Einsatz von transparenten Wahlurnen: Ja oder Nein?

In der Ukraine werden für das Krim-Referendum transparente Wahlurnen eingesetzt. So kann man gleich einen Zwischenstand sehen und schneller über den Ausgangs des Referendums berichten.

Würdet Ihr es auch gut finden, wenn man in Deutschland transparente Wahlurnen einsetzen würden, damit die Auszählung rascher vonstatten gehen könnte oder bringt dies keinerlei Beschleunigung für die Wahlprognosen? Ist der Einsatz von transparenten Wahlurnen in Deutschland überhaupt rechtlich möglich oder gibt es Gesetzesparagraphen, die so einen Einsatz verbieten?

Ich verstehe nicht ganz, wie die Transparenz der Urnen die Auszählung beschleunigen soll. Dann müssten die Ergebnisse ja sichtbar sein. Das wäre bei uns auf jeden Fall verboten, weil wir ja eine geheime Wahl haben. Wenn die Urnen transparent sind, um zu gewährleisten, dass keine Wahlfälschungen stattfinden, wie etwa eine vorherige Füllung der Urnen, dann spräche eigentlich nichts dagegen.

Ich finde es nicht wirklich gut, wenn man ausgefüllte Wahlzettel sehen kann, mit dem Ergebnis und dann vielleicht auch errechnen kann, wie es steht. Meiner Meinung nach ist es mit den deutschen Wahlurnen schon richtig so. Man muss eben darauf vertrauen, dass die Zettel da auch hineingegeben werden und dann genau die Zettel ausgezählt werden, aber das müsste man in gewisser Weise auch bei einer transparenten Wahlurne.

Transparente Wahlurnen widersprechen meiner Ansicht den Grundsätzen einer freien Wahl. Wenn man Zwischenstände von Wahlergebnissen veröffenticht, so würde das die Leute, die später wählen gehen, beeinflussen. Und Einfluss darf man am Wahltag auf Wähler nicht ausüben. Deshalb gibt es auch am Wahltag keine Wahlkampfveranstaltungen mehr. Außerdem ist eine Wahl geheim und wenn man durch transparente Urnen nachvollziehen könnte, wer was gewählt hat, entspricht das auch keiner demokratischen Wahl.
Sollten so Urnen auf der Krim zum Einsatz kommen, wunder es mich nicht und beweist nur, dass es sich um keine freie demokratische Wahl handelt.

Und Vorteile bei der Stimmenauszählung kann ich mir auch nicht vorstellen. Wenn man bedenkt wie schnell bei uns in Deutschland die Stimmzettel ausgezählt sind, finde ich, dass man da nichts optimieren muss. Natürlich vertrauen wir auch auf eine richtige Auszählung der Stimmen. Wer Zweifel hat, kann aber ja einfach zur Auszählung gehen. Die sind schließlich öffentlich und werden kontrolliert.

Mir leuchtet weder ein, dass mit einer transparenten Urne die Auszählung schneller gehen sollte, noch, dass man damit eine genauere Prognose erstellen könnte. Schließlich liegen die Zettel in der Urne doch kreuz und quer durcheinander, sodass man gar nicht alle einsehen könnte, um da schon irgendwas auszuzählen.

Prognosen würden so eher verfälscht und auszählen muss man hinterher dann trotzdem Zettel für Zettel. Eindeutig erkennen, was auf jedem Zettel steht, könnte man nur im Moment des Einwurfs, und da darf natürlich keiner hinschauen, weil es dem Grundsatz der geheimen Wahl widersprechen würde. Hier in Deutschland sie die Wahlprognosen, so, wie sie erstellt werden, nämlich durch Umfragen unter Personen, die aus dem Wahllokal kommen, ohnehin zuverlässig genug, sie liegen ja nie weit vom tatsächlichen Ergebnis entfernt.

Von all dem mal abgesehen sind wie Wahlzettel, die wir für die Bundestagswahl, Landtagswahl usw. verwenden, ohnehin viel zu groß, um sie ungefaltet in die Urne zu werfen. Da würde es dann auch nichts ändern, wenn die Urne transparent wäre. Das ginge höchstens bei einer Bürgermeisterwahl, wo nur zwei oder drei Namen auf dem Wahlzettel stehen.

Bei den Ukrainern möchte man mit dem Einsatz transparenter Wahlurnen wohl am ehesten Angst unter den Wählern schüren. Es könnte ja Konsequenzen haben, wenn jemand sieht, dass man nicht das gewünschte auf seinen Stimmzettel geschrieben hat. Alles andere ist bestimmt nur leeres Gerede.

Im Osten der Ukraine wurde auch so abgestimmt. Dann kann man sich der Zustimmung eben sehr sicher sein. So kann man natürlich auch Druck ausüben. Niemand kann sich so wirklich sicher sein, dass sein Votum nicht gleich etwas öffentlicher wird. Die Wahlkabinen gab es oft eben auch nicht. So alt ist die Demokratie eben auch nicht.