Durch Heiratspläne Pluspunkte beim Chef?
Ich habe vorhin in einem Forum gelesen, in dem es darum ging, ob man seinem potentiellen Chef über Heiratspläne im Vorstellungsgespräch informieren sollte oder nicht. Die Meinungen gingen hierbei sehr weit auseinander.
Es gab Foristen, die dann eben behauptet haben, dass das ganze privat sei und niemanden etwas angehe. Andere haben gemeint, dass man durch so ein "Outing" gerade als Frau sehr schnell schlechte Karten hätte, weil einem dann direkt eine baldige Schwangerschaft unterstellt wird und der Chef keine Lust auf Schwangerschaften hätte, weil er dann eine neue Person einarbeiten müsste etc.
Ein User jedoch meinte, dass man die Heiratspläne (auch als Frau) jedoch offen zugeben sollte, weil man dadurch eine positive "Zusatzqualifikation" hätte und man auf diese weise "ungezwungen ein Werbeverständnis" offenbaren würde. Ich werde offen gesagt nicht so ganz schlau aus dieser Meinung und wollte deswegen mal fragen, wie ihr das seht.
Findet ihr, dass Heiratswillige durchaus Pluspunkte beim Chef sammeln könnten, wenn sie ihre Pläne beim Vorstellungsgespräch offen zugeben würden? Warum? Warum nicht?
Das kommt sicherlich auf den Chef drauf an. Der eine begrüßt eine gewisse Stabilität im privaten Umfeld und der andere Chef sieht dahinter die Nachteile des Kinder bekommens oder auch der freien Tage, die der zukünftige Arbeitnehmer gerne hätte. Ich würde so etwas erst ansprechen, wenn ich im Betrieb bin.
Ich meine ich würde schon erwähnen, dass ich glücklich in einer langjährigen Beziehung bin, wenn das irgendwie zur Sprache kommen würde, aber beim Einstellungsgespräch würde ich nun nicht von einer Hochzeit reden. Ich hätte eben Angst, dass mir das falsch ausgelegt werden würde, weil man den Chef eben doch noch nicht kennt.
Dort, wo ich früher gearbeitet habe, wäre das nicht gut angekommen, denn da wollte man nicht, dass jemand längere zeit ausfällt oder dass bei jemandem der Kündigungsschutz greift. Da wurde auch gerne mal den Frauen unterstellt, dass sie ja nun im kritischen Alter sind und dass es nicht so gut wäre, wenn die jetzt ausfallen würden.
Mich hat das ja nicht betroffen, weil ich auch kommuniziert habe, dass Kinder nicht so meins sein, aber eine Kollegin von mir wurde kurz nach der Kündigung schwanger und da war man schon froh, dass man nicht noch länger gewartete hat mit der Kündigung.
Übrigens war das Unternehmen in einer wirtschaftlich schwierigen Lage, das waren jetzt keine bösen Frauenhasser oder so, aber die wollten einfach im Notfall kündigen können, wenn es wirtschaftlich notwendig war.
Bei meinem jetzigen Arbeitsplatz war es so, dass meine direkte Vorgängerin schwanger war und immer wieder ausgefallen ist, weil es Komplikationen in der Schwangerschaft gab. Das kam auch nicht gut an, weil sie immer wieder unberechenbar ausgefallen ist und man Probleme hatte, eine Vertretung zu finden.
Daher denke ich schon, dass es insgesamt nicht so gut ankommt, wenn man kommuniziert, dass man heiraten will, denn da vermutet der Arbeitgeber vielleicht wirklich, dass bald das Kind kommt.
Ob eine mögliche Heirat bei einem Vorstellungsgespräch gut ankommt, das kommt doch sehr auf das jeweilige Unternehmen an. Ich erinnere mich noch sehr gut an die Zeit, als wir heiraten wollten. Ich befand mich gerade in Verhandlungen mit einem neuen Arbeitgeber, der mich angesprochen hatte. Mein Mann stand kurz vor einer Beförderung.
So lange wir "nur" ein Paar waren, war noch alles ok. Aber beide Vorgesetzte fragten nach unseren Zukunftsplänen. Da wir beide in derselben Branche tätig waren, arbeiteten wir für konkurrierende Unternehmen. Und genau da lag dann auch das Problem mit der Hochzeit.
Ich wurde genauestens befragt, ob mein Mann in Zukunft keine Probleme mit meinem beruflichen Engagement und meinen Arbeitszeiten haben würde. Dazu kamen in beiden Unternehmen starke Bedenken, ob wir nicht vielleicht über den Verrat von Interna der Karriere des jeweils anderen auf die Sprünge helfen würden.
Das gab viele Gespräche und in beiden Unternehmen fanden mehrere Arbeitsessen auf neutralem Boden statt, damit die Vorgesetzten des einen den Partner kennen lernen und auf Herz und Nieren prüfen konnten. Schließlich konnte der jeweils nicht am Unternehmen interessierte Partner nicht einfach die Geschäftsräume aufsuchen und dort das Gespräch führen.
Einfacher wäre es definitiv für uns beide gewesen, wenn wir nicht geheiratet hätten. Denn im Job brachte das immer mal wieder einen ziemlichen Affentanz, wo Verschwiegenheit und Loyalität gegenüber dem Unternehmen immer wieder überprüft und auch öfter mal ohne Grund angezweifelt worden sind.
Für meinen Mann war es übrigens generell eher vorteilhaft, dass er verheiratet war. Dann hatte er eine Familie zu versorgen und ein Ziel, bzw. eine Aufgabe, für die er engagiert arbeiten würde. Es wäre eben günstiger gewesen, wenn seinen Frau einen anderen Job gehabt hätte.
Für mich als Frau war es eher nachteilig. Kinder waren kein Thema, das meine Arbeitgeber gestört hätte. Da boten sie ausgezeichnete Betreuungsmöglichkeiten und Benefits an. Aber es stand irgendwie immer wieder der Gedanke im Raum, dass ich als Frau vielleicht vom Mann aus nicht so viel arbeiten "darf", oder dass ich weniger engagiert bin, weil ich ja einen "Versorger" habe. Das war zwar Unsinn, aber es spuckte in den Köpfen so manches Vorstandes herum und wurde durchaus auch klar thematisiert.
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