Keine Selbstreflexion und Selbstkritik bei Eltern?

vom 18.08.2015, 10:59 Uhr

Ich möchte in diesem Thread etwas beschreiben, was mir schon häufiger bei Eltern aufgefallen ist. So habe ich beispielsweise schon sehr oft bei meiner Mutter bemerkt, wie sie andere Eltern für deren Erziehung und Verhalten kritisiert hat und gar nicht gemerkt hat, dass sie es genauso macht. Selbst wenn man sie darauf hinweist, dass sie doch genauso ist, perlt das an ihr ab und sie ignoriert das. Sie ist in dieser Hinsicht absolut beratungsrestistent und das ist mir auch schon bei anderen Eltern aufgefallen.

Meine Schwägerin ist noch so ein Beispiel. Sie kritisiert, dass ihre 13-jährige Tochter so materiell und egoistisch geworden sei und merkt gar nicht, dass sie durch ihr "vorbildliches" Verhalten selbst Schuld daran hat. So kauft sie beispielsweise nie gebrauchte Sachen und muss immer Sachen von absoluter Premium-Qualität zu Hause haben. Sie ist sehr auf Luxus und Geld fixiert und wundert sich dann, wenn die Tochter genauso wird.

Jetzt soll das Kind auch noch zur Konfirmation geschickt werden in der Hoffnung, dass diese "Unarten" ausgetrieben werden durch christliche Werte. Aber wenn die Mutter weiterhin so ein schlechtes Vorbild ist, wird das meiner Ansicht nach nicht viel bringen. Warum sind so viele Eltern absolut nicht zu Selbstreflexion und Selbstkritik fähig? Woran liegt das und wie geht ihr damit um?

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich weiß nicht, ob mangelnde Fähigkeit zur Selbstkritik eine Eigenschaft ist, die direkt an Mutter- oder Vaterschaft gekoppelt ist. Jedenfalls sind mir auch schon viele kinderlose Menschen begegnet, die meine Kritik und meine Hinweise, dass ihr eigenes Verhalten auch nicht immer vorbildlich sei, einfach ignoriert haben. Das könnte natürlich auch damit zusammenhängen, dass ich mich eigentlich ungefragt in ihre Angelegenheiten gemischt habe. :)

Andererseits kann ich mir auch vorstellen, dass gerade Leute mit Kindern praktisch vom Kauf der ersten Umstandshose an mit Kritik, Vorschlägen, Ermahnungen, Ideen und Erfahrungen anderer Leute überschüttet wurden und sich schon deswegen ein dickes Fell zulegen mussten, um nicht auszuflippen.

Außerdem ist es ja oft schwer, Leute, die einem so nahe stehen wie das eigene Kind oder der Lebenspartner, objektiv zu beurteilen und entsprechend mit ihnen umzugehen. Außerdem lassen sich Kinder und Heranwachsende auch nicht beliebig formen sondern tun oft einfach das, was sie wollen. Bei einer 14-jährigen würde ich mir fast schon eher Sorgen machen, wenn sie nicht etwas oberflächlich und materialistisch daher kommen würde. Sie lernt ja noch, die meisten von uns waren in dem Alter auch nicht anders.

Ich würde mich daher nicht groß über tatsächliche oder vermeintliche Kritikunfähigkeit von Menschen mit Familie grämen, sondern lieber vor meiner eigenen Türe kehren. Manchmal beschleicht mich nämlich die unangenehme Vorstellung, dass ich auch nicht alles richtig mache und selber noch viel zu lernen habe.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


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