Gegen die eigene Überzeugung etwas tun müssen?
Ich kenne mehrere Menschen, die absolut keinen Alkohol trinken. Es ist einfach deren Überzeugung, dass das ungesund ist und sie auch ohne Alkohol Spaß und ein schönes Leben haben können. Ich respektiere das und finde es sogar gut. Bei einem dieser Menschen kam es jedoch mal zu einer Situation, in der er bei einem Geschäftsessen quasi gegen seine Überzeugung Alkohol trinken musste. Die Situation hat sich so entwickelt, dass er es nicht mehr ablehnen konnte.
Er hat es auch im Nachhinein bereut und fand es nicht so toll, dass er etwas getrunken hat. Sicher geht es im Alltag einigen Menschen so, dass sie gegen ihre eigene Überzeugung handeln oder handeln müssen. Kennt ihr solche Situationen oder Menschen, denen es so ergangen ist? Was denkt ihr darüber? Wie sollte man sich verhalten, wenn man in einer solchen Lage ist und gegen seine eigene Überzeugung handeln muss?
Ich versuche das wirklich zu vermeiden. Jedoch ging es mir auch mal so. Mein Schwiegervater wollte in einen großen Zoo gehen, weil er den schon als Kind gesehen hat und sich einfach danach gesehnt hat. Ich bin nicht von dieser Haltung der Tiere überzeugt und habe das auch so gesagt. Wir haben dann einen Kompromiss gemacht, weil es sich leider nicht ändern lies und wir zusammen bleiben mussten. Wir haben dann den halben Tag im Zoo verbracht und den anderen halben Tag etwas gemacht, was ich wollte.
Ich finde es wichtig, dass man seine Meinung vertritt und diese auch in so einer Situation äußert. Man kann nicht immer alles dagegen machen, dass man es nicht machen muss, aber wenn dann sollte man vorher erklären, warum man es nicht mag.
Als ich für drei Monate in Kenia in einer Gastfamilie gewohnt habe, gab es öfter Diskussionen über meine vegetarische Ernährung. Für solche Befindlichkeiten erntet man dort nicht so viel Verständnis. Massentierhaltung kennen sie nicht und außerdem glauben sie tatsächlich, dass Gott die Tiere nur aus dem Grund geschaffen hat, dass der Mensch sie essen kann.
Nachdem ich viele Wochen Fleisch abgelehnt habe, habe ich mich breitschlagen lassen. Die Kenianer lieben ihr Hühnchen und sind wirklich stolz drauf und meinen, sie könnten ohne nicht überleben. Also musste ich als höflicher Gast irgendwann mal ein bisschen Hühnchen probieren.
Ich fand es eklig. Bis dahin hatte ich schon knapp 15 Jahre kein Fleisch mehr gegessen. Entweder mein Körper hat es nicht vertragen oder allein die Vorstellung, totes Tier zu essen, ließ meinen Körper reagieren. Mir wurde jedenfalls schlecht. Ich hab das restliche Hühnchen von meinem Teller dann so einem armen, ausgehungerten Kätzchen verfüttert. Dafür habe ich zwar auch kein Verständnis geerntet, aber wenn sie mich schon zum Fleischessen zwingen, kann ich ja wohl mit den Resten machen, was ich will.
Ich habe mich die ganzen drei Monate ziemlich darüber geärgert, dass es da so wenig Verständnis für eine andere Einstellung gibt. Ich habe es ihnen nicht wirklich übel genommen. Wie gesagt, kennen sie Massentierhaltung nicht, was für mich das größte Problem am Fleischkonsum darstellt.
Da ich wenig Alkohol trinke, kenne ich aber auch das Überreden in dem Bereich. Sehr lästig. Ich hab nie verstanden, warum es anderen so wichtig ist, was ich tue. Da wird man dann als Spaßbremse betitelt, dabei finde ich, dass dieses Überreden, das Nicht-Anerkennen meiner Wünsche den ganzen Spaß killt.
Ich habe schon manches Mal nachgegeben, aber auch schon oft genug darauf beharrt, dass ich definitiv keine Lust habe. Beides ist deprimierend.
Gerade das Beispiel mit dem Alkohol kann ich persönlich überhaupt nicht nachvollziehen. Ich bin überzeugte Nicht-Trinkerin und würde nie etwas trinken, egal wer mich dazu drängen möchte. Da kann der Chef höchstpersönlich ankommen das wäre mir piepegal. Ich finde gerade bei Alkohol braucht man nur Übung, um Nein zu sagen. Wer es gar nicht erst versucht hat gar kein Rückrat meiner Meinung nach.
Deutschland selbst ist ja ein Alkohol-dominiertes Land. Alkohol zu konsumieren ist hier so dermaßen alltäglich, dass man sofort als "unnormal" gilt, wenn man kein Interesse an Alkohol hat. Ich bin auch schon auf vielen Russen-Hochzeiten gewesen, wo das mit dem Alkohol noch eine Ecke krasser ist und ich habe immer Nein gesagt. Bisher kam zwar ein skeptischer und verständnisloser Blick, aber wenn man weiß wie man die Leute händeln muss, lassen die einen auch in Ruhe.
Bienenkönigins Beispiel kann ich da schon eher nachvollziehen. Ich meine, wenn man mehrere Monate im Ausland verbringt in einem Land, wo vollkommen andere Sitten und Gebräuche und Mentalitäten vorherrschen kann man unter Umständen schon sehr beleidigend wirken, wenn man den Konsum von Fleisch ablehnt. In so einer Situation könnte ich mir schon viel eher vorstellen, nachzugeben um niemandes Gefühle zu verletzen. Aber bei Alkohol kenne ich so etwas überhaupt nicht und da wäre mir das auch ziemlich egal, was die Leute denken. Denn ich kenne die Mentalität hier.
Beim Beispiel mit dem Alkohol könnte ich mir auch keine Situation vorstellen, in der ich mich dazu veranlasst sehen könnte, gegen meine Überzeugung etwas zu trinken. Ich bin an dem Punkt überhaupt nicht diskussionsbereit und wenn ich sage, dass ich nicht trinke, dann kann der Herrgott persönlich auf mich einreden, es wird sich nichts ändern.
Wie auch Olly137 kann ich das Beispiel von Bienenkönigin schon eher nachvollziehen, wobei ich mich schon so einschätze, dass ich auch da bei einem Nein bleiben würde. Einfach weil ich mitunter wahnsinnig stur bin und auch allgemein keinen Wert darauf lege, wie andere meine Ansicht finden.
Da ich recht rigoros darin bin, nach meinen Überzeugungen zu leben, fällt mir auch nach einigem Nachdenken tatsächlich keine Situation ein, in der ich im privaten Umfeld mal gegen meine Überzeugung gehandelt hätte.
Im beruflichen Umfeld hingegen muss ich meine Überzeugungen leider so manches Mal außer Acht lassen und dann auch entsprechend handeln. Ich bin einfach noch nicht so weit, dass ich mir aussuchen kann, welche Mandanten ich vertrete und welche nicht.
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