Wie motiviert man jemandem zum durchhalten?

Ein sehr guter Freund von mir ist ein intelligenter Mann, hat aber in meinen Augen ein Problem, was ihn immer wieder daran hindert, im Leben wirklich was zu erreichen. Er hält einfach nichts durch, alles was er beginnt, lässt er nach wenigen Wochen oder Monaten wieder sein und dass, obwohl er einige Talente hat, aus denen er was machen könnte.

Beruflich ist mein Kumpel nicht aktiv, er hatte eine Ausbildung angefangen, diese aber mangels Interesse abgebrochen. Er hat immer mal wieder Ambitionen gezeigt, eine andere Ausbildung auszuwählen, doch er hat sich nie wirklich aktiv darum gekümmert. Einen normalen Job möchte er nicht annehmen, so lebt er auf Kosten seiner Eltern, die ihm alles finanzieren.

Schon bei Alltagsdingen und Hobbys fällt mir auf, dass mein Kumpel nicht in der Lage ist, sich über einen längeren Zeitraum für etwas zu interessieren. Wir hatten beispielsweise vor einem Jahr begonnen, gemeinsam ein Onlinespiel zu spielen. Während ich am Tag vielleicht eine halbe Stunde damit verbracht habe, hat er von Anfang an 12 und mehr Stunden täglich mit dem Spiel verbracht. Er hat sich rasant gesteigert, während ich eher langsam voran kam, doch nach ein paar Wochen wurde es uninteressant für ihn und er hörte auf zu spielen.

Auch in anderen Lebensbereichen bemerke ich das Phänomen immer wieder. Mein Kumpel kann total gut zeichnen, er hat mir schon mehrere Bilder gemalt, die von anderen Freunden und Verwandten immer total bewundert werden. Ich glaube ernsthaft, dass er aus dem Talent was machen könnte. Zu seinem letzten Geburtstag schenkte ich ihm professionellen Zeichenzubehör, doch leider hat ihn auch hier das Interesse schon wieder verlassen. Er fängt ein Bild an, malt drei oder vier Tage daran, dann endet es in irgendeiner Ecke und schließlich irgendwann im Müll.

Auch auf sportlicher Ebene konnte ich schon beobachten, wie gering das Durchhaltevermögen meines Freundes ist. Er hatte mal mit Training zum Aufbau der Bauchmuskulatur begonnen. Es hat wirklich Wirkung gezeigt, man konnte deutlich spüren, wie sich seine Muskeln aufbauten. Dann hörte er wieder vom einen auf den anderen Tag damit auf.

Kennt ihr solche Menschen auch, die ständig irgendwas anfangen und sogar begabt sind, dann aber einfach aus Interesselosigkeit wieder aufhören? Wie kann man solche Leute denn motivieren, einfach mal etwas durchzuhalten, denn sie schaden sich ja selbst, wenn sie an allem immer wieder das Interesse verlieren. Seid ihr vielleicht sogar selbst so, dass ihr Dinge anfangt und sie dann links liegen lasst oder führt ihr einmal angefangene Sachen auch immer zu Ende?

Generell kann man sich ja mit dem angestrebten Ergebnis, wofür man die ganzen Bemühungen auf sich nimmt, motivieren. Bei deinem Freund scheint dies wohl nicht zu klappen, weshalb ich einfach mal daraus schließe, dass ihm die aufgezählten Dinge einfach nicht wichtig genug sind, was bei der nicht vorhandenen Ausbildung natürlich nicht optimal und traurig ist. Vielleicht braucht er einfach ein bisschen Zeit um sich die Wichtigkeit der einzelnen Dinge klar zu werden.

Du wirst ihm wohl kaum bei seinen Vorhaben unterstützen können. Das einzige was du tun könntest wäre wohl deine Hilfe anzubieten bei den wichtigen Dingen. Zusammen ein Onlinespiel zu spielen finde ich persönlich jetzt nicht wirklich unterstützenswert und er hat wohl auch nicht mehr so viel Freude daran. Er muss wohl einfach lernen, dass man nicht alles immer sofort haben kann.Auf den Gedanken muss er aber auch selber kommen. Du könntest aber zum Beispiel zusammen mit ihm Sport machen oder Bewerbungen schreiben, vielleicht kann er sich ja nur nicht aufraffen, obwohl er schon Lust hätte.

