Würdet ihr Häftlingen Geld per Webseite senden?

Ich habe letztens eine Dokumentation gesehen, in der von einem Mann berichtet wurde, der seit fünf Jahren in den Vereinigten Staaten der Todeszelle sitzt und das Gericht niemals die Gegenbeweise sehen wollte. Mittlerweile kam er einen Schritt weiter und benötigt nun Geld für die massiven Anwaltskosten.

Es gibt nun eine Webseite in Amerika, auf welcher man die Nummer des gewünschten Häftlings angeben muss und man danach den zu spendenden Betrag per Paypal bezahlt, welchem dem Häftling dann im Gefängnis durch die Wärter ausbezahlt werden soll.

An sich ist es sicher eine gute Sache, aber ich denke das Geld verschwindet unterwegs und wird nur selten beim Empfänger ankommen. Eine Geldspende ist in Deutschland auch möglich. Würdet ihr einem Häftling jemals über das Internet spenden oder ihm lieber das Geld direkt bei einem Besuch überreichen?

Ich spende generell kein Geld, da ich soziales Engagement lieber direkt in Form von ehrenamtlicher Arbeit leiste. Da weiß ich wenigstens, wo und in welcher Form es ankommt. Von daher kann mir auch niemand einreden, ich müsse etwas spenden, um meinen Teil an der Gesellschaft beizutragen.

Da würde ich an dieser Stelle keine Ausnahme machen. Schon gar nicht, wenn es sich um irgend eine Internetplattform handelt, bei der ich nicht überprüfen kann, ob sie das Geld überhaupt für den genannten Zweck eingesetzt oder ob die Geschichte nicht doch einfach nur erfunden ist.

Dass das US-amerikanische Justizsystem manchmal ziemlich verkorkst sein kann und dass es durchaus von den finanziellen Mitteln eines Angeklagten abhängen kann, ob er milde davon kommt oder in die Todeszelle wandert, ist mir nicht neu. Aber ich kann mir schon aus organisatorischen Gründen nicht vorstellen, dass man einem Strafgefangenen Spenden für eine Wiederaufnahme des Verfahrens oder für Anwaltskosten "einfach so" in bar überreicht.

Wie soll ich mir das vorstellen? Verlässt man sich da auf die Ehrlichkeit und Zuverlässigkeit des Personals, und der Betroffene sitzt dann am Ende, wenn er Glück hat, mit Tausenden von Dollar in kleinen Scheinen in seiner Zelle? Und seine Mitgefangenen nehmen das einfach so hin, und die Spender müssen optimistisch davon ausgehen, dass der Betroffene davon wirklich einen Anwalt bezahlt und nicht von irgendwelchen Erpressern gezwungen wird, die Barschaft anderweitig umzusetzen?

Ich könnte mir höchstens vorstellen, eine Spende an eine Vertrauensperson des Strafgefangenen oder an den Anwalt selbst zu überweisen, aber nicht auf diese merkwürdig halbseidene Art und Weise. Davon abgesehen halte ich es sowieso für falsch, besagtes verkorkstes Justizsystem dadurch indirekt zu unterstützen. Allen Beteiligten wäre langfristig mehr gedient, wenn man direkt am System Verbesserungen vornehmen würde und sich dafür auch finanziell engagieren würde. Aber dafür zu spenden erscheint mir als Nicht-US-Bürgerin schon reichlich weit hergeholt.

Ich bin bei Häftlingen lieber mal vorsichtiger. Außerdem hat der Gefangene selber Schuld, wenn er so eine Scheiße baut. Ich finanziere doch keine Verbrecher. Wenn ich Geld über habe, dann würde ich das an arme Kinder in Afrika oder so spenden. Wer freut sich denn schon, wenn der Häftling wieder frei herumläuft. Ich denk jetzt auch mal nicht, dass jeder von euch einfach mal so 1.000 Euro oder so einen ähnlichen Betrag an eine fremde Person spenden würde.

Wenn der Gefangene mein Freund oder mein Bruder/ meine Schwester wäre, dann würde ich ihm oder sie natürlich Geld geben. Man kann sich nie auf ehemalige Gefangene verlassen. Lieber lässt man sie hinter Gittern schmoren, anstatt sie ein Verbrechen hinter dem anderen machen. Der Gefangene kann auch nicht von einer einzigen Spende finanziert werden.

Ein Anwalt kostet eine menge Geld und was macht man, wenn er nur deine Spende bekommt und keine weitere sonst? Gibt der dir dein Geld dann zurück oder behält er es doch lieber.