Hund rennt zu anderen Hunden - Was dagegen tun?

vom 29.07.2015, 09:00 Uhr

Ich habe zwei Hunde und meine Jüngere, eine Hündin, rennt seit einiger Zeit einfach zu anderen Hunden, wenn sie diese sieht. Diese können dann auch noch weiter entfernt sein, wenn ich dann nicht mitbekomme, dass dort andere Leute mit Hunden sind, ist sie gleich weg. Ich schaue schon immer, dass ich sie rechtzeitig an die Leine nehme.

Sie rennt dann zu den Hunden, aber bleibt immer ein paar Meter in der Entfernung davor stehen. Allerdings hilft mein Rufen dann auch nichts mehr. Früher ist sie dann zurück gekommen, meist habe ich mich dann auch direkt umgedreht und bin einfach in die andere Richtung gegangen und sie kam dann hinterher. Ich finde das einfach ein ungehöriges Verhalten und möchte das nicht. Mein anderer Hund macht das gar nicht und bleibt dann schön bei mir.

Nun geht meine Hündin fast nur noch an der Schleppleine, weil ich einfach Angst habe, dass wir wieder Leuten begegnen und sie einfach hin läuft. Da sie ein großer Hund ist, bekommen diese dann ja auch schon mal Angst. Das möchte ich einfach nicht. Ich würde auch nicht sagen, dass die Bindung zwischen mir und meiner Hündin nicht gut ist. Dazu hat sie ja auch Jagdtrieb und ich leine sie dann auch nur ab, wenn ich eine gute Übersicht über die Landschaft habe und Wildtiere sehen kann,bevor sie diese sieht. Habt ihr vielleicht Tipps für mich?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Die Leine ist schon einmal ein guter Anfang. Und ansonsten kann man nur sagen, erziehe deinen Hund. Es gibt zwei grundlegende Kommandos, die jeder Hund, der frei läuft, sicher beherrschen muss. Es muss klar sein, dass "Hier" immer und ohne Ausnahme "Hier" bedeutet. Dazu ist das "absolute Platz" eine sehr wichtige Gehorsamsleistung.

Letzteres hilft immer dann, wenn man den Hund nicht zurückrufen kann. Das kann sein, weil er einem Hasen hinterher geht und garantiert nicht mehr gehorchen würde, weil er schon zu einem anderen Hund durchgestartet ist oder weil ein Radfahrer oder sonst ein Problem zwischen Halter und Hund steht.

Da du das Kommen deines Hundes hast schleifen lassen, wird es jetzt schwieriger, das ganze sicher zu vermitteln. Schließlich hat der Hund bereits gelernt, dass er nicht kommen braucht, wenn er kein Lust hat. Zuerst sollte also ein neues Kommando her, das Wort, das du bisher benutzt hast, ist im Prinzip "verbrannt". Für den Hund hat es mittlerweile die Bedeutung von "Komm mal demnächst vorbei, wenn du gerade nichts besseres im Sinn hast". Also nutze für den Aufbau ein neues Wort oder eine Pfeife.

Der Aufbau erfolgt dann wieder, wie beim Welpen. Generell muss man damit rechnen, dass es mehr als 4.000 Wiederholungen braucht, bis sich ein gewisser Automatismus einstellt. Geduld und Ausdauer sind wichtig. Für den Hund muss sich das Kommen immer lohnen. Als Belohnung kann alles dienen, was der Hund toll findet. Abwechslung macht die Übung für den Hund interessanter.

Gerufen wird generell nur, wenn man weiß, dass der Hund auch sicher kommt. Sonst entsteht wieder nur einem "Empfehlung", die er befolgen kann oder auch nicht. In den ersten Monaten sollte man es tunlichst vermeiden, den Hund eigentlich nur zum Anleinen, oder wenn jemand kommt, zu rufen. Anleinen macht wenig Spaß und wenn immer dann gerufen wird, wenn etwas Interessantes auftaucht, dann wird aus dem Kommando zum Kommen ein "Guck mal da!"

Eine reizarme Trainingsumgebung und ein hungriger Hund sind in den ersten Monaten ideal. Bewegungsfreudige Exemplare lässt man erst einmal so lange rennen, bis sie sich langweilen. Die sind dann geradezu dankbar, wenn sie "kommen dürfen". Wichtig ist in der ganzen Zeit, dass der Hund keinen Erfolg hat, wenn er nicht gehorcht, im Zweifel greift man zur Schleppleine. Aber da Hunde nicht doof sind, sollte möglichst viel ohne trainiert werden. Das erfordert viel Planung und Aufmerksamkeit, aber es ist problemlos möglich.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Erstmal finde ich gut, dass du dir Gedanken um das Verhalten deiner Hündin machst und daran arbeiten willst, beziehungsweise sie jetzt schon hauptsächlich an der Schleppleine führst, um sie daran zu hindern, Passanten und deren Hunde zu belästigen. Denn Halter, die ihre Hunde völlig unbedarft in andere reinbrettern lassen, gibt es echt genug.

Da wird einiges an Arbeit auf euch zukommen, bis sie wirklich gut auf dich hört. Du wirst viel trainieren müssen, was aber den positiven Nebeneffekt hat, dass sich in der Regel mit gemeinsamen positiven Aktivitäten auch die Beziehung zwischen Hund und Halter verbessert.

