Einwanderungsgesetz wegen Fachkräftemagel?

vom 24.08.2015, 07:29 Uhr

Im Zuge der Flüchtlingsdebatte kam nun das Thema hoch, dass auch viele dieser Menschen Qualifikationen besitzen, die in Deutschland dringend benötigt werden. Klaus Engel, der Chef vom Chemiekonzern Evonik zum Beispiel würde gern Asylbewerber in Deutschland behalten, wenn diese für seinen Betrieb qualifiziert genug sind und angestellt werden könnten, obwohl ihr Asylantrag abgelehnt wurde und sie abgeschoben werden müssten.

Ich selbst arbeite in der IT-Branche und auch wir suchen öfter mal dringend neue Leute für einen Großauftrag. Fest angestellt wird dabei keiner und wir interviewen in diesem Prozess auch reichlich Bewerber. Auffallend ist dabei vor allem die hohe Zahl an Freiberuflern oder Arbeitnehmerüberlassungen durch Vermittlungsfirmen. Die Kosten für solche Mitarbeiter sind natürlich recht hoch.

Von einem echten Mangel an Arbeitskräften kann ich jedoch nicht sprechen. Woran es wohl eher mangelt, sind billige und trotzdem hoch qualifizierte Kräfte. Die Forderung von Herrn Engel wirkt für mich daher stark nach einer Forderung für höhere Konkurrenz im eigenen Land und nach einer Hintertür um die Lohnkosten drücken zu können, indem billigere ausländische Arbeitskräfte in's Land geholt werden.

Wie seht ihr das? Ist nach eurer Ansicht ein solcher Schritt tatsächlich notwendig oder sehr ihr das ähnlich wie ich, dass hier nur ein weiterer Weg zu billigeren Mitarbeitern gefordert wird?

» Malefactum » Beiträge: 132 » Talkpoints: 69,24 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Die Frage ist doch immer, was genau man als "Fachkraft" bezeichnet. Einen Mangel an hoch qualifizierten Personal sehe ich im Allgemeinen eigentlich nicht. Den gibt es je nach Region und Branche aber trotzdem. Es gibt einfach viele Regionen besonders in Süddeutschland, in denen quasi Vollbeschäftigung herrscht und da muss man einfach hoch qualifiziertes Personal oder Nachwuchs mit Potential "importieren". Vorzugsweise macht man das natürlich aus Deutschland, aber der Vorrat ist hier einfach sehr begrenzt, schon weil viele Deutsche nicht innerhalb der Bundesrepublik mobil sein wollen.

Das Problem bekommt man aber halbwegs in Griff, indem man eigenen Nachwuchs ausbildet. Das funktioniert nach meinen Beobachtungen noch meistens ganz gut.

In dem Zusammenhang geht es aber meiner Meinung nach nicht um solch hoch qualifiziertes Personal. In dieser Diskussion ist mit Fachkraft wohl eher Facharbeiter und Handwerker gemeint. Und hier gibt es gerade in den erwähnten Regionen mit Vollbeschäftigung teilweise einen extremen Mangel.

Gerade kleine Betriebe haben große Probleme, weil die Industrie einfach Leute aus allen Branchen "aufsaugt". Da werden auch KFZ-Mechaniker und Friseure in der Produktion als ungelernte Arbeitskräfte eingestellt, weil dort viel besser bezahlt wird. Die Kleinbetriebe können einfach nicht so hohe Gehälter bezahlen, um das zu kompensieren. Besonders unbeliebte Berufe wie Metzger und Bäcker haben da ein großes Problem, Auszubildende zu bekommen und später zu halten.

Und gerade diese Kleinbetriebe könnten von Einwanderern sehr profitieren. Die Leute sind doch eher bereit Jobs zu machen, für die sich keine Deutschen mehr finden.

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