Woher kommen Schicksalsgeschichten in Zeitschriften?
Heute Vormittag ist mir eine Frau aufgefallen, die auf einer Bank schräg gegenüber eine dieser Schicksalszeitschriften las. Bei den Titeln wundere ich mich oft, womit die Menschen so an die Öffentlichkeit gehen. Würdet ihr so etwas machen? Sich wegen eines schwierigen Erlebnisses oder nach einem Schicksalsschlag um die Veröffentlichung desselben bemühen? Oder bekommen die Leute Geld dafür, dass sie ihre Geschichten verkaufen?
Die Geschichten sind manchmal wirklich unglaublich. Und deshalb gehe ich stark davon aus das diese Geschichten aus den Köpfen der Autoren stammen.
Erstens kostet das nix extra und zweitens, man kann die Schicksalsschläge so dramatisch ausschmücken wie man möchte. Solange es Leute gibt die für solche Zeitschriften zahlen wird es immer härtere Geschichten geben.
Ich glaube schon, dass die Geschichten auf wahren Begebenheiten beruhen und sich die Autoren eben von lebenden Menschen und Schicksalen inspirieren lassen. Aber dennoch bin ich der festen Überzeugung, dass das total ausgeschmückt und dramatisiert wurde. Denn wenn die Geschichten zu "seicht" sind, liest das doch keiner mehr. Die Menschen vollen Drama lesen und am Ende ein gutes Happy End und das wissen die Autoren auch.
Ich kenne eine Frau, die der Zeitschrift Brigitte ein Interview gegeben hat über ihr Schicksal. Ihre Tochter war gerade ein Jahr vorher an Brustkrebs gestorben. Es war die erbliche Form, nur dass es in der Familie und vor allem der Mutter noch nicht bekannt war. Keine der weiblichen Verwandten war bisher an Brustkrebs gestorben. Und so wurde eben eine Geschichte daraus gemacht, dass sie ihr dieses tödliche Gen vererbt hat.
Die Geschichte war an sich wahr und auch nicht reißerisch ausgeschmückt. Es wurde natürlich auf die Tränendrüse gedrückt und die Mutter hat natürlich auch nur ihre Seite schildern können. Davon, dass Mutter und Tochter ein sehr gespanntes Verhältnis hatten, war keine Rede. Aber das konnte die Reporterin auch nicht wissen, denn das verklärt die Mutter total und hätte das niemals erwähnt.
Ich denke, es gibt sicherlich schlimmere Zeitschriften als die noch halbwegs seriöse Brigitte. Die Geschichte ist ja nun auch nicht so außergewöhnlich. Ich habe schon lange keinen Blick mehr in solche Zeitschriften geworfen. Von daher kann ich gar nicht beurteilen, wie dramatisch und reißerisch die Artikel sind.
Für frei erfunden halte ich die Artikel aber nicht. Sie werden nur durch einseitige Darstellung, dem Weglassen von einigen Details und dem Ausschmücken anderer etwas interessanter gemacht.
Warum die oben erwähnte Mutter das Bedürfnis hatte, mit einer Reporterin über ihre Geschichte zu reden, war für niemanden in ihrer Umgebung eine Überraschung. Sie hatte kaum jemanden zum Trauern, weil sie ein gespanntes Verhältnis zu all ihren Familienmitgliedern hat. Sie hatte das Gefühl, niemand nimmt ihre Trauer als Mutter ernst, die sie selber als viel schwerwiegender empfand als die Trauer der Schwester beispielsweise.
Sie hat überall nach Bestätigung gesucht, auch schon vor dem Tod ihrer Tochter und auch einfach generell. Sie ist so eine, die auf die belanglose Small-Talk-Frage nach dem Befinden tatsächlich anfängt zu jammern, obwohl ihre Gesprächspartner ihr praktisch fremd sind.
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