Beschäftigt ihr euch mit dem "Flüchtlingsdrama"?

vom 19.08.2015, 18:18 Uhr

Die Medien sind voll davon, jeder dritte Facebook-Post gibt einen Kommentar dazu ab, der wiederum zu unzähligen weiteren Kommentaren führt, in denen sich zwei Fronten gegenüberstehen, um sich an die Wand zu diskutieren. Diese Omnipräsenz der Flüchtlingsthematik führt dazu, dass ich mir täglich Artikel und deren Kommentare durchlese, oder Videos und Fernsehbeiträge zum Thema anschaue und dann sehe, wie das Internet darauf reagiert. Ich habe zu dieser ganzen Thematik eine Meinung, wenngleich ich das Gefühl habe, noch nicht über genug Wissen zur aktuellen politischen Lage in Deutschland, sowie in den Flüchtlingsländern zu verfügen, um angemessen argumentieren zu können.

Deshalb habe ich mir schon vor einigen Wochen vorgenommen, als die Brisanz des Themas schon offensichtlich war, mich künftig tiefergehend mit der Problematik zu beschäftigen, Hintergründe verstehen zu lernen und vorallem - unangebrachte Kommentare/Behauptungen entkräften zu lernen. Denn leider gibt es in meiner eigenen Familie Personen, mit deren Meinung ich absolut nicht konform gehe, manche sind schon so verfahren, dass eine sachliche Diskussion nicht mehr möglich ist. Bei anderen habe ich einfach das Gefühl, sie reden einigen Meinungen und mutmaßlichen Fakten nach, ohne deren Hintergrund zu überdenken.

Auf jeden Fall habe ich mir vorgenommen, mich in Zukunft weiter zum Thema zu belesen und anstehende Aufklärungsveranstaltungen zu besuchen, um einigen Leuten in meinem Umfeld eine andere Sichtweise auf die Thematik ermöglichen zu können. Was ist mit euch? Geht euch die tägliche Berichterstattung zu dem Thema auf die Nerven? Veranlasst euch die Allgegenwärtigkeit der Problematik zur tiefergehenden Beschäftigung mit dem Thema oder seid ihr vielleicht bereits in irgendeiner Weise aktiv und engagiert euch?

» Schnuffline » Beiträge: 1019 » Talkpoints: 33,16 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Mittlerweile beschäftige ich mich nicht mehr mit dem Thema, es würde mich einfach zu stark aufregen, die wirklich armen und schutzbedürftigen Menschen haben gar kein Geld um zu flüchten! Sollen doch die Regierungen alle Menschen dieser Welt planlos aufnehmen und sich von den meisten ausnutzen lassen, irgendwann wird sich das Problem vermutlich sehr unschön lösen, die Zahl der Asylgegner steigt täglich an, sogar unschuldige Ausländer, welche hier geboren wurden, werden aus Wut zusammengeschlagen oder angegriffen.

Viele machen die Flüchtlinge für die leeren Staatskassen verantwortlich, aber wie oben erwähnt ist der Staat schuld an diesem Chaos. Eine sachliche Diskussion kann man sowieso schon lange nicht mehr führen, sei man nun ein Gegner oder ein Befürworter.

» Bascolo » Beiträge: 3586 » Talkpoints: 0,29 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ich habe mich eingehend mit dem Thema beschäftigt. Seit etwa einem Jahr, oder wie lange dieser Zirkus schon geht, sind Zeitungen und Medien im Allgemeinen ja voll davon und da ich viele Zeitungen des ganzen politischen Spektrums lese von der Zeit bis junge Welt, konnte ich mir eine differenzierte Meinung dazu bilden. Viele Zeitungen sehen dieses Thema ja durchaus unterschiedlich und es ist meiner Meinung nach wichtig, auch Artikel zu lesen, die nicht nur das beschreiben, was man lesen will.

Mittlerweile hängt einem das Thema ja zu den Ohren raus, weil man in den Nachrichten tagtäglich von Übergriffen auf Asylantenheime hört oder davon, dass wieder hunderte Menschen auf dem Meer ertrunken sind. Was einen vor einem halben Jahr noch berührte, ist aber heute Normalität und lässt einen weitesgehend kalt. Daher klicke ich jetzt auch nicht mehr jeden Artikel an.

Aber sich damit zu beschäftigen, um die Argumente der anderen zu entkräften, halte ich für Blödsinn. Wenn jemand seine gefestigte Meinung hat, kann man noch so viel argumentieren. Der andere wird sowieso nicht davon abkommen. Erst gestern habe ich mit meinem Freund, einem absoluten Gutmenschen, darüber geredet. Der würde hier alles und jeden aufnehmen, egal ob es sich um Kriminelle handelt oder Leute, die unser Sozialsystem aushöhlen.

Damit will ich nicht sagen, dass ich Asylanten für kriminell halte, sondern dass es meinem Freund egal wäre, selbst wenn das der Fall wäre. Ihn stört es nicht einmal, dass Europa sich nachhaltig zum Schlechten für uns entwickeln könnte. Das ist ok für ihn, wenn er anderen damit helfen kann. Jemanden mit so einer Meinung wird man auch mit Statistiken und guten Argumenten sowieso nicht zum Überdenken der eigenen Meinung bewegen können. Umgekehrt wird man einen Neonazi auch nicht durch unnötige Facebook Diskussionen oder Statements von Til Schweiger oder Joko und Klaas zum nicht-Nazi machen können.

Daher glaube ich, dass es für den eigenen Seelenfrieden besser ist, sich nicht so viel mit dem Thema zu beschäftigen und solchen Gesprächen aus dem Weg zu gehen.

