Buchvorstellung: Alles glitzert von Véronique Ovaldé
Ich möchte das Buch "alles glitzert" von Véronique Ovaldé vorstellen. Es erschien auf Deutsch 2006, und ich habe die gebundene Ausgabe, übersetzt von Claudia Kalscheuer. Leider kann ich die Qualität der Übersetzung nicht beurteilen, weiß aber, dass hier manch Unglück passieren kann. Diese Buch allerdings müßte, wenn es noch wesentlich besser als die Übersetzung sein sollte, ein echtes Juwel sein in der Originalsprache!
Die Person, für die alles glitzert, ist Nikko, ein Eskimomädchen, die das einzig überlebende Kind eines großen Unfalls einer Fabrik im Norden Kanadas ist. Alle anderen Kinder und zum Teil auch die Schwangeren dieses Jahres sterben, nur sie überlebt, schwer behindert und krank zwar und von den anderen Eskimos fast als aussätzig behandelt, aber sie bleibt am Leben und wächst auf in der Trostlosigkeit einer vom alkoholabhängigen Vater nach einem schweren Unglücksfall verlassenen Familie, mit wenig Aussicht auf irgendeine Form der Zukunft, die ihre Situation ändern könnte.
Auf der Suche nach Fluchtmöglichkeiten versucht Nikko, die Medikamente zu entziehen, die sie seit jeher wegen des Fabrikunfalls nehmen muss und entdeckt viele verschiedene Facetten Wege, sich darzustellen und vor allem in Ruhe gelassen zu werden. Sie sinnt darauf, ihrem Umfeld zu entfliehen, und sieht als junge Frau eine Chance darin, einen Ausländer, der der Arbeit wegen nach Koukdjuak, also die Siedlung, kam, zu heiraten und bekommt ein Kind von ihm. Ihr Weg wird aber anders verlaufen als man annehmen könnte.
Das Buch zeichnet sich durch verstörende Ansichten aus, es wirkt gleichsam entfernt von allem und die Protagonistin, Nikko, die aus der Ich-Perspektive erzählt, wird einem nicht verständlicher im Laufe des Buches. Eher begleitet man sie ob des fremden Lebens und der fremden Bilder staunend und erschaudernd durch die Welt, in der alles glitzert, und oft weiß man nicht einmal ansatzweise, wo Fiktion und Realität ineinander übergehen.
Das Buch hat mich fasziniert, obwohl ich, als ich fertig gelesen hatte, nicht wirklich sagen konnte, was ich da eigentlich gelesen hatte, ja, ich hätte mich schon schwer getan, die Handlung auch nur anähernd wiederzugeben. So ist denn auch das Handlungsgerüst oben dem Roman nicht entsprechend, denn es ist in keiner Weise ein Klischee-Roman, der einfach einem Leben folgt. Besonders das Ende ist eigenartig, aber im Gegensatz zu dem Ende von z.B. "Frl. Smillas Gespür für Schnee" keine Enttäuschung, weil es nicht aufgesetzt oder bemüht wirkt, sondern einfach endet...
Ich tauche beim Lesen gerne in andere, für mich bisher unbekannte, Welten und Kulturen ein. Von Eskimos habe ich bisher noch nichts gelesen. Fräulein Smillas Gespür für Schnee habe ich nach den ersten Seiten weg gelegt. Auch spricht mich das Szenario generell an. Also das Überleben einer einzigen Person nach einer Katastrophe und wie sich die Person entwickelt.
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