, Kleidung oder sonst irgendwas brauche, was ich mir alle in einem größeren Einkaufscenter kaufen könnte. Da spart man sich den doppelten Weg und hat mehr Auswahl. Versteht ihr, warum die Bekannte meiner Eltern sich über die Leute in ihrem Ort ärgert? Ist sie letztendlich nicht selbst Schuld an ihrer Situation?
Das erinnert mich an das Kaff meiner Eltern. Dort leben knapp 2000 Seelen, wobei die jungen Leute wegen der Bildungsmöglichkeiten alle weg ziehen. Dort beobachte ich schon seit meiner Kindheit, dass das Kaff langsam verödet.
Ich erinnere mich an eine Allianz-Versicherung direkt an der Hauptstraße, die jedoch pleite gegangen ist. Dasselbe Schicksal ereilte auch dem kleinen Tante-Emma-Laden, einem kleinen Schreibwarengeschäft, der Sparkasse, der Bäckerei und sogar dem kleinen Blumenladen direkt neben dem Friedhof an der Hauptstraße.
Aber seien wir ehrlich: sollen knapp 2000 Leute jeden Tag Blumen kaufen, damit der Laden dieser Frau überleben kann oder was? So oft braucht man keine Blumen. Ich finde, dass diese Leute da selbst Schuld sind an ihrem finanziellen Ruin, wenn die sich so einen schlechten Standort aussuchen.
Es ist sicherlich unschön, dass kleine Läden keine reellen Überlebenschancen mehr haben, wenn sie nicht gerade ein Ausnahmekonzept bieten, was sonst keiner hat. Aber das ist die freie Marktwirtschaft - Wenn der Kunde entscheidet, dass er Zeit sparen möchte indem er seinen Einkauf im großen Supermarkt macht, dann ist das so.
Das einzige was der "kleine Krauter" nun machen kann ist ein perfektes Rundumserviceangebot. So halten sich ja auch kleinere Elektrogeschäfte. Diese bieten neben einer fachlich meist kompetenteren Beratung als im großen Elektrodiscounter auch ein überragendes Serviceangebot an, wie einen Montage- und Einstellungsservice sowie eine Vor-Ort-Reparatur.
Ich selbst kaufe auch zu beinahe 100% im Supermarkt ein, was aber nicht zuletzt daran liegt, dass ich in diesem arbeite und ich nicht einsehe mein Geld beim Mitbewerber zu lassen. Schließlich ist dieses Geld ja auch das was meinen Job u.a. finanziert. Ich nehme es den Leuten deshalb eher übel, wenn sie ihr Geld wo anders lassen, das liegt aber viel an der Unternehmensverbundenheit. Mir ist es relativ egal wo die Leute einkaufen gehen, wenn ich davon mal absehe.
Bevor man ein Geschäft aufmacht sollte man sich halt erst mal schlau machen wie die Situation vor Ort überhaupt aussieht. Wenn man Artikel anbietet für die kein Bedarf besteht, weil alle den Bedarf gut woanders decken können, ist doch klar, dass der Laden nicht laufen wird.
Bei mir gibt es zum Beispiel einen Stadtteil, da wechseln einige Geschäfte in der Einkaufsstraße mit schöner Regelmäßigkeit die Mieter. Bei einem Geschäft, das früher auch ständig neue Mieter hatte, ist mir aufgefallen, dass dort jetzt schon seit längerem ein Geschäft für Bio-Lebensmittel drin ist und man sieht dort auch immer Kunden. Also hat jemand anscheinend genau die Produkte gefunden, die dort gefragt sind.
Ich kann den Ärger schon verstehen, aber ich denke auch, dass es recht blauäugig ist, wenn man sich nicht vorher schlau macht, ob ein solcher Laden überhaupt in dem Ort benötigt wird. Einfach einen Laden zu öffnen ist zwar sehr ambitioniert, kann aber eben auch schiefgehen, wie die Frau gerade eben auch zu bemerken scheint. Ich kann es auch verstehen, dass man Schreibwaren lieber in größeren Geschäften kauft, wo die Preise entsprechend günstiger sind.
Man ist ja auch selbst schuld, wenn man einfach so ein Geschäft aufmacht, ohne sich richtig zu informieren. Wenn man dann auch noch sauer darüber ist, dass kein Mensch kommt, zeigt mir das, dass man einfach nicht genügend Recherchen betrieben hat. Sonst hätte man ja auch gewusst, dass so ein Geschäft nur geringe Chancen haben wird. Von daher kann ich es gar nicht so recht verstehen, weshalb man da plötzlich so überrascht ist. Wahrscheinlich hat sich die Frau aber einfach doch zu viele Hoffnungen gemacht und ist viel zu naiv an die ganze Sache heran gegangen.
Für mich ist es auch verständlich, dass man seine Sachen nicht in einer kleinen Stadt kaufen will, wenn es eine Stadt weiter viel bessere Einkaufsmöglichkeiten gibt. Es ist ja so, dass man dann direkt noch andere Sachen kaufen kann, da es in der anderen Stadt mehr zu kaufen gibt. Es gibt eine wesentlich größere Auswahl und wahrscheinlich bekommt man die ganzen Sachen dort auch noch wesentlich günstiger.
Wenn Menschen in so einem kleinen Geschäft einkaufen, dann werden es vermutlich eher ältere Menschen sein, die nicht mehr so weit fahren wollen. Ich könnte mir auch Grundschulkinder vorstellen, die ihr Taschengeld für Süßigkeiten und Zeitschriften ausgeben wollen. Da muss man aber eben auch schauen, dass man das Angebot dementsprechend nach den Kunden ausrichtet.
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