» Cappuccino » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich habe mich auch ein wenig mit dem Thema beschäftigt, aber nicht besonders tief. An stark emotionalen Diskussionen beteilige ich mich eher weniger, schon gar nicht auf Facebook oder ähnlichen Plattformen. Lediglich hier beteilige ich mich in dem ein oder anderen Thema, vor allem weil es hier noch relativ gesittet zugeht.

Gegen einen Asylgegner zu diskutieren, halte ich auch nicht wirklich für sinnvoll. Die sind meistens so emotional aufgewühlt, dass man sie gar nicht mit vernünftigen Argumenten überzeugen könnte.

An leeren Staatskassen kann es auch nicht liegen. Schließlich hat Deutschland dieses Jahr schon einen riesigen Milliardenüberschuss gemacht. Der Staatshaushalt saniert sich im Moment mit Hilfe der "Dividende" aus Eurokrise und Niedrigzinsen. Geld um Flüchtlinge aufzunehmen und zu integrieren ist also genug da.

Die Überforderung ist also nicht finanzieller, sondern rein organisatorischer Natur. Das ist unschön für die Flüchtlinge, aber es würde deutsche Bürger überhaupt nicht betreffen, außer dass vielleicht eine Turnhalle vorübergehend nicht für ihren Zweck nutzbar ist oder ähnlich kleine Unannehmlichkeiten. Komischerweise entstehen wegen dieser organisatorische Probleme Ängste unter den Bürgern, die völlig irrational sind.

Im Endeffekt ist es aber wohl immer die Angst, dass ein Flüchtling jemanden den Job weg nehmen kann, weil er fleißiger ist oder für einen geringeren Lohn arbeitet. In Regionen mit hoher Arbeitslosigkeit ist das wiederum verständlich, aber es rechtfertigt natürlich immer noch keine Gewalt.

» Weasel_ » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Mod am 27.08.2015, 16:22, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen


Mich beschäftigt und bewegt das Thema derzeit schon sehr und ich versuche auch, mich aktiv in die Sache einzubringen und etwas für die Flüchtlinge zu tun. Bei uns in Österreich gibt es das Erstaufnahmezentrum Traiskirchen, wo man über die Medien und viele Privatpersonen jeden Tag mitbekommt, welche furchtbaren Zustände dort herrschen.

Wir waren jetzt schon mehrere Male selbst vor Ort und haben Kleidung und Lebensmittel vorbei gebracht - beides wurde von den Leuten mit großer Dankbarkeit entgegen genommen. Einfach weil sie von den zuständigen Instanzen nicht ausreichend damit versorgt werden, was für mich inakzeptabel ist.

Sowohl Österreich als auch Deutschland gehören zu den reichsten Ländern der Welt und wir schaffen es einfach nicht, diesen Menschen zumindest ein gewisses Maß an Grundstandards (sicheres Dach über dem Kopf, Nahrung, ärztliche Versorgung,...) zu ermöglichen.

» Helenchen » Beiträge: 17 » Talkpoints: 3,31 »


Ich beschäftige mich eigentlich jeden Tag mit dem Thema. Am Anfang war ich einfach schockiert und konnte es mir nicht vorstellen was da in Syrien und ähnlichen Ländern passiert, während ich die Bilder gesehen habe. Es fiel mir schwer mir vorzustellen das es anderen Menschen so schlecht geht wo es uns so gut geht und ich konnte mir irgendwie auch nicht wirklich vorstellen wie Menschen so grausam sein können.

Dann hatte ich als Pfadfinderleiterin den ersten Kontakt zu Asylbewerberkindern, da diese zu uns in die Gruppenstunden kamen. Dadurch wurde mein Interesse immer mehr geweckt und in mir das Bedürfnis geweckt, mehr zu tun als nur nett zu grüßen auf der Straße, weswegen ich mich an die Betreuer unseres Flüchtlingsheims gewendet habe. Seit dem bin ich an zwei bis fünf Tagen in der Woche im Asylbewerberheim. Ich erledige mit den Leuten Behördengänge und Arztbesuche, spiele mit den Kindern, gebe Deutschunterricht und höre zu wann immer jemand einen zum reden braucht.

Seitdem muss ich sagen, dass ich recht emotional auf Asylgegner reagiere. Denn für mich sind es nicht mehr nur irgendwelche Geschichten, sondern ich kenne die Menschen dahinter. Wenn ich höre das wieder ein Boot untergegangen ist, muss ich an den kleinen Benjamin denken der auf dem Meer Vater und Bruder verloren hat, wenn ich höre das der IS wieder ein Dorf überfallen hat muss ich an Ranja denken, welche mit ansehen musste wie der IS wochenlang in ihrem Ort gewütet hat bevor sie in die Berge fliehen konnten. Daher fällt es mir im Moment recht schwer sachlich zu diskutieren, denn für mich sind es reale Menschen, was bei den Asylgegnern leider oft nicht so ist.

» milli23 » Beiträge: 1214 » Talkpoints: 2,62 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich bin inzwischen bei dem Thema direkt auf 180. Für mich war es eher ein Grenzöffnungsdrama und die Merkeldämmerung hat wohl nun endlich begonnen. Die massenhafte Aufnahme völlig unbekannter Menschen hilft uns eben nicht, sondern verursacht nur ein Haufen Probleme, über die wir nicht mehr Herr werden. Wie sich gezeigt hat, kann die Integration auch scheitern und wir haben dann ein Haufen nichtintegrierter Personen bei uns, die wir nicht mehr los werden.

» Juri1877 » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



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