Nahrungsunverträglichkeiten als Modeerscheinung?

vom 10.07.2015, 16:33 Uhr

Ich leugne nicht, dass es tatsächlich Nahrungsunverträglichkeiten gibt. Aber was ich in letzter Zeit so beobachte, lässt mich daran zweifeln, dass wirklich alle Menschen eine Unverträglichkeit haben, die das behaupten. Ich persönlich bin der Ansicht, dass vieles einfach nur Einbildung ist, weil man sich das gerne einredet. Als wäre das eine Art „Modeerscheinung“ eine Unverträglichkeit zu haben und weil man auch mit dem Trend gehen will, hat man spontan eben auch irgendetwas, was man nicht verträgt.

Ich habe das vor einigen Monaten bei einer Freundin von mir beobachtet. Sie hat sich eingeredet, dass sie laktoseintolerant wäre und meinte dann, dass sie auf jeden Fall auf alle laktosehaltigen Nahrungsmitteln verzichten müsse. Sie hat das dann so argumentiert, dass sie eben so einen schrecklichen Blähbauch bekommen würde, wenn sie Milch beispielsweise trinken würde und das wäre ja ein sicheres Indiz dafür, dass man laktoseintolerant sei. Gesagt getan, sie verzichtete dann konsequent auf Laktose und hat hinterher aber festgestellt, dass die Symptome gar nicht weggegangen sind.

Eine andere Freundin war eine Zeit lang der felsenfesten Überzeugung, kein Gluten mehr zu vertragen, wobei sich das auch als Irrtum und Einbildung herausgestellt hat und ich kenne bisher nur einen einzigen Fall aus meinem direkten Umfeld, wo tatsächlich eine Unverträglichkeit vom Arzt diagnostiziert war und ein Ernährungsplan eingehalten werden muss. Dabei handelt es sich um eine Kommilitonin von mir, die tatsächlich keine Laktose verträgt. Bei allen anderen Fällen war das mehr oder weniger „Einbildung“ und hat sich als Irrtum herausgestellt.

Was meint ihr dazu? Sind Nahrungsunverträglichkeiten eine neue Modeerscheinung, bei der auf einmal jeder mitreden will? Oder ist das eine neue Diät, um abzunehmen? Wie erklärt ihr euch solche Verhaltensweisen?

Benutzeravatar

» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Es ist ja auch teilweise so, dass Nahrungsmittelunverträglichkeiten in den Medien auch ständig präsent sind. Jeder, der einen Furz quer stecken hat, sollte sich laut manchen Medien auf Laktoseintoleranz oder andere Erkrankungen untersuchen lassen, obwohl man vielleicht einfach zu viele Bohnen vertilgt hat.

Auch in sozialen Netzwerken ist dieses Thema omnipräsent und leider kenne ich auch einige Menschen, die sich ihre Unverträglichkeiten wirklich einreden. Ich selbst leide unter der "echten" Laktoseintolerant, auch wenn ich nicht immer konsequent verzichte und halt mal einen Griff ins Klo leiste, im wahrsten Sinne des Wortes. Auch habe ich andere Unverträglichkeiten, aber ich jammere nicht ständig herum und komme damit klar.

Vielleicht macht dies auch den Unterschied aus. Die, die sich eine Intoleranz oder Unverträglichkeit einbilden, betonen zum Beispiel im Restaurant, dass das Unvertragene bloß nicht im Essen enthalten sein darf, teilweise sogar sehr dramatisch. Ich frage einfach nur nach, ob man mir eine Alternative bieten könnte, da ich dies und das nicht vertrage, wenn nicht, suche ich mir andere Optionen.

Erklären kann ich mir diese Verhaltensweisen nicht. Wahrscheinlich sind die Menschen, die sich die Unverträglichkeit einbilden, von den Medien dermaßen geimpft, so dass sie nur noch diese Unverträglichkeit im Kopf haben und auf jeden Pups reagieren. Ich rede von Unverträglichkeit, rechne die Intoleranzen jetzt der Einfachheit halber einfach dazu. Es vergeht absolut kein Tag, an welchem dieses Thema aufkommt und aufgefasst wird. Kein Wunder, dass die Menschheit psychische Störungen und "Unverträglichkeiten" bekommt.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12599 » Talkpoints: 0,42 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Das ist zunächst einmal ein gutes Mittel um mehr Geld zu verdienen. Die Lebensmittelindustrie macht ja nur mit neuen Produkten wirklich Profit. Wenn irgendwas länger auf dem Markt ist und sich erst mal etabliert hat gibt es in der Regel auch die günstige Version vom Discounter, die fast genauso gut ist und um das Markenprodukt noch zu verkaufen gibt es dann regelmäßig Sonderangebote.

Also müssen immer neue Produkte her und im Moment kann man mit Produkten ohne Laktose, ohne Gluten, ohne Kohlehydrate, ohne was weiß ich was eben richtig viel Geld machen. Das funktioniert aber natürlich nur, wenn man dem Konsumenten auch erfolgreich einredet, dass Weizen zum Beispiel total böse ist. In der Realität vertragen nur sehr wenige Menschen tatsächlich kein Gluten, aber das wird nie erwähnt, wenn glutenfreie Ernährung verkauft wird.

Benutzeravatar

» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Ca. 70% aller Menschen haben eine Laktoseintoleranz, eigentlich ist das der Normalfall, dass wir als Erwachsene keine Milchprodukte mehr vertragen. Dass viele Europäer dennoch mit Laktose klarkommen, ist auf einen Gen"defekt" zurückzuführen, wenn man sich aber Asien oder Südamerika anschaut, sieht es ganz anders aus. Daher würde ich es sicherlich nicht als Modeerscheinung bezeichnen.

Und dass die Symptome deiner Bekannten nicht weggegangen sind, hat vielleicht etwas damit zu tun, dass sie einfach gegen mehrere Sachen eine Intoleranz entwickelt hat. Beispielsweise kommt es relativ häufig vor, dass zusammen mit einer Laktoseintoleranz auch noch die Fruktoseintoleranz auftritt.

Wenn man das nicht weiß, auf Milchprodukte verzichtet, aber dafür andauernd Obst futtert, geht der Blähbauch natürlich trotzdem nicht weg. Außerdem lassen sich die häufigsten Intoleranzen relativ unkompliziert beim Gastroenterologen testen. Und diese Tests sind sehr zuverlässig.

Unverträglichkeiten sind einfach unangenehm und nervig. Neben Blähungen und Durchfall können auch noch andere Symptome auftreten, wie Übelkeit, Erbrechen, Schlappheit und ein geschwächtes Immunsystem. Wie jemand wegen einer Modeerscheinung sich sowas einbilden könnte, ist mir schleierhaft.

» Cappuccino » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Mod am 11.07.2015, 18:48, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen


Ein Blähbauch kann ja auch einfach normal sein, wenn man viel gegessen hat. Dann ist eben der Magen voll und dann hat man einen Blähbauch. Vielleicht problematisieren das manche zu viel. Und wenn man gerade ein sehr reichliches Mittagessen hinter sich hat, dann muss man eben nicht allzu lange Zeit später auf Toilette.

Vieles ist einfach normal und das sollte man nicht überinterpretieren. Wer wirklich eine Intoleranz hat, sollte etwas mehr haben als nur einen Blähbauch und da könnte man vielleicht wirklich mal über eine Intoleranz nachdenken, wenn man sehr starke Bauchschmerzen oder ständig Durchfall hat, aber nicht wegen etwas Blähbauch.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^