Historische Feste: Authentischer Veranstaltungsort wichtig?

vom 10.04.2014, 04:14 Uhr

Ich musste eben an eine Sache zurückdenken, die ich vor etwa fünf Jahren erlebt hatte. Ich war zu einem Mittelalter-Fest gegangen, das bei einem Gutshof in der Gegend, in der ich damals lebte, stattfand. Es hieß, dass Besucher in zeittypischer Gewandung kostenlos hinein kämen, andernfalls wurde ein gar nicht mal so günstiger Eintritt fällig.

Ich zog mir also passende Kleidung an. Letztendlich bekam ich aber keinen kostenfreien Eintritt, weil man bemängelte, dass ich eine Armbanduhr trug. Es sei anzumerken, dass man die aufgrund der langen Ärmel meines Kleides im Normalfall sowieso nicht sehen konnte, abgesehen davon bot ich auch an, die Uhr auf dem Gelände abzunehmen, aber es half nichts. Wobei das wohl eher eine Sympathie-Sache war. Seltsamerweise kamen nämlich direkt vor mir Leute mit bunten Feenflügeln auf dem Rücken kostenfrei durch, ebenso ein Mann mit Schuhen mit Klettverschluss, aber bei mir war eine Armbanduhr offenbar zu unauthentisch. Wobei mich das Eintrittsgeld, das fällig wurde, weniger störte, als diese dämliche Willkür.

Hineingegangen bin ich dann doch, den Eintrittspreis zahlend, und murrte den Kassentypen, der dann noch meinte, sie würden bei dem Fest doch so auf "mittelalterliche Authentizität" achten, es würde ja sogar bei diesem alten Gutshof stattfinden, an: "Der Gutshof ist noch keine 200 Jahre alt. So viel zum Thema 'authentisch mittelalterlich'. Dankeschön." Natürlich viel dem Typen nichts weiter als ein willkürliches, bedeutungsloses "Aber das ist doch etwas ganz Anderes!" ein.

Aber mal abgesehen von dieser kleinen Erinnerung: Findet Ihr es wichtig, oder zumindest die Gesamtatmosphäre positiv beeinflussend, wenn so ein Fest mit historischer Thematik auch an einem authentischen Ort stattfindet? Oder ist Euch das eher egal? Würdet Ihr für ein Fest an einem historisch authentischen Ort eine längere Anfahrt in Kauf nehmen oder ein höheres Eintrittsgeld? Oder, anders formuliert: Inwiefern würde die Tatsache, dass das Fest an einem authentischen oder an einem unauthentischen Ort stattfindet, Eure Bereitschaft, dorthin zu gehen, oder auch Euer Verhalten vor Ort, beeinflussen? Inwiefern wäre das der Fall? Oder gäbe es keinen Unterschied für Euch?

Nebenbei: Mir ist schon bewusst, dass man in manchen Gegenden einfach keine historisch wirklich passende Anlage finden kann. Und sicher ist auch ein nicht so ganz passender, aber dennoch ansehnlicher Ort, kein schlechter Platz für eine Veranstaltung. Im genannten Beispiel fand ich es nur etwas lächerlich, mit Authentizität zu prahlen, die gar nicht wirklich vorhanden ist. Und abgesehen davon vertrete ich aber durchaus die Meinung, dass ein authentischer Ort zwar nicht unerlässlich ist, die Veranstaltung noch einmal schöner macht, wenn es denn möglich ist, so einen Ort zu finden.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



An authentischen Orten mangelt es in der Gegend, in der ich wohne, nicht. Klar ist es immer ein besonderes Ereignis, wenn Veranstaltungen, die sich auf das Mittelalter beziehen, auf einer entsprechenden Burg oder ähnlichem stattfinden. Es gibt aber auch in den umliegenden Kleinstädten Veranstaltungen dieser Art, die auf simplen Wochenmarktplätzen stattfinden. Auch diese Veranstaltungen erfreuen sich außerordentlicher Beliebtheit.

Mir selbst ist es verhältnismäßig wurscht, ob der Veranstaltungsort authentisch ist oder nicht. Der einzige Ort, an dem ich das als wichtig und sehr passend aufgebaut empfinde, ist Haddeby beziehungsweise Haithabu gleich neben Schleswig. Was dort an Geschichte an diesem Wikingerort geboten wird, ist wirklich beeindruckend.

» tok_tumi » Beiträge: 837 » Talkpoints: 1,20 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Besonderen Wert darauf legen würde ich nicht, aber ich finde es schadet definitiv nicht. Zwar muss es nicht zwangsläufig auf einer Burg stattfinden oder auf einem Platz der tatsächlich aus dem Mittelalter stammt, aber zumindest sollte die Umgebung ein wenig altertümlich aussehen. Da finde ich jetzt einen Gutshof gar nicht so schlecht.

Stellt euch mal vor man würde ein Mittelalterfest mitten in der Frankfurter Innenstadt veranstalten, mitten unter zahlreichen Hochhäusern. Da würde ich das Feeling auf einem Gutshof deutlich angenehmer finden. :D

» Anijenije » Beiträge: 2730 » Talkpoints: 53,02 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Für mich sind authentische Veranstaltungsorte nun unbedingt kein muss, aber wenn es an solchen Orten ist dann habe ich deutlich mehr Spaß bei diesen Veranstaltungen. Historische Gemäuer beflügeln meine Phantasie, auch wenn sie nun nicht unbedingt schon so alt sind wie es die Veranstaltungen vorgaukeln. Mir reichen dann schon alte Backstein- oder Sandsteingemäuer, viel anders hat man ja im Mittelalter auch nicht gebaut. Auch wurden dort oft die Steine aus alten nicht mehr genutzten Burganlagen wiederverwendet so dass das Flair schon passt.

Ich besuche sehr gerne solche Veranstaltungen, vorwiegend sind sie militärischer Natur. Da greift man meistens auf alte Kasernengelände zurück oder auf Festungsanlagen. Bei uns in der Gegend wird eine uralte Klosteranlage dafür regelmäßig genutzt. Die hat naturgemäß nun nichts mit Gefechtsdarstellungen zu tun, aber das Umfeld passt. Schöne Mauern und Gebäude, ein buckliges Pflaster, einen verträumten Klostergarten- eben alles was dazu gehört. Wenn dann noch verstreut die Biwaks der Darsteller aufgestellt sind dann fehlt eigentlich nichts um die Illusion perfekt zu machen.

Ich muss aber zugeben, wenn das Gelände authentisch ist dann ist es einfach schöner. Ich besuchte zweimal das Spektakulum, das ist so eine reisende Mittelaltershow. Einmal war ich in den Schlossanlagen der Bückeburg und einmal bei uns auf dem Flugplatz direkt vor der Haustür. Bückeburg war eindeutig schöner obwohl dasselbe Programm abgespielt wurde. Dafür konnte man auf dem Flughafen Krach ohne zeitliche Begrenzung machen und das war auch toll. Wenn es stockfinster ist dann sieht man sowieso nichts mehr.

Zu den Preisen, die muss man einfach akzeptieren. Ich schlucke auch manchmal, aber ich habe ja etwas davon. Das mit der Armbanduhr diente höchstwahrscheinlich der Gewinnmaximierung und ist höchst ärgerlich und unprofessionell. Gerade wo du sagtest dass du die Uhr auch ablegen lassen kannst. Da bist du sicherlich an den dortigen König geraten, denn normalerweise sind dort alle gut drauf.

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



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