Gottesdienst am Einschulungstag noch zeitgemäß?

Mein Sohn wird im September eingeschult, weswegen ich nun auch Post mit dem Zeitplan für den Einschulungstag erhalten habe. Das ganze geht los mit einem Gottesdienst um 08:30 Uhr, was mich nun nicht unbedingt überrascht, was ich aber doch etwas nervig finde. Erstens bin ich nicht gläubig und zweitens müssen wir dann recht früh aufstehen, obwohl die Einschulung samstags stattfindet.

Später geht es dann in der Schule weiter, aber eine Uhrzeit ist dafür nicht angegeben, da wohl erwartet wird, dass alle zum Gottesdienst kommen und nicht erst später dazustoßen.

Läuft das bei auch auch so ab, dass man am Einschulungstag erstmal in die Kirche "muss"? Oder sind hier einfach mal wieder die südlichen Bundesländer so traditionsbewusst? Findet ihr sowas heutzutage noch zeitgemäß, wo doch in vielen Familien gar keine Religion mehr gelebt wird oder aber viele auch einer anderen Religion als der christlichen angehören?

Ich würde da definitiv nicht hingehen. Ich würde annehmen, das der ganze Hokuspokus wenigstens eine Stunde dauert und somit ab 9:30 vor der Kirche warten. Dann kann dein Sohn ebenso mit den anderen Kindern danach in die Schule gehen. Oder wartet einfach vor oder in der Schule. In der letzten Woche der Sommerferien müsste auch schon jemand im Sekretariat erreichbar sein, um die genaue Uhrzeit zu erfahren.

Zeitgemäß finde ich das absolut nicht. Wie du schon sagst, lebt kaum noch jemand so intensiv oder überhaupt Religion. Zudem gibt es etliche Schüler, die anderen Religionen angehören. Oder eben gar keiner.

Was aber viel schwerer wiegt, meiner Meinung nach, ist die angeblich mal angestrebte Trennung von Staat und Kirche. Die Schuldbildung erfolgt von staatlicher Seite. Daher verstößt es meiner Meinung nach gegen das Grundgesetz, wenn ein Besuch der Kirche zur Schuleinführung dazugehört. Ebenso wie Religionsunterricht.

Also ich finde es eine Frechheit, mit einer solchen Selbstverständlichkeit davon auszugehen, dass jeder an dieser religiösen Veranstaltung teilnimmt. Da können die das hundert Mal "ökumenisch" nennen. Ich habe während meiner ganzen Schulzeit (teilweise auch in einem südlichen Bundesland) nie an einem Gottesdienst teilgenommen. Ich war auch nie im Religionsunterricht, auch nicht, als es noch gar keinen Ersatzunterricht gab. Später gab es dann Ethikunterricht. Mit meinem Kind würde ich es genauso halten wie meine Mutter es mit mir gemacht hat.

Wenn meine Schule so etwas veranstaltet hat habe ich einfach gefragt, wann denn der Unterricht für alle beginnt und bin dann entsprechend später gekommen. Wenn ich ein Kind hätte würde ich das genauso machen.

Ich hatte auch mal den Fall, dass ein religiöser Klassenlehrer der Meinung war, dass alle daran teil nehmen müssten und er hat sich dann tatsächlich erst mal geweigert uns zu sagen, wann der richtige Unterricht anfängt. Das hat er aber ganz schnell wieder gelassen, als wir auf eine schriftliche Erklärung dieser Weigerung bestanden haben, die zur Not dann eben vorgezeigt werden könnte, wenn der reguläre Unterricht früher als erwartet beginnt.

Zum Glück war ich mit meiner Weigerung nicht alleine und irgendwann wurden die Gottesdienste dann tatsächlich komplett eingestellt, weil sich bis zu den unteren Klassen herum gesprochen hatte, dass man da gar nicht unbedingt hin gehen muss. Wer rutscht schon gerne auf den Knien herum, wenn er statt dessen eine Stunde länger schlafen kann?

Mein Sohn kommt dieses Jahr auch in die Schule. Da er eine katholische Schule besuchen wird, ist der Gottesdienst natürlich Pflicht. Auch der spätere Schulgottesdienst ist für alle, ob nun katholisch oder nicht, verpflichtend.

Wir haben auch noch eine städtische Grundschule,da gibt es keinen Gottesdienst, sondern eine allgemeine Versammlung in der Aula,bei der auch Geschichten gelesen werden.

Ich würde unabhängig von meiner Religion auf jeden Fall an dem Gottesdienst teilnehmen, denn ich finde es nicht schlimm. Offensichtlich arbeitet die Schule mit der Kirche zusammen, denn der Schulgottesdienst gehört wohl zum jährlichen Einschulungsprogramm.

Ich würde auf gar keinen Fall negativ auffallen wollen und eben die paar Minuten über mich ergehen lassen. Sonst bleibst du womöglich schon am Tag der Einschulung in negativer Erinnerung und das muss doch nicht sein, schon gar nicht für das Kind.

drago hat geschrieben:Ich würde auf gar keinen Fall negativ auffallen wollen und eben die paar Minuten über mich ergehen lassen. Sonst bleibst du womöglich schon am Tag der Einschulung in negativer Erinnerung und das muss doch nicht sein, schon gar nicht für das Kind.