Giftigkeit von Quecksilber über Jahrhunderte unbekannt?

vom 23.08.2015, 19:54 Uhr

Ich lese derzeit ein sehr interessantes Buch von John Emsley mit dem Titel ''Mörderische Elemente''. Es geht um giftige chemische Verbindungen deren Gefährlichkeit den Menschen früher nicht bewusst war und sie sich somit teilweise selbst vergiftet haben, ohne es zu wissen. Mich erstaunt allerdings, dass bereits die alten Griechen wussten, dass Quecksilber sehr giftig war und davor gewarnt haben, während die Menschen vom Mittelalter bis Mitte des 20. Jahrhunderts offenbar wenig darüber wussten. Sie haben Quecksilber als Abführmittel genutzt. bis 1952 noch als Pulver für zahnende Babys und es gab diverse Pillen und Pasten in der Apotheke, denen Quecksilber zugesetzt war.

Ich selbst verstehe einfach nicht, wie den Menschen über Jahrhunderte nicht auffallen konnte, dass die regelmäßige Einnahme solcher Verbindungen nicht gerade gesundheitsfördernd ist. Könnt ihr das verstehen? Ging es dabei um wirtschaftliche Aspekte, da man das Quecksilber weiterhin verkaufen wollte oder haben die Menschen es wirklich nicht gemerkt?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Das waren ehr religiöse/politische Probleme. Denn gerade die Forschung im alten Griechenland und auch besonders in Arabien war für den christlichen Raum ketzerisch und nicht von Gott gewollt und somit nicht annehmbar. Es wurde also einfach nicht zur Kenntnis genommen und von Null an selber "geforscht" und natürlich wurden die gleichen Fehler, die vorher schon in den alten Forschungen gemacht wurden noch mal gemacht.

Heute, mit dem Wissen von Jahrhunderten kann man schnell sagen, dass es doch dumm war die alten Kenntnisse nicht einfach zu übernehmen und als gut anzusehen. Aber damals gab es diese Kommunikation und den Austausch von Wissenschaft nicht oder nur unter "Gleichgesinnten" Je nach politischer Lage war es sogar gefährlich zuzugeben, dass man sein Wissen aus alten Schriften hatte und darauf seine eigene Forschung gegründet hat.

Wissen ist also über die Jahrhunderte verloren gegangen und erst heute durch Forschung alter wieder entdeckter Schriften oder anderen Quellen zu Tage geführt worden. Sodass man heute weiß, dass es gerade in der Chemie, der Physik und der Pflanzen/Heilkunde schon sehr früh Kenntnisse gab, die schlicht weg in späteren Jahren ignoriert wurden, weil sie von den "falschen" Ländern erforscht wurden und dem jeweiligen Herrscher nicht passten.

Benutzeravatar

» akasakura » Beiträge: 2635 » Talkpoints: 1,50 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Das Wissen der Antike ist irgendwann untergegangen. Schon Plinius der Ältere beschrieb dass in den Bleiwerken Roms die Arbeiter nach kurzer Zeit die Arme abfaulten um es mal drastisch zu sagen. Dieses Thema griff erst wieder Friedrich Engels in seinem Werk „der Lage der arbeitenden Klasse in England“ aus. Dazwischen gab es noch einmal um 1700 einen Herrn Namens Ramazzini der sich intensiv mit berufstypischen Erkrankungen beschäftigte die zum Beispiel beim Umgang mit Schwermetallen und Substanzen aller Art auftreten konnten.

Ich will nicht behaupten dass es damals niemand groß interessiert hat ob der Umgang mit bestimmten Stoffen gefährlich ist, aber vieles Unerklärliche wurde auch als Gott gegeben oder als himmlische Strafe angesehen. Oder durch den vorherrschenden Aberglauben wurden andere Ursachen (Hexen) ausgemacht. Außerdem wirken solche Vergiftungen auch häufig kumulierend und bis es zur Erkrankung kommt dauert es dann eine Weile. Kaum jemand wird dann die Erkrankungsursache oder die Symptome auf die wahren Ursachen zurückführen können. Außerdem wurden die meisten Menschen auch nicht so alt.

Ich kann mir aber eher vorstellen dass bestimmte Dinge schon bekannt waren, diese aber nicht publiziert wurden beziehungsweise sie keiner größeren Menschenmasse bekannt gemacht wurden. Der Dorfschmied wusste garantiert aus eigenem Erleben dass die Verwendung verschiedener Legierungen für ihn tödlich ausgehen konnte oder dass sie mit Unwohlsein verbunden waren. Das Wissen gab er dann an seinen Sohn weiter, aber das war es dann auch schon.

Um bei deinem Beispiel mit dem Quecksilber zu bleiben, ich stelle mir da den kleinen Dorf-Arzt vor der alle möglichen Patienten mit den unterschiedlichsten Methoden behandelt. Die einen sterben, die anderen werden geheilt, so wie es schon immer war. Die Anzahl der durchgeführten Behandlungen ist viel zu gering um da eine signifikante Aussage durch den Arzt treffen zu können ob er nun seine Patienten dadurch geheilt oder umgebracht hat. Es macht ja auch die Dosis, aber das ist wieder ein anderes Thema.

Benutzeravatar

» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^