Jugendliche bereits während Schulzeit an Kosten beteiligen?

Bei meinem letzten Schulpraktikum an einem Gymnasium habe ich etwas (für mich) sehr ungewöhnliches erlebt, was mich auch im Nachhinein ein wenig verwundert.

Ich habe dort ein 14 Jähriges Mädchen kennengelernt, in der achten Klasse. Die Leistungen waren ziemlich schlecht und die Lehrerin bat mich darum, hier besondere Hilfe zu leisten und ein Auge darauf zu haben. Wir kamen also ins Gespräch und ich habe erfahren, dass sie jeden Tag außer einmal die Woche bis 16 Uhr Schule hat, durch einen längeren Heimweg sei sie dann gegen 17 Uhr Zuhause, was ich schon ziemlich viel finde.

Ihre Eltern haben sie dazu aufgefordert neben der Schule noch etwas zu arbeiten, sie geht also zweimal die Woche für zwei Stunden Zeitungen austragen, was ich auch in Ordnung finde. Was mich dann allerdings erstaunte, war die Tatsache, dass sie von diesem Geld nur einen Bruchteil behalten durfte, die Eltern haben sie prozentual an ihren Kosten beteiligt (Strom, Wasser, Versicherungen, etc.).

Nun blieben ihr im Monat wohl zwischen 10 und 20 Euro, je nachdem wie ihre Eltern das ganze ausgerechnet hatten. Davon musste sie allerdings auch Sachen für die Schule selber kaufen, Kleidung kaufe sie sich von ihrem Geburtstags- und Weihnachtsgeld, sodass nur wenig blieb.

Ich muss sagen, dass mich das wirklich sehr erstaunt hat, vor allem da ich im Nachhinein erfahren habe, dass die Eltern das gar nicht "nötig" hätten. Ich finde eine solche Beteiligung im Prinzip vernünftig, allerdings sollte sie doch viel geringer sein, sodass das Mädchen sich auch etwas leisten kann. Abgesehen von der Überforderung alleine täglich von 6.30 bis 17 Uhr unterwegs zu sein und zusätzlich noch zu arbeiten, das finde ich in dem Alter doch recht fraglich.

Was haltet ihr von diesem Model? Findet ihr es vernünftig das Kind an den Kosten zu beteiligen?

Ich finde es in Ordnung, wenn man sagt, dass Kinder auch arbeiten gehen sollten, wenn sie sich etwas leisten möchten, was über das Taschengeld hinaus geht. Wenn Eltern allerdings verlangen, dass das Kind arbeiten geht und das Kind dann fast alles abgeben muss, ist das in meinen Augen einfach eine sehr miese Tour.

An deiner Stelle würde ich ihr raten, dass du mal zusammen mit ihr mit den Eltern sprichst und ihnen auch erklärst, dass das so nicht geht. Sicherlich, du bist auch noch Schüler, aber ich denke schon, dass das helfen könnte. Sie scheint ja sehr darunter zu leiden.

Schulsachen zu kaufen, empfinde ich auch als Pflicht der Eltern. Natürlich, wenn etwas mit Absicht kaputt gemacht werden sollte, dann muss das Kind dafür aufkommen, aber sonst sollte man nicht noch teure Schulsachen bezahlen lassen. Das Kind hat schlechte Noten, das sollte eigentlich Warnung genug sein. Ich kann solche Eltern nicht verstehen.

Gerade wenn ein Kind mit schlechten Noten zu kämpfen hat, sollte man vielleicht einmal darüber nachdenken, ob es so sinnvoll ist, dem Kind noch mehr Verantwortung auf zu drücken.

Für mich klingt das schon sehr nach Ausbeutung. Die Eltern haben offensichtlich unterschätzt, wie teuer ein Kind ist und möchten jetzt die Kosten auf den Schultern des Kindes drücken. Das finde ich überhaupt nicht in Ordnung.

Da wäre es viel geschickter, das Kind vom Gymnasium zu nehmen und es in Richtung mittlere Reife und einer ordentlichen Ausbildung zu motivieren. Das wäre für die Schülerin auf jeden Fall besser machbar und würde auch in absehbarer Zeit zu eigenen Einnahmen führen. Und dass ein Auszubildender seinen Eltern etwas für den Lebensunterhalt abgibt, finde ich dann völlig in Ordnung.

Ich finde es offen gesagt gar nicht so schlimm, wenn sich Schüler auch an den Schulkosten beteiligen, jedoch würde ich das erst ab 16 in Ordnung finden und nicht schon ab 14 oder so. Denn mal ehrlich: das Mädchen hat sich ja nicht freiwillig ausgesucht aufs Gymnasium zu gehen. Wenn das nach der 10. Klasse ihr Wunsch gewesen wäre, noch das Abitur zu machen könnte ich so eine Erziehungsmaßnahme schon eher verstehen, weil sie sich das ja dann selbst eingebrockt hat und auch mehr Verantwortung übernehmen sollte.

Bis dahin finde ich das jedoch total daneben, gerade wenn die Noten so schlecht sind. Ich finde es hier viel vernünftiger, wenn die Eltern das Kind auch so versorgen würde, damit es nicht arbeiten muss und mehr Zeit nach der Schule hat, vernünftig zu lernen. Seien wir ehrlich, wenn sie so lange Schule hat und dann noch Zeitungen austragen muss, dann wird sie nach der Arbeit keinen Nerv mehr dazu haben noch großartig zu lernen oder Hausaufgaben zu machen.

Ich habe kein Taschengeld bekommen und musste auch mit 15 Zeitungen austragen. Schulsachen musste ich davon zwar nicht kaufen, außer ich wollte etwas besonderes, aber dafür alle meine Klamotten und alles was ich sonst noch wollte. Ich hätte es aber ehrlich gesagt nicht eingesehen, davon noch etwas abzugeben. Man bekommt wirklich nur einen Hungerlohn, da man meist nach Stückzahl und nicht nach Stunden bezahlt wird. Ich habe es mal herunter gerechnet und bin auf einen Stundenlohn von sensationellen 1,50 € bis 2 € gekommen.

Olly173 hat geschrieben: Wenn das nach der 10. Klasse ihr Wunsch gewesen wäre, noch das Abitur zu machen könnte ich so eine Erziehungsmaßnahme schon eher verstehen, weil sie sich das ja dann selbst eingebrockt hat und auch mehr Verantwortung übernehmen sollte.