Da Hunde nicht doof sind, durchschauen sie meist sehr schnell, ob sie frei sind oder an der Schleppleine hängen - ich habe schon so manches Exemplar kennen gelernt, das ohne jeden Druck an der Leine ein absolut gehorsames Lämmchen war und mit dem Ableiten dann zur tauben Wildsau wurde. Deswegen solltet ihr möglichst viel ohne Leine trainieren, im Zweifelsfall auch erst einmal auf eingezäuntem Gelände, wo das Training nicht durch andere Hunde gestört wird.

Dann sollte sie, bevor ihr anfangt das Kommen zu üben, erst einmal ihre überschüssige Energie losgeworden sein. Das heißt, dass ihr nicht direkt beim Rausgehen anfangen solltet zu üben, sondern erst, wenn sie sich so weit ausgepowert hat, dass sie noch nicht völlig müde, aber auch nicht mehr aufgedreht ist.

Als nächstes muss sich das Kommen für sie gerade am Anfang immer lohnen. Leckerchen, ein Spielzeug oder was auch immer sie mag - das erfolgreiche zu dir Kommen muss auf jeden Fall belohnt werden, damit es ihr auch Spaß macht. Falls sie sich viel am anderen Hund orientiert, kannst du dies auch ausnutzen, indem du ihr zeigst, wie toll er belohnt wird und wie viel Spaß er hat, wenn er auf das Kommando hört und kommt. Das kommt aber auf deine Hündin an. Bei manchen wirkt so etwas super, andere trainieren besser, wenn sie alleine sind.

Wenn ihr dann soweit seid, dass sie in reizarmer Umgebung wirklich gut auf dich hört, würde ich mir an deiner Stelle, sofern möglich, Bekannte mit Hund suchen -ihr bekannte und fremde Hunde-, die ihr dann gezielt über den Weg laufen. So könnt ihr dann noch einmal ganz gezielt die Hundesichtungen üben und das Gelernte festigen, ohne andere zu stören.

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» CCB86 » Beiträge: 2025 » Talkpoints: 2,88 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ich finde es gut, dass du es nicht weiter schleifen lassen möchtest. Ich würde nun mit dem Hund zusammen am Gehorsam arbeiten. Sie scheint gerade in einer Phase zu sein, in der sie mal sehen will wie weit sie gehen kann. Das kommt bei Hunden schon mal vor und ist ähnlich wie die Pubertät.

Ich würde einfach zusammen mit der Schleppleine üben und dem Hund dann ein immer gleich bleibendes Kommando beibringen. Dies kann man dann mit Hilfe von Spiel oder Leckerlies machen. Je nach Hund musst du mal sehen, was sie mag und wie du sie am besten für das Kommen belohnen kannst. Mit der Leine dürfte das eigentlich super klappen. Wobei ich dann auch nur mit ihr üben würde und nicht noch mit dem zweiten Hund.

Vielleicht kannst du dann nach und nach mal andere Hundebesitzer fragen, ob sie mal an euch vorbei laufen können und dann muss sie eben auf dich hören. Das solltest du aber erst machen, wenn du dir sicher bist.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ich habe das Training meiner Hündin nicht schleifen lassen. Wir haben bis vor kurzem auch noch eine Hundeschule besucht. Das Kommando "Hier" beherrscht sie sehr gut. Nur in den Situationen wo andere Hunde oder Wild in Sicht kommen, kennt sie das plötzlich nicht mehr. Das ärgert mich dann immer, weil sie ja eigentlich sonst keine Probleme mit dem Rückruf hat.

Ich habe auch schon vor ein paar Wochen angefangen ein Abbruchsignal zu üben. Gerade an der Schleppleine kann man das ja gut. Ich habe nun mit "Stopp" und "Sitz" begonnen, daraus soll dann aber noch "Stopp" und "Platz" werden. Es ist wirklich so, als würde sie denn in diesen Situationen den Kopf ausschalten. Eine Bekannte hat gerade mit ihrem Hund das gleiche Problem und beide sind in einem Alter.

Ich werde einfach weiter an dem Abbruchsignal und dem Abrufen an sich arbeiten und es ist eben Schleppleine angesagt. Wenn das nichts bringt, werde ich mir wohl nochmal professionelle Hilfe von einem Hundetrainer suchen.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Nelchen, es ist ein Trugschluss, dass dein Hund das Kommando Hier gut beherrscht. Für deinen Hund ist dieses Kommando zu einer bloßen Anregung verkommen. Die Ursache liegt beim Halter, der eben meint, dass sein Hund ein Kommando gut beherrscht und aus Ungeduld oder Bequemlichkeit in der Ausbildung nicht konsequent gearbeitet hat.

Das hat auch nur bedingt mit dem Alter des Hundes zu tun. Sicherlich wird ein Hund mit zunehmender Reife unabhängiger und selbstständiger. Aber das führt nicht dazu, dass er nicht mehr ordentlich gehorcht. Passiert das zeigt der Hund nur, dass der Mensch den Stand der Ausbildung falsch eingeschätzt hat.

Wenn ein Hund ein Kommando beherrscht, dann führt er es auch sicher aus, egal was in seiner Umwelt gerade passiert. Für deinen Hund ist das Kommen zu einem reinen Angebot verkommen. Dein Hund wägt ab, ob die Belohnung bei dir oder Selbstbelohnung gerade attraktiver für ihn ist. Das kann man kaum als sicheres Beherrschen eines Kommandos bezeichnen.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


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