Gibt es den klassischen 8-Stunden-Tag bald nicht mehr?

Gestern habe ich gelesen, dass die Arbeitgeberverbände dazu aufgefordert haben, den klassischen Arbeitstag mit 8 Stunden aus dem Gesetz zu streichen. Sie wünschen sich mehr Flexibilität bzgl. der täglichen Arbeitszeit und fordern stattdessen, eine Höchstarbeitszeit pro Woche. Der Grund für diese Forderung ist wohl, dass die Digitalisierung dazu führt, dass immer mehr mobil und flexibel gearbeitet hat.

Ich finde auch, dass hier eine Anpassung vorgenommen werden sollte. Schließlich haben sich die Zeiten geändert und mit dem Wandel der Zeit sollten auch gesetzlichen Bestimmungen zur Arbeitszeit angepasst werden. Wie seht ihr das?

Also bei uns gibt es das System der täglichen Arbeitszeit in Gleitzeitform. Wir müssen hierbei zwischen 06:30 Uhr und 20:00 Uhr pro Tag 7,5 Stunden arbeiten. Das finde ich auch in Ordnung. Eine flexible Wochenarbeitszeit wäre natürlich das optimale. So könnte sich jeder seine Arbeitszeit selbst einteilen. Allerdings denke ich würden dann viele Montag - Donnerstag ihre Arbeitszeit leisten und freitags dann gar nicht mehr kommen. Für Arbeitnehmer natürlich super aber aus Arbeitgebersicht wohl eher nicht das Optimale.

Ich finde dieses Gleitzeitmodell auch viel besser ehrlich gesagt. Vielleicht liegt es auch daran, weil ich das bisher nicht anders gewöhnt bin. In meinem Job als SHK im Institut war ich auch sehr flexibel was meine Zeiteinteilung angeht und der Chef hat immer sehr viel Wert darauf gelegt, dass die Uni da nicht vernachlässigt wird. So konnte ich meine Stunden immer um die Vorlesungszeit herum basteln und es spielte keine Rolle wann ich kam und wann ich ging solange ich eben meine Stunden abgeleistet habe.

Mag sein, dass ich jetzt eben durch die Uni eingespannt bin, aber ich denke, dass es darüber hinaus nach dem Abschluss noch weitere Gründe geben kann, dass man eben auf flexible Arbeitszeiten angewiesen ist. Das kann wegen Arztterminen sein oder eben weil das Kind krank ist und man noch warten muss bis die Betreuung da ist.

Gerade mit eigenen Kindern sind flexible Arbeitszeiten schon sinnvoll finde ich, daher hoffe ich, dass es bald flächendeckend Gleitzeiten gibt, auch wenn mir klar ist, dass das nicht bei allen Berufen möglich ist. So wäre es natürlich kontraproduktiv wenn der Bäcker plötzlich ausschlafen will und erst um 10 aufmacht.

Den Arbeitgebern geht es bei ihrer Forderung nicht um flächendeckende Angebote zur Gleitzeit. Es geht darum, dass die Arbeitszeit nicht mehr auf 8 Stunden am Tag und 10 Stunden in Ausnahmefällen begrenzt wird. Das hat mit Gleitzeit wenig zu tun. Es geht darum, dass man die Beschäftigten passend zum bedarf einplanen kann, nicht darum, dass der Arbeitnehmer seine Arbeitszeit freier wählen kann.

Und dann besitzen die Verbände auch noch die Frechheit, das mit einer besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf verkaufen zu wollen. Wir das gehen soll, sagen sie dann aber nicht. Dazu müssten dann die neuerdings geforderten 24-Stunden-Krippen flächendeckend angeboten werden.

Denn wer heute plötzlich an bestimmten Tagen länger arbeiten müsste, der hätte natürlich an den anderen Tag mehr freie Zeit, weil er da weniger arbeiten würde. Wie das allerdings mit der Betreuung gehen soll, das bleibt schleierhaft. Schließlich gehen die Betreuungsangebote nicht einfach länger, nur weil man am Arbeitsplatz nicht wegkommt.

Gleitzeitregelungen sind doch etwas völlig anderes, als eine willkürliche Verteilung der Arbeitszeit nach den Bedürfnissen des Arbeitgebers. Und genau das wird gefordert. Das ist aber eine Entwicklung, die alles andere als begrüßenswert ist. Eine Gleitzeitregelung mit einer Kernarbeitszeit ist doch etwas völlig anderes.