Die größten Fehler der deutschen Wiedervereinigung

vom 23.07.2015, 13:20 Uhr

Bald jährt sich ja der 25. Jahrestag der deutschen Wiedervereinigung und obwohl dies ja bestimmt ein freudiger Festtag ist, so gibt es ja auch immer wieder Kritik an der Art und Weise wie diese Vereinigung vollzogen wurde. So argumentieren ja viele Kritiker, die deutsche Wiedervereinigung sei völlig überhastet und unorganisiert abgelaufen.

Auch bemängeln ja viele Kritiker das damalige Agieren der Treuhandgesellschaft, wo wohl auch durchaus überlebensfähige Betriebe der DDR mal kurzerhand liquidiert wurden. Was fiele euch denn im Nachhinein noch so ein, was ihr als großen Fehler beim Ablauf der deutschen Wiedervereinigung betrachten würdet?

» guetlich » Beiträge: 121 » Talkpoints: 75,97 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Der größte Fehler der Wiedervereinigung war die Wiedervereinigung selber.

Es war nicht alles schlecht in der DDR und die wurde von der BRD förmlich überrannt. Ich war damals noch in der Schule und habe von heute auf morgen den totalen Kulturschock erlebt. Es gab plötzlich keine Nachmittagsbetreuung mehr, mein Halstuch auf das ich so stolz war, war von heute auf morgen nichts mehr wert.

Und heute, finde ich ist es auch nicht viel besser. Ich habe zwar das Abitur und ein abgeschlossenes Studium, stehe aber trotzdem an der Maschine und schwitze mir nen Wolf. Wir Ossis sind mit dem System, das wir ja nicht kannten, überhaupt nicht klar gekommen. Und das fällt uns bis heute auf die Füße.

» Rika Wächter » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Gio am 24.07.2015, 09:03, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen

Meiner Ansicht nach haben von der Wiedervereinigung nur die oberen Zehntausend wirklich profitiert. Seitdem findet ein Sozialabbau ohnegleichen statt. Der Soli wurde eingeführt und der Spitzensteuersatz um den gleichen Betrag gesenkt. Fast jede Fabrik im Osten wurde entweder geschlossen oder für fast nichts veräußert.

Zuschüsse an Großfirmen wie BMW oder Mercedes sorgen meiner Ansicht auch für eine Umverteilung in die falsche Richtung. Der Aufbau Ost wurde außerdem zu großen Teilen durch den Griff in die Rentenkasse finanziert, weshalb heutzutage natürlich dort gespart werden muss. Seit der Wiedervereinigung gibt es einen Wettstreit um den größten Sozialabbau.

» Juri1877 » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Mod am 30.07.2015, 10:20, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen


Der größte Fehler war wohl die Zeit. Es ist alles viel zu schnell gegangen. Betriebe die damals mehr oder weniger eingestampft wurden hätten auch weiterhin laufen können. Aber die Zeit war dabei zu knapp, um ein echtes Konzept zu entwickeln, wie man den Betrieb entsprechend umstrukturieren kann, damit er eine Chance hat. Hätte man sich da mehr Zeit gelassen und nicht alles billig über die Treuhand verscherbelt, würde die Industrielandschaft Ostdeutschland heute sicher anders aussehen.

Dass es funktionieren konnte, haben ja einige Marken gezeigt. Manche sind von größeren Konzernen aufgekauft worden, andere haben es wirklich alleine geschafft. Und sie existieren eben weiterhin und haben sogar seit Jahren ein Wachstum zu verzeichnen. Und wenn ich dann sehe, dass es Firmen gibt, die sich nur billig die Markenrechte gesichert haben, aber nichts daraus machen, kann ich nur den Kopf schütteln.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



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