Ist ein Drogengesetz wie in den Niederlanden hier denkbar?

vom 19.01.2015, 11:13 Uhr

Wenn es um die Legalisierung von THC-haltigen Hanfprodukten geht, dann werden gerne die Niederlande als Beispiel angeführt. Schließlich erscheinen unsere Nachbarn sehr liberal, was den Umgang mit weichen Drogen angeht. Doch ist ein ähnliches Vorgehen hier überhaupt denkbar?

Ein gutes Beispiel sind die Coffee Shops. Die einzelnen Städte und Gemeinden dürfen unter bestimmten Auflagen die Lizenz erteilen, dass in einem Laden Cannabis verkauft werden darf. Diese Erlaubnis kann erteilt werden, obwohl der Handel damit in den Niederlanden verboten ist.

Übrigens ist nicht nur der Handel mit Cannabis in den Niederlanden verboten, das Verbot betrifft auch den Transport. Aber natürlich muss so ein Laden irgendwie an das Zeug herankommen. Ohne Ware ist schließlich kein Verkauf möglich.

Offizielle Einkaufsstellen gibt es aber nicht. Gekauft wird also illegal eingeführter Stoff von Drogenhändlern, deren Tätigkeit selbstverständlich auch nicht legal ist. Es findet also sozusagen ein kontrolliertes Wegsehen statt. Das ist nach deutscher Rechtsauffassung völlig schizophren.

Ebenso unverständlich ist nach unserem Empfinden der Umgang mit den Käufern. Die können im Laden bis zu 5 Gramm kaufen. Rein rechtlich dürfte die Polizei draußen warten und denen das Zeug sofort wieder abnehmen. Denn legal ist das alles nicht, es wird eben nur nicht verfolgt, wenn keine weiteren Probleme wie öffentlicher Konsum, Fahren unter Drogeneinfluss oder ähnliches dazukommen.

Das ganze ist in den Niederlanden so nur möglich, weil das Opportunitätsprinzip anders als in Deutschland dort auch im Strafrecht seine Anwendung findet. Ist so etwas auch bei uns denkbar? Oder widerspricht es allen bei uns gängigen und gültigen Rechtsprinzipien?

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Letztlich fallen Gesetze ja nicht vom Himmel. Sie werden von Menschen gemacht. Wenn die Lobby nur groß und einflussreich genug ist, dann kann ich mir schon vorstellen, dass auch bei uns ein entsprechendes Gesetz auf den Weg gebracht wird.

Allerdings könnte ich mir das eher so vorstellen, dass es einige wenige Betriebe gibt, wo unter strengster Überwachung Hanf für medizinische Zwecke und Coffeeshops hergestellt wird. Dabei wird die hergestellte Menge und die verkaufte Menge genauestens überwacht. So ähnlich, wie das ja bei Brennereien auch gemacht wird. Damit könnte man die Lücke schließen, dass das Zeug ja irgendwo produziert werden muss und irgendwo von den Endverkäufern eingekauft werden muss.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Normalerweise bin ich der Meinung, dass man Cannabis nicht legalisieren sollte. Denn es ist und bleibt eine Einstiegsdroge, die irgendwann nach regelmäßigen Konsum einfach auch fad und öde wirkt. Denn dann sind die Wirkungen bei geringen Mengen kaum noch spürbar und später muss es mehr und mehr sein.

Ich habe dieses Szenario bei vielen meiner ehemaligen Freunde erleben müssen. Einige von ihnen waren sehr intelligent, aber heute ist davon nur wenig übrig geblieben. Sie sind noch immer teilweise am kiffen und einige sind bereits weg von dem Zeug. Sie sind träge, arbeitslos, faul, kriegen ihr Leben nicht mehr gebacken und vieles mehr. Vorher waren sie eben nicht so. Darüber hinaus bestätigen viele Experten, Forscher, Wissenschaftler und Ärzte, dass dies zu solch einem Ausmaß kommen kann.