Generell bin ich wohl auch ein eher unentschlossener Mensch und bringe auch nicht alle Dinge, die ich jemals angefangen habe zu Ende oder führe sie in gleicher Intensität fort. Manchmal verliere ich das Interesse, da ich meine Zeit lieber anders verbringe oder mir fehlt die Zeit, manchmal auch das Geld für dieses oder jenes Hobby. Dabei bringe ich aber immer Dinge zu Ende die wirklich wichtig für mich sind und zwar ohne Ausnahme, da beiße ich auch gerne mal in den sauren Apfel, auch wenn es mir schwer fällt.

Wenn ich etwas anfange, dann bringe ich es in der Regel auch zu Ende. Ich bin absolut nicht der Typ, der etwas nur aus Lust und Laune etwas nicht zu Ende bringt. Wenn ich mir etwas vorgenommen habe, dann auch mit dem Ziel, es zu schaffen. Das verfolge ich dann auch bis zum Schluss. Nur in absoluten Ausnahmen würde ich abbrechen. Von daher mag ich solche Leute überhaupt nicht, die irgendwelche Dinge anfangen und nicht zu Ende bringen.

Glücklicherweise kenne ich keine Person, die in dieser Hinsicht so extrem ist, wie dein Kumpel. Zwar kenne ich einige, die auch gerne lieber etwas abbrechen, anstatt sich dahinter zu klemmen und es durch zu ziehen, doch bei ihnen ist es eben nicht ganz so ausgeprägt. Trotzdem nervt mich diese Eigenschaft sehr. Denn wenn man einmal anfängt, etwas abzubrechen, nur weil man eben einfach keine Lust darauf hat, dann wird man es immer wieder tun. Wenn man sich hingegen von Anfang an vornimmt, es durch zu ziehen, egal ob man dann plötzlich keine Lust darauf hat, dann klappt es auch und man wird lernen, Sachen zu Ende zu bringen und schließlich gar nicht daran zu zweifeln.

Ich denke, dass es sehr wichtig ist, dass man sich in mancher Hinsicht ganz einfach dazu zwingt, weiter zu machen. So lernt man, durchzuhalten und auch Ziele zu erreichen, von denen man es gar nicht gedacht hätte. Außerdem zeigt es einem auch, dass man wirklich vieles schaffen kann, wenn man einfach dran bleibt und es durchzieht, auch wenn es teilweise quälend ist. Immerhin wird man sehr stolz auf das Ergebnis sein. Auch ist das Ergebnis motivierend für weitere, ähnliche Situationen.

Ich glaube, dass du deinem Kumpel in dieser Hinsicht leider nicht helfen kannst. Er muss einfach selber wollen, versuchen durchzuhalten. Wenn er diesen Willen einfach nicht hat, wirst du ihm nicht helfen können. Immerhin wird er sicher sauer und unverstanden fühlen, wenn du ihn versuchst, dazu zu bringen, wieder etwas anzufangen, das er abgebrochen hat.

Ich selbst kann da Gott sei dank nicht aus Erfahrung sprechen. Ich bin nämlich ein Mensch, der in der Regel immer das zu Ende bringt, was er angefangen hat. Schließlich gibt es wohl kaum ein schöneres Gefühl, endlich etwas geschafft oder zu Ende gebracht zu haben, mit dem man sich schon länger beschäftigt hat. Nur inden seltensten Fällen breche ich wirklich etwas ab und zwar dann, wenn ich merke, dass ich es nicht schaffe, egal was ich versuche, oder dass ich heillos überfordert bin, sodass es mir selbst nicht mehr gut tut.

Von anderen kenne ich das Phänomen jedoch leider und muss sagen, dass ich darüber immer nur den Kopf schütteln kann. Ich habe auch eine gute Freundin, der es so ähnlich geht wie deinem Bekannten, nur vielleicht nicht ganz so extrem aber sie neigt definitiv auch dazu, immer mittendrin bei irgendwas aufzuhören, wenn sich nicht unmittelbar Erfolge oder Ergebnisse zeigen. Ihr fehlt da einfach der Durchhaltewille und die Bereitschaft, sich auch mal durch zubeißen, was ich ziemlich schade finde.

Schließlich kann man nun einmal nicht immer nur den Weg des geringsten Widerstandes gehen. Ich habe ihr schon versucht zu helfen und sie zu motivieren, aber es hat nicht wirklich was gebracht. Ich glaube, diese Leute brauchen einfach selbst irgendwann mal einen Schlüssel Moment, in dem sie erkennen, dass es viel befriedigender ist, Dinge auch zu Ende zu bringen. Ansonsten kann man als Außenstehender da nicht viel tun, außer die Betroffenen immer aufs Neue ermutigen, mit dem Angefangenen weiter zu machen. Viel leicht macht es dann auch irgendwann mal plötzlich klick.

