Kann ein Arbeitsplatz tiergerecht sein?

vom 13.03.2015, 09:40 Uhr

Eine Freundin von mir hat einen Hund zu Hause. Aber zur Arbeit mitnehmen kann sie ihn nicht. Sie arbeitet im Lebensmittel-Einzelhandel und schon bei normalen Einkäufen dürfen Tiere ja nicht mit ins Geschäft. Da ist es in meinen Augen klar, dass Angestellte dann erst Recht keine Tiere mitnehmen dürfen. Meine Freundin lässt ihren Hund dann immer zu Hause oder sie bringt ihn zu ihren Großeltern, die das Tier dann versorgen. Es kommt eben immer drauf an, wie ihre Schichten sind und wie sie Zeit hat. Wenn sie weiß, dass sie nicht lange arbeiten muss, lässt sie das Tier auch mal ein paar Stunden zu Hause. Wenn es allerdings länger dauert, bittet sie Freunde oder Verwandte mal nach dem Tier zu sehen.

Andere Hundehalter haben aber auch die Möglichkeit, ihr Tier mit zur Arbeit zu nehmen. Das kann bei einem Bürojob der Fall sein. Ich wollte vor kurzem einen Seminarleiter sprechen und der war gerade dabei, sein Büro mit seinem Hund zu verlassen. Ein anderes Mal wollte ich zu der Dame, die hauptsächlich für unser Prüfungsbüro zuständig ist und die Leistungen Online verbucht. Ich wollte einen Antrag abgeben und habe dann bemerkt, dass sie auch einen Hund unter ihrem Schreibtisch hatte.

Ich finde es klasse, wenn man sein Tier nicht einfach in eine Autobox sperrt und es quasi den ganzen Tag einsam ist. Man will ja auch nicht, dass das Tier ständig fremd betreut wird, weil es dann ja auch sein kann, dass man sich auseinander lebt und die Bindung von Eigentümer und Haustier nachlassen könnte. Daher finde ich es schon gut, wenn man den Hund eben mitnimmt, wobei ich mir die Frage stelle, inwiefern das überhaupt gut für das Tier ist, wenn es die ganze Zeit mit im Büro ist. Ja klar, es hat Gesellschaft, aber Auslauf hat es gar keinen und während der Arbeitszeit mit dem Tier zu spielen dürfte auch nicht drin sein ohne dass man direkt Probleme mit dem Chef bekommt.

Nehmen wir mal an, dass euer Chef Hunde im Büro erlaubt. Wie denkt ihr darüber? Kann man Hunde problemlos mit zur Arbeit nehmen? Oder ist das nicht tiergerecht? Würdet ihr euren Hund mit zur Arbeit nehmen und tut es möglicherweise auch schon? Warum und warum nicht? Welche Eigenschaften müsste ein Arbeitsplatz haben um als "tiergerecht" zu gelten?

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Den Hund während der Arbeitszeit im Auto zu lassen, das ist ganz bestimmt keine Alternative. Das ist nämlich verboten, da für die Haltung eines Hundes Mindestvoraussetzungen gelten. Die werden beim regelmäßigen Warten des Tieres im Auto nicht erfüllt. Denn wenn ein Hund die Arbeitstage im Auto verbringt, dann zählt der Aufenthalt im Auto zum Glück als Haltung. Und für die Haltung gelten eben andere Anforderungen als für den Transport.

Und natürlich kann ein Arbeitsplatz für einen Hund tiergerecht sein. Es kommt immer auf den Hund und auf den Arbeitsplatz an. Meine Freundin ist Schäferin, sie arbeitet mit ihrem Hund zusammen, die beiden sind fast nie getrennt. Die Gelbbacke von ihr findet den Arbeitsplatz garantiert super, schließlich kann sie dort alle ihre Anlagen ausleben.

Mein Hufschmied hat den ganzen Tag seine beiden Terrier dabei. Sie fahren vorne im Kleintransporter mit und machen jeden einzelnen Hof, der besucht wird, unsicher. Die finden ihr Leben garantiert auch besser so. Daheim oder im Zwinger warten wäre viel schlechter.

Und je nach Hund kann auch ein Büro oder Ladenlokal sehr schön sein. Mit einem festen Rückzugsort, immer in der Nähe seines Menschen und mit Pausen draußen lebt der Hund auch nicht anders als bei einer Hausfrau oder einem Rentner. Es kommt da einfach auf den Ausgleich an und eben ganz stark auf den Hund.

Meine Jungs wären zum Beispiel keine Büro- oder Ladenhunde. Sie sind misstrauisch gegen Fremde und extrem territorial. Natürlich bleiben sie unter dem Tisch liegen, wenn ich ihnen das sage. Aber für sie wäre das purer Stress, weil ihre Anlagen ihnen die ganze Zeit etwas anderes sagen würden. Daher arbeite ich zuhause und alles ist gut.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Einer meiner Hunde ist tatsächlich ein Bürohund geworden. Es kommt immer darauf an warum, wie das Tier sich verhält und welche Arbeit man macht. Ich nehme diesen einen Hund mit, weil er schon sehr alt und momentan in einer extremen Abbauphase ist. In dem Zustand möchte ich ihn nicht alleine lassen und es ist auch für den Hund besser, wenn er öfters mal raus kann. Denn obwohl es bei uns sehr stressig ist, finden sich immer mal ein paar Minuten, in denen man eben kurz vor die Tür gehen und den Hund pinkeln lassen kann.

Mein Hund ist dafür auch ideal. Von Grund aus gutmütig und völlig entspannt. Stress, andere Leute oder Lärm vom Telefon, Drucker, etc. machen ihm überhaupt nichts aus. Das ist schon immer so gewesen und es hilft sicherlich auch, dass die Ohren nicht mehr so gut funktionieren. Jedenfalls schläft er oft und viel tief wie ein Bär im Winterschlaf. Auch wenn ich meinen Platz verlasse, bleibt er brav auf seiner Decke liegen und belästigt somit auch keine anderen Mitarbeiter. Im Gegenteil, es hilft manchen in stressigen Situationen tatsächlich, wenn sie meinen Hund mal eben kurz Kraulen. Dafür gibt es immer mal wieder etwas leckeren von den netten Kollegen. Und auch die, die eigentlich Angst vor Hunden haben, haben ganz schnell das Misstrauen abgelegt.

Was ich allerdings nicht so sehr leiden kann ist, wenn man einen viel zu aufgedrehten Hund mit zur Arbeit nimmt. Einen, der durch die Räume fetzt, rumbellt. Leute anspringt und die Mitarbeiter anderweitig stört und von der Arbeit abhält. Ich nehme meine fitten auch nicht mit, weil ich weiß, dass nur Herumliegen nichts für sie ist. Für so einen Hund ist es besser wenn man ihn Daheim lässt oder, falls er nicht alleine bleiben gelernt hat, irgendwo anders unterbringt.

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» Sonty » Beiträge: 1997 » Talkpoints: 20,24 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



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