Andere von ihnen haben den Joint früher nur noch wie eine Zigarette weggeraucht und dafür dann zu anderen härteren Drogen wie pepp oder Kokain gegriffen. Die Ausmaße sind auch heute noch zu erkennen. Genau deswegen sage ich, dass der Umgang mit Cannabis auch vom Gesetz her nicht zu lapidar gehandelt werden sollte. Es ist ein Einstieg in die Szene und kann fatale Ausmaße mit sich bringen.

Darüber hinaus gab es letztes Jahr zwei oder drei Todesfälle, wo Ärzte nachweislich den Cannabis Konsum für verantwortlich gemacht haben. Die jungen Menschen waren kerngesund, aber das Herz hat den immensen Konsum so wohl nicht verkraftet. Genau hier waren sich viele Wissenschaftler & Co nie einig, aber unter vorgehaltener Hand war immer klar, dass es Nachteile für die Gesundheit mit sich bringt.

Sicherlich bin ich der Meinung, dass jeder mit seiner körperlichen Unversehrtheit tun und lassen darf, was er/sie möchte. Das Problem ist einfach, dass viele den Drang zum Rauchen von Cannabis unterschätzen und schneller die Sucht besitzen, als ihnen beliebt ist. Wenn wir jetzt Cannabis legalisieren, was ist dann bald mit Kokain & Co? Denn im Grunde ist es doch so, dass jeder selber wissen muss, was er/sie tut und nicht der Staat. Wer sich kaputtmachen möchte, dem steht es nun einmal zu.

Was ich jedoch finde ist, dass die Legalisierung für die medizinische Versorgung im Bezug auf Cannabis gelockert und vergünstigt werden sollte. Denn es ist bewiesen, dass Krebspatienten weniger Schmerzen mit Cannabis haben und dies ist sicherlich um ein Vielfaches gesünder sowie preiswerter als Morphium & Co.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Nochmal, es geht mir nicht darum, ob eine Legalisierung an sich sinnvoll ist oder nicht. Es geht darum, ob eine solche, ehrlich gesagt krude, Gesetzgebung hier denkbar wäre. Oder ob ein solches Vorgehen jeder Art von Rechtsauffassung hier vollkommen widerspricht.

Cannabis ist in den Niederlanden nicht legal. Der Staat verzichtet lediglich bei kleinen Mengen für den Eigenkonsum auf eine strafrechtliche Verfolgung. Außerdem erlaubt der Staat den Verkauf unter bestimmten Bedingungen in den Coffee Shops.

Das Verkaufsmaterial allerdings stammt aus illegalem und auch verbotenem Drogenhandel. Die Inhaber von Coffee Shops kaufen bei Dealern, andere Bezugsquellen stehen ihnen nicht offen. Und jeder Käufer begeht nach den Drogengesetzen unserer Nachbarn eine Straftat. Nur wird diese nicht verfolgt.

Im ganzen Land gibt es nur zwei offizielle Plantagen. Die Verkaufen ihre Pflanzen aber nur an Apotheken. Dort kann bei bestimmten Erkrankungen Cannabis auf Rezept erworben werden. Das ist allerdings viel teurer als im Shop. Die Plantagen dürfen nicht an Coffee Shops verkaufen.

So lieberal, wie man es hier immer denkt, sind auch die Niederlande nicht. Seit einiger Zeit sind dort sogenannte Grow Shops verboten. Es liegt im Ermessen der Polizei zu entscheiden, welcher Gartenbedarf und welches Angebot illegal ist. Schließlich sind Erde, Dünger und spezielle Lampen nicht nur für Hanfpflanzen sinnvoll.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Es ist doch im Grunde sehr ähnlich mit unserer derzeitigen Rechtssprechung. Denn bei uns darf man Cannabis in geringen Mengen konsumieren, ohne dafür vom Staat auch nur im Ansatz angemahnt zu werden. Alle Verfahren bezügliches des Besitzes, welcher wiederum eigentlich unter Strafe steht, werden eingestellt, weil die Konsummenge für den Eigenbedarf ja ohnehin so niedrig ist. So läuft es hier ab.

Wenn ich jetzt den Joint meines Kumpels rauche, dann ist von unserer Gesetzessprechung doch alles in Ordnung. Während mein Kumpel, wenn er noch ein Tütchen besitzt mit Cannabis normalerweise eine Verhandlung angedroht bekommt, weil er es besitzt. Je nach Menge wird dies aber meist schön eingestellt und das war es dann. Diese lapidare Sprechung ist bei uns Alltag.