Ich weiß ja jetzt nicht, inwieweit es erstrebenswert ist, ein Onlinespiel durch zuspielen. Hier kann man fast eher froh sein, wenn das jemand nicht ständig spielt. Aber sicherlich willst du nur verdeutlichen, dass er wirklich auf allen Ebenen leicht das Interesse verliert.

Grundsätzlich denke ich, dass es nicht deine Aufgabe ist und du auch nicht ganz so viel machen kannst. Seine Eltern müssten ihn motivieren und das geht einfach, indem man jemandem den Geldhahn zudreht. Wenn er auf deren Kosten leben kann - wieso sollte er was ändern wollen? Es ist doch toll (zumindest für manche), wenn sie nichts tun müssen und trotzdem alles haben. Und wenn er gezwungen ist, etwas zu machen, vielleicht merkt er dann auch, dass er das gerne macht?

Ich musste auch neben dem Studium arbeiten gehen und da habe ich gemerkt, dass ich sehr gerne gewisse Dinge arbeite. Ich habe es absolut genossen, nach der Uni noch Geld zu verdienen. Es war unglaublich anstrengend, aber es hat mich weiter gebracht.

Er muss vielleicht wirklich einfach das finden, was ihm Spaß macht. Dazu muss man allerdings auch unter Umständen viel ausprobieren und eventuell dann auch viel abbrechen. Bei Hobbys mag das noch gehen, beruflich finde ich, dass man das nicht oft machen kann und sollte.

Was du tun kannst ist, ihm zu verdeutlichen, dass er später durch sein Nichtstun bestraft wird. Seine Eltern leben nicht ewig und er wird nicht jünger. Er arbeitet nicht, also bekommt er auch keine Rente (falls wir die überhaupt bekommen). Das Leben ist kein Ponyhof und jeder braucht zumindest einen entsprechenden Abschluss und eine Ausbildung oder ein Studium, auf der er zur Not zurückgreifen kann. Und Harz 4 oder ALG aus Faulheit finde ich absolut nicht in Ordnung.

Ich denke eher, dass er eben noch nicht das Richtige für sich gefunden hat. Es ist sicherlich schwierig eine gute Aufgabe zu finden, wenn man viele Talente hat und sich dann auf eine Sache festzulegen würde ich auch schwierig finden.

Dennoch muss man sich ja irgendwie sein Leben finanzieren. Ich verstehe die Eltern nicht ganz. Ich denke, dass man sein Kind auch irgendwann nicht mehr so unterstützen sollte oder einfach weniger geben sollte, damit er selber auf die Idee kommt arbeiten zu gehen.

Ansonsten würde ich ihm dazu raten vielleicht noch das Abitur zu machen und zu studieren. Vielleicht war er ja einfach ein bisschen unterfordert bei seiner Ausbildung und ihm würde ein Studium vielleicht besser tun. Auch, weil er dann ja mehr Zeit zum Nachdenken hat.

Deine Aufgabe ist die Motivation aber nicht. Er muss das schon selber schaffen. Du kannst ihm natürlich ins Gewissen reden, aber ich bezweifel, dass das etwas bringt. Irgendwann muss man sich nämlich auch mal selber überlegen, was man möchte und da sind keine Freunde für zuständig.

Es ist prinzipiell schwierig jemanden zu etwas zu motivieren was er nur halbherzig macht. Besonders im Berufsleben ist es so. leider kann man grade am Anfang noch nicht viel von seiner Ausbildung erwarten. immerhin muss der Arbeitgeber auch erstmal mitbekommen was du selbst für ein Mensch bist und dir entsprechend Aufgaben geben. Diese Kennlernphase ist schwer, grade für die Anfänger denn man fühlt sich immer wieder deplatziert und unnütz. Als Freund sollte man dann gut zu reden und versuchen das er am Ball bleibt.

Das mit den Freizeitaktivitäten kenne ich selber. Grade Onlinespiele und sowas, knie ich mich Anfangs auch voll rein, da hat mich so ein riesiges Fieber gepackt, bis es mir zu viel wird und ich nicht mehr will, weil es mich zu viel Zeit kostet. Solche Sachen gehören dazu.

Schade ist es allerdings mit dem Zeichnen, nur zwingen weiter zu machen kann man ihn da auch nicht. Das ist in deiner Situation vermutlich schwer nach zu vollziehen aber wenn die Muse weg ist, ist sie weg und schwer wieder einzuholen.

Aber so wie winny bereits sagt, versuchen ihm zu zeigen das er ohne Job nicht weit im Leben kommt und ihm vielleicht sogar unter die Arme greifen in dem man verscheidene Sachen einfach durchprobiert.