Hilfe bei Binge-Eating?

Eine gute Freundin von mir leidet derzeit am sogenannten Binge-Eating, einer Esstörung. Sie sagt selber von sich, dass es Situationen gibt, bei denen sie nicht aufhören kann zu essen. Naja, eigentlich ist es kein Essen, sondern eher ein schlingen, denn sie ist nicht mehr des Appetites wegen, sondern weil Essen bei ihr sozusagen zu einer regelrechten Sucht geworden ist.

Wenn sie etwas beschäftigt, sei es jetzt wegen der Schule, ihrer Familie oder sonstigem, greift sie zu Essen, anscheinend um sich abzulenken oder weil sie in Essen eine Bestätigung findet, die sie sonst bei niemanden findet.

Jedenfalls hat sie schon 15 kg durch Binge-Eating zugenommen und es werden mehr. Sie weiß sich selbst nicht zu helfen, will sich aber auch nicht so recht eingestehen, dass es ein Problem ist, das sie angehen und bewältigen muss. Ich weiß auch nicht so recht, wie ich ihr helfen kann. Wenn ich mit ihr rede, scheint sie einsichtig zu sein, doch im nächsten Moment sehe ich nur, wie sie zu einer noch vollen Chipstüte greift und diese innerhalb kurzer Zeit komplett leer isst.

Habt ihr Bekannte oder Freunde, die auch an Binge-Eating leiden? Habt ihr versucht, ihnen zu helfen? Wenn ja, wie? Haben sie sich helfen lassen?

Ich finde es immer wieder schwer, jemanden davon überzeugen zu wollen, dass dieser jemand ein Problem hat, wenn er das aber partout nicht einsehen möchte. Vielleicht hilft ja bei deiner Bekannten eine Art Schock-Therapie. Warum zeigst du ihr nicht mal die Dokumentation "Super Size Me"? Dort macht ein junger gesunder Mann mit Normalgewicht das Experiment, einen Monat lang sich absolut ungesund zu ernähren und auch oft zu McDonalds zu gehen und so. Nebenbei wird er ärztlich überwacht und man misst Blutwerte und dergleichen um eben aufzuzeigen wie gesundheitsschädlich so ein Essverhalten ist. Vielleicht hilft das auch deiner Bekannten, wenn sie merkt, was sie sich un ihrem Körper damit antut.

Ess-Störungen zählen nicht umsonst zu den psychischen Krankheiten, und sind in der Regel durch gutes Zureden oder logische Argumente genauso wenig in den Griff zu bekommen wie eine Lungenentzündung oder ein gebrochenes Bein. Ich glaube daher nicht, dass es wirklich etwas bringt, der Betroffenen die gesundheitlichen Folgen ihrer Ess-Anfälle vor Augen zu führen.

Viele Menschen mit Ess-Störungen wissen rein intellektuell durchaus, dass sie sich mit ihrer Art der Ernährung langfristig zu Grunde richten, können aber dennoch nicht einfach beschließen: "Ab morgen ernähre ich mich normal." Essen ist immer mit psychischen Faktoren und emotionalen Hintergründen verbunden.

Das sieht auch der Laie am Beispiel von Menschen, die einfach "nur" übergewichtig oder übertrieben sportversessen sind. Auch "normale" Menschen tun sich schwer damit, ihr schädliches Verhalten einfach so abzustellen, weil ihnen jemand sagt, dass sie zu dick oder zu dünn sind, oder dass zuviel Fast Food ihnen die Arterien verstopft. Ich fürchte daher, dass in diesem Fall professionelle Hilfe nötig sein wird.

Aber natürlich kann man immer versuchen, ein guter Freund zu sein, der immer ein offenes Ohr hat und jeden Schritt Richtung normales Essverhalten nach Kräften unterstützt. Belehrungen und Vorwürfe zählen in der Regel nicht als Unterstützung.