Kaum noch unabhängige Experten?

Neulich habe ich eine Reportage über Wissenschaftsjournalisten gesehen und dort ist auch sehr klar gesagt worden, dass es beispielsweise im Bereich der grünen Gentechnik und im Bereich der Ernährungswissenschaften kaum noch unabhängige Experten gibt. In der Regel bestehen Beratungsverträge und die Experten geben nur die Interessen entsprechender Unternehmen wieder. So ist inzwischen beispielsweise auch nachgewiesen worden, dass Übergewicht oder zu hoher Blutdruck nicht die schlimmen Auswirkungen hat, wie immer gepredigt wird, aber als Ernährungswissenschaftler wird man das natürlich jedem erzählen, damit die entsprechenden Unternehmen ihre Produkte verkaufen können.

Wusstet ihr, dass es auf manchen Bereichen bereits so gravierend ist? Seit ihr selbst in eurer Expertenmeinung auch schon beeinflusst worden oder habt ihr vielleicht einen Experten aufgesucht bei dem ihr das Gefühl hattet, dass er nicht ganz ehrlich zu euch ist?

Auch "Experten" sind Menschen mit Meinungen und Studien lassen sich schon in ihrer Gestaltung so anlegen, dass sie bestimmte Ergebnisse liefern. Genauso wie deren Interpretation je nach Intention sehr unterschiedlich ausfallen kann. Das muss noch nicht einmal absichtlich passieren. Ein "Experte" ist also nie wirklich unabhängig, sondern hat auch immer bewusst oder unterbewusst eine eigene Meinung, die das Ergebnis beeinflussen.

Von daher ist mir absolut schleierhaft, wie du ganz fest der Annahme bist, dass es bewiesen sei, dass Übergewicht und hoher Blutdruck nicht die Auswirkungen hat, die in zahlreichen Studien nachgewiesen wurden. "Schlimm" ist natürlich völlig subjektiv, nicht messbar und unwissenschaftlich. Wenn man von schlimmen Auswirkungen redet, ist das schon eine Interpretation. Außerdem könnten diese Studien genauso von der Nahrungsmittelindustrie finanziert gewesen sein. Es muss ja nicht immer auf den ersten Blick offensichtlich sein, dass ein Sponsor dahinter steckt.

Mir ist eigentlich ganz sonnenklar, dass auch "Experten" und Wissenschaftler aller Art gar nicht unabhängig sein können, schon alleine deswegen, weil sie für ihre Arbeit bezahlt werden möchten. Wissenschaftliche Forschungsprojekte aller Art müssen ja schließlich von irgendwo her gefördert werden, da bleiben Verstrickungen aller Art einfach nicht aus.

Auch die Persönlichkeit, die Lebenserfahrung und die individuellen Vorstellungen spielen schließlich bei jedem Beruf eine Rolle. Man könnte sich genau genommen sogar fragen, ob ein Wissenschaftler noch "unabhängig" ist, wenn er sich einer bestimmten Denkrichtung verschreibt oder sich an Vorbildern orientiert und in ihrem Sinne seine Projekte vorantreibt.

Das ist natürlich nicht optimal. Vielleicht wäre es besser, wenn Wissenschaftler, Forscher und Experten aller Art ganz ohne Hintergedanken und frei von allen Finanzfragen nach der reinen Lehre und Erkenntnis streben könnten und geschlossen zum Wohle der Menschheit ihrer geistig anspruchsvollen Tätigkeit nachgehen. Idealerweise müssten sie ihre Arbeit dann sogar aus der eigenen Tasche finanzieren. Aber die Realität sieht nun mal anders aus.

Ich würde mich auf Grund dieser Tatsache aber noch lange nicht in irgendwelche Verschwörungstheorien verwickeln. Nur weil die Forschung mit der Wirtschaft zusammenarbeiten muss, heißt das in meinen Augen noch lange nicht, dass dies unbedingt zu Lasten der breiten Bevölkerung geschieht. Der Kapitalismus braucht ja schließlich halbwegs gesunde, leidlich wohlhabende, kaufkräftige und motivierte Konsumenten.