Mein Ex-Freund ist Polizist und hat mir dieses Prozedere mehrfach hier erklärt und ich muss Dir sagen, dass ich durch diesen Humbug immer noch nicht durchblicke. Man darf es rauchen, aber nicht besitzen. Doch wenn ich es rauche, dann besitze ich es zwangsläufig doch auch. Also völlig idiotisch, wenn du mich fragst.

Das die Coffee-Shops in den Niederlanden ihr Cannabis von Dealern beziehen, war mir bisher nicht klar. Doch wenn es der Polizei klar ist und dies eine Straftat beinhaltet, dann kann man die Läden gleich schließen, denn sonst ist es doch völlig bekloppt oder nicht?

Ich glaube nicht, dass wir in Moment bis auf die Coffee-Shops und offiziellen Plantagen für Apothekenbedarf weit von den Niederländern entfernt sind. Wie an meinem oben genannten Beispiel erklärt, klingt dies doch genau so banal wie in den Niederlanden.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Du verstehst den Unterschied nicht, denn der ist gewaltig. Das Zeug ist in den Niederlanden ebenso illegal wie hier. Und obwohl es illegal ist, können Shops unter Auflagen verkaufen. Dabei beziehen sie ihr Material von dem Schwarzmarkt, der auch dort absolut im Visier der Fahnder ist.

Und das ist eben die große Frage: Wäre so etwas hier überhaupt denkbar? Hier schreiben Polizisten eine Anzeige, die Staatsanwaltschaft stellt dann meist das Verfahren ein. Dort wird dir maximal der Stoff weggenommen und vernichtet, wenn keine weiteren Probleme wie Fahren und Drogeneinfluss, der Besitz zu großer Mengen oder versuchter Schmuggel vorliegt. Eine Anzeige erfolgt aber nicht, das wird gar nicht irgendwo vermerkt.

Machst du dagegen ansatzweise Mist, der über den Besitz von kleinen Mengen hinausgeht, dann wird es verdammt übel. Fahren mit einer geringen Menge und einem positiven Drogentest kostet dich den Führerschein und weit über 1.000 Euro Strafe.

Steigst du mit deiner geringen Menge, die in den Niederlanden nicht verfolgt wird, in einen Zug an einem Grenzbahnhof, der ins Nachbarland fährt, dann wird selbst einem Gramm gar kein Verfahren eingestellt. Das ist dann Schmuggel. Da braucht man gar nichts mehr zu diskutieren.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Sehr viele Fragen gibt es in Bezug auf dieses Thema und es wird wohl in der nächsten Zeit auch nicht zu Ende diskutiert werden können. Die Sichtweisen sind sehr verschieden in Bezug auf die Legalisierung, aber ich kann sagen, dass die Hanfpflanze viel zu sehr kriminalisiert wurde und eigentlich als Nutzpflanze unbedingt uneingeschränkt freigegeben werden sollte.

Das Drogenthema kann man nicht aus der Welt schaffen und das haben die vielen Verbote auch nicht geschafft. Also unterliegt es jedem Einzelnen ob er das Zeug nehmen möchte oder nicht und solange es verboten ist, werden die Kiffer trotzdem weiterkiffen!

» torhans » Beiträge: 1 » Talkpoints: 0,19 »



Ob das Ganze in Deutschland in der Art und Weise denkbar ist, weiß ich nicht. Sicherlich muss das die nächsten Jahre noch ein paar Mal diskutiert werden und dann eine abschließende Meinung dazu getroffen werden. Ich finde, dass es Kranken leicht gemacht werden muss da dran zu kommen, aber es sonst nicht erlaubt sein sollte, egal wo. Auch diese Lösung mit den geringen Mengen finde ich sinnfrei.

Ich würde mir eine Legalisierung nicht wünschen. Ich habe es selber mal in den Niederlanden auf einer Feier erlebt, wie die Leute so unter diesen Drogen abgehen und ich denke nicht, dass man das anstreben sollte. Zumal das ja auch nicht gerade sehr gut für den Körper ist.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


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