Als Erwachsener erfahren, dass man Kuckuckskind war

Eine Bekannte meiner Mutter ist 40 Jahre alt und sie hat vor kurzem erfahren, dass ihr Vater nicht ihr Vater sein kann. Sie hat im Nachlass den Blutspendepass gefunden und ihre Blutgruppe passt auf keinen Fall zu ihrer Blutgruppe. Die Mutter der Bekannten ist in einem Pflegeheim und ist stark Demenz. Sie kann der Tochter also auch nicht weiter helfen.

Für die Bekannte meiner Mutter ist eine Welt zusammen gebrochen, weil sie sich auch von ihrem vermeintlichen Vater nie geliebt fühlte. Könnt ihr euch vorstellen, wie das ist, wenn man im Erwachsenenalter erfährt, dass man ein Kuckuckskind war? Habt ihr das vielleicht sogar selber mitgemacht? Würdet ihr trotzdem ihr erwachsen seid nach dem leiblichen Vater versuchen zu suchen?

Das ist sicherlich keine leichte Situation. Ich kenne auch keinen Fall, bei dem das so war, aber ich stelle es mir einfach nur schrecklich vor. Dennoch würde ich, wenn es mich betreffen würde, nun auch nicht unbedingt jemand hinterher trauern, der sein Leben lang nicht an meiner Seite war. Zumindest, wenn klar war, dass ein Kind erwartet wird, hätte man sich schon irgendwie zum Kind bekennen sollen, auch wenn die Mutter in einer Beziehung war.

Wenn ich das erfahren würde, würde ich wahrscheinlich schon suchen. Denn gerade damals konnte man als Vater ja solche Kuckuckskinder so gut wie gar nicht feststellen, außer über die Blutgruppe eben. Aber auch dem sind oder waren Grenzen gesetzt, wenn man die häufigste Blutgruppe hat zum Beispiel. Und von daher würde ich heute, wo das möglich ist, schon Gewissheit haben wollen. Was würde ich tun?

Bei Demenz leidet das Langzeitgedächtnis ja oft noch als letztes. So lange die Mutter noch sprechen kann und nicht von der Demenz schon völlig von der Außenwelt abgeschlossen ist, würde ich es trotzdem versuchen, sie an früher zu erinnern. Zum Beispiel mit alten Fotos vom angeblichen Vater und dann fragen, wie die Ehe damals war und so weiter.

Was ist mit dem angeblichen leiblichen Vater? Lebt der noch? Vielleicht weiß der ja, dass er betrogen wurde und war deshalb so reserviert dem eigenen, falschen Kind gegenüber? Könnte ja sein? Vielleicht hat der zumindest eine grobe Ahnung, wer de Affaire gewesen sein könnte?

Wenn die beste Freundin der Mutter noch lebt, würde ich die auch mal fragen. Oder andere Verwandte in ihrem Alter, ob die sich vorstellen könnten, was damals passiert sein könnte.

Ich kann mir gut vorstellen, dass das keine leichte Situation für die Bekannte deiner Mutter ist. Es muss wirklich schrecklich sein zu erfahren, dass der eigene Vater nicht der leibliche Vater sein kann. Dann kann ich aber auch verstehen, dass dann der Wunsch vorhanden ist, den leiblichen Vater noch einmal ausfindig zu machen. Vor allem, wenn man vierzig Jahre im Glauben war, dass der verstorbene Mann der leibliche Vater ist.

In der Situation ist es wirklich schwierig den wirklichen leiblichen Vater ausfindig zu machen. Vor allem, wenn die Mutter im Heim lebt und Demenz hat und der vermeintliche Vater schon verstorben ist. Dann hat man in der Situation keinen Ansprechpartner, an den man sich wenden kann, um Informationen zu bekommen. Die Situation ist wirklich verheerend.

Vielleicht kennt die Bekannte deiner Mutter noch alte Freunde ihrer Eltern, die sie befragen könnte. Eventuell weiß eine Person aus dem Umkreis der Eltern, wer der leibliche Vater von der Bekannten sein könnte. Das wäre die einzige Möglichkeit, die mir einfallen würde, damit die Bekannte ihren leiblichen Vater kennenlernen könnte oder zumindest herausfinden könnte, wer er ist.