Wart ihr schon einmal wegen etwas untröstlich?

vom 23.06.2015, 18:39 Uhr

Oft passiert es, dass man wegen irgendetwas traurig oder enttäuscht ist. Oftmals erleidet man Verluste im Leben, egal ob durch den Tod oder durch irgendwelche andere Faktoren. Von daher habe ich in diesem Zusammenhang schon oft gehört, dass Leute untröstlich nach einem solchen Verlust sind. Doch was bedeutet es, "untröstlich" wegen etwas zu sein?

Bedeutet es, niemals wieder glücklich sein zu können, weil man immer an die Sache denken muss, die einem so viel Kummer bereitet? Oder bedeutet es, glücklich sein zu können, wobei die Traurigkeit wieder kommt, wenn man an diese Sache denkt? Wart ihr schon einmal wegen irgendetwas untröstlich? Wegen was war das und wie würdet ihr diese Untröstlichkeit beschreiben?

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Für mich bedeutet "untröstlich" genau das, was das Wort schon sagt. Manchmal gibt es Situationen, in denen niemand etwas sagen oder tun kann, um die Traurigkeit oder den Schmerz auch nur ein wenig zu lindern. Glücklicherweise sind solche Situationen relativ selten, aber die meisten von uns haben sie wohl schon erlebt oder haben sie noch vor sich.

Aber das heißt natürlich nicht, dass dieser Zustand dauerhaft anhält. Es kann durchaus Monate oder Jahre geben, in denen Aufheiterungsversuche von außen weder wirksam noch willkommen sind, weil man eben gerade trauert oder sonst irgendwie versucht, mit einem Problem fertig zu werden. Aber normalerweise bleibt man nicht immer "untröstlich", da die menschliche Psyche sich auch wieder erholen kann.

» Gerbera » Beiträge: 11319 » Talkpoints: 49,61 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Ich denke mal, dass, wenn jemand behauptet, er sei untröstlich, in dem aktuellen Moment in dem der dazu verursachende Fall eingetreten ist, absolut gar nichts auf der Welt ihn dazu bewegen könnte, seinen Schmerz zu vergessen. Er muss erst einmal mit der neuen Situation zurecht kommen und es muss auf jeden Fall eine gewisse Zeit vergehen, bis er sich wieder einigermaßen unbeschwert im Leben wiederfindet.

Auch ich kenne von mir aus solche Phasen nach einem Todesfall, Herzschmerz oder einer nicht bestandenen Prüfung, dass man in dem Moment weiß, dass man nichts mehr daran ändern kann und mit den Konsequenzen leben muss. Auch hier habe ich mich oft mit dem Begriff "untröstlich" identifiziert.

Nach einer beendeten Beziehung folgt sicherlich irgendwann ein Partner, der einen die Vergangenheit vergessen lässt und den Schmerz lindert. Nach einer nicht bestandenen Prüfung, hat man meist die Möglichkeit, diese nach einer gewissen Zeitspanne erneut anzutreten - natürlich verschiebt sich in dem Augenblick das zu erreichende Ziel ein wenig nach hinten, aber bleibt meist nicht komplett unerreichbar. Verlieren wir aber einen lieben Menschen aus unserem Umfeld aufgrund eines Todesfalls, so kann es durchaus etwas mehr Zeit in Anspruch nehmen, bis wir die Angelegenheit akzeptiert und gelernt haben damit umzugehen sowie ohne diese Person weiter zu leben.

Als ich meinen Führerschein nicht beim ersten Anlauf bestanden hatte oder bei meiner Abschlussprüfung in einem Teil durchgefallen bin, war ich auch untröstlich. Denn schließlich bedeutete es zum einen, dass ich nie behaupten könnte, meine Fahrerlaubnis beim ersten Durchgang erlangt zu haben. Auch verschlechterte meine nicht bestandene Teilprüfung meine gesamte Abschlussnote um fast zwei Zensuren, was niemals mein angestrebtes Ziel war, nachdem ich drei Jahre lang im guten bis sehr guten Bereich wieder zu finden war.

Die Tatsache, dass ich insgesamt dennoch bestanden hatte und nicht in die Verlängerung gehen konnte oder durfte, tröstete mich in diesem Fall auch nicht wirklich. Ich war einfach aufgelöst und enttäuscht und da konnte mich auch wirklich niemand wieder aufpäppeln.

Ich bin nicht der Meinung, dass man komplett und lebenslänglich untröstlich sein kann, sodass man nie wieder lachen können oder wollen würde. Irgendwann steht man trotzdem über diesen Dingen und erlangt seine Lebensfreude wieder, ohne dass diese gespielt sein muss. Ich hatte einmal eine schwierige Phase durchlebt, in der ich etwa ein Jahr lang nicht lachen konnte, aber auch nicht wollte.

Ich hatte tatsächlich sogar ein schlechtes Gewissen mir selbst und der Situation gegenüber, wenn ich doch mal über einen Witz ins Schmunzeln kam, wobei dies auch erst nach etwa einem halben Jahr eintraf. Das war eine schreckliche Zeit, aber seit ich langsam endlich da raus kommen konnte, habe ich das Lebensfreude und die Wichtigkeit des Lachens richtig bewusst (wieder)entdeckt und versuche mich seitdem nie wieder so tief fallen zu lassen.

Man benutzt diesen Begriff allerdings auch, wenn man keine tröstenden Argumente, Worte oder gar Entschuldigen für jemanden findet, der sich gerade in einer Misere befindet oder den man schwer enttäuscht hat. Dann wird auch nicht selten erwähnt, man sei untröstlich.

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» LongHairGirl » Beiträge: 845 » Talkpoints: 47,97 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Für mich bedeutet untröstlich sein einen vorübergehenden Zustand tiefer Trauer, aus der man durch nichts abzulenken ist. Wenn man traurig ist und in dem Moment für keine Aufmunterung empfänglich ist, sein positives Denken in Bezug auf diese Situation für den Moment verloren hat und kein noch so vernünftiges Argument der Welt hilft, dieses Gefühl zu lindern.

Natürlich wird diese akute Untröstlichkeit irgendwann vergehen. Das bedeutet nicht, dass man die Trauer vergisst, aber irgendwann ist man wieder empfänglich für das Schöne im Leben und kann mit der einst scheinbar nie enden wollenden Situation umgehen.

So werden Eltern, die ihr Kind verloren haben, wohl durch nichts über den Verlust hinweggetröstet werden können. In Bezug auf den Verlust werden sie also weiterhin untröstlich sein, nur nimmt dies -jedenfalls ist das den Eltern zu wünschen- nicht mehr die ganze Welt ein und das Leben kann weiter gelebt werden.

Ich war bisher einmal untröstlich. Das war beim Tod eines meiner Haustiere im Februar. Ich hatte den Kleinen per Hand aufgezogen, monatelang um sein Leben gekämpft und auch in den folgenden 10 Jahren unheimlich viel Liebe und Sorge in das Tier gesteckt. Als er dann plötzlich verstarb, konnte mich einige Tage lang gar nichts trösten, nichts konnte mich aus meinem Loch der Trauer holen. Das legte sich dann langsam wieder und ich lernte, damit umzugehen und wieder für das Schöne empfänglich zu sein.

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» CCB86 » Beiträge: 2025 » Talkpoints: 2,88 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



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