Morgens schlechtere Konzentration, als am Abend?

Die meisten Menschen können sich am Morgen besser konzentrieren, als Abend und schaffen dann auch am meisten, wenn sie beispielsweise für die Uni lernen oder so. Bei mir ist das in der Regel nicht der Fall, ich kann mich am Abend besser konzentrieren. Am Morgen werde ich schnell abgelenkt und schweife mit meinen Gedanken häufig ab. Geht es dann aber mehr auf den Abend zu, dann kann ich mich besser konzentrieren und bleibe länger und sehr intensiv bei einer Sache, so dass ich häufig ganz vergesse, was um mich herum geschieht.

Deswegen habe ich nach dem vierten Semester mein Lernverhalten auch umgestellt und mache morgens andere Dinge wie Einkäufe oder Haushalt, während ich mich abends auf das Lernen konzentriere, da ich so einfach die besten Ergebnisse erziele. Kennt ihr auch Personen, die sich abends besser konzentrieren können, als am Morgen oder ist das eher ein Einzelfall? Wann lernt ihr am Besten?

Tatsächlich kenne ich nur sehr wenige Leute, die sich abends besser konzentrieren können als morgens. In diesen beiden extremen Fällen in meinem Bekanntenkreis glaube ich aber einen Grund dafür festgestellt zu haben.

Beide Frauen, bei denen das der Fall ist, trinken sehr viel Kaffee. Sie behaupten, dass ihnen das nichts ausmache und sie danach trotzdem gut schlafen. Nachgewiesenermaßen ist das physisch aber nicht so, auch wenn die betroffenen Personen das subjektiv so empfinden. Es stellt sich lediglich der Schlafrhythmus um. Weil der Körper ständig mit Koffein vollgepumpt wird, ist er zwangsläufig lange wach und konzentriert, bis die Erschöpfung zuschlägt. Dann folgt die Schlafphase, aus der sie wegen der körperlichen Erschöpfung nur schlecht herauskommen und so noch lange danach unkonzentriert sind.

Bei den mir bekannten Personen trifft diese Theorie den Nagel auf den Kopf. Ich denke, dass diese Verhaltensweise körperlich auf Dauer ruinös ist. Aber solange die Damen sich so wohl fühlen, ist das ja deren Entscheidung, wie sie leben wollen.

Leute mit natürlicherweise besserer Konzentration am Abend kenne ich eigentlich nicht. Ich würde aber deshalb nicht behaupten wollen, dass es das nicht ebenfalls gibt. Vielleicht trinkst du ja gar keinen Kaffee und bist das beste Beispiel dafür?

Ich trinke überhaupt keinen Kaffee oder andere koffeinhaltige Getränke und ich habe festgestellt, dass ich genau zwei Phasen am Tag habe, in denen ich mich am allerbesten konzentrieren kann. Die eine Phase ist morgens von 9-11 Uhr. Die andere Phase ist abends in der Regel ab 19-22 Uhr. Ich weiß selbst nicht warum das so ist, aber es ist so.

In der Mittagszeit dagegen direkt nach dem Essen habe ich immer ein kleines Tief und kann mich nur sehr schlecht konzentrieren. Auch werde ich dann immer müde und hänge wie so ein Schluck Wasser in der Kurve also was die Konzentration angeht. Ich mache dann immer andere mehr oder weniger stumpfsinnige Sachen, bei denen man nicht großartig nachdenken muss. Dazu gehören beispielsweise der Haushalt oder das Kochen, weil da so viel Routine drin ist, dass man das automatisch macht ohne großartig darüber nachzudenken.

Es gibt ja „Eulen“ und „Lerchen“ und wenn Du eine ausgeprägte „Eule“ bist, so ist das nichts allzu Ungewöhnliches, wenn du im fortgeschrittenen Tages-Stadium die bessere Sammlung erreichst. Hier gibt es weitere Informationen zu „Eulen“ und „Lerchen“:

Ich bin allerdings der Ansicht, dass die Menschen ursprünglich - also in der Urgesellschaft, aber auch noch in den Zeiten bis vor Einführung der Glühbirne - allesamt „Lerchen“ gewesen sind, also - an frischer Luft schlafend - von den ersten Sonnenstrahlen geweckt wurden und sich abends mit dem Einbruch der Dunkelheit schlafen legten. Das Eulentum wäre somit etwas Unnatürliches, Zivilisatorisch-Dekadentes, das sicherlich auch der Gesundheit auf Dauer eher abträglich sein dürfte. Bezeichnend und witzig in diesem Zusammenhang ist, dass auf der von mir verlinkten Wikipedia-Seite die Leute, die nach Mitternacht ins Bett gehen, als die „Normaltypen“ bezeichnet werden ...

Geistig hochstehende und willensmächtige Menschen sind allerdings oftmals starke „Eulen“: So gehörte es zu den Lebensgewohnheiten vieler bedeutender Schriftsteller und Diktatoren, die Nacht über wach zu bleiben, um dann erst - ganz im Stile der Vampire - sich mit dem Morgengrauen in die Heia zu legen. Napoleon, Adolf Hitler, Josef Stalin oder auch der derzeitige Demokrator Russlands, Wladimir Putin, zähl(t)en z.B. zu diesem „extremen Spättypus“. Auch E.T.A. Hoffmann und Hermann Hesse hatten zeitweise ähnliche Gewohnheiten. Dazu passt die Bemerkung von der Wikipedia-Seite, dass „Eulen“ wohlhabender sein sollen als Lerchen, also durchschnittlich höheren gesellschaftlichen Schichten angehören.

Man könnte also eine Dichotomie aufstellen zwischen den gesunden, urkräftig-vitalen Lerchen, deren Motto das "Early to bed and early to rise, makes a man healthy, wealthy and wise" des Benjamin Franklin ist und den verfeinerten, geistigeren, leicht morbiden aber auch ehrgeizig-geltungsbedürftigen Eulen, deren größter Segen die Erfindung der Glühbirne gewesen ist.

Ich kann mich eindeutig am Morgen besser konzentrieren als am Abend. Allerdings bin ich auch Frühaufsteherin und somit bin ich abends recht früh im Bett und dann morgens hoffentlich ausgeruht und voller Energie. Ich kann mir schon vorstellen, dass das anders ist, wenn man eigentlich ein Langschläfer ist und nur durch das Studium oder die Arbeit in diesen Rhythmus gedrängt wird, dass man morgens früh aufstehen muss.