Wieso sind sich bei Griechenland alle Medien so einig?
cooper75 hat geschrieben:Juri1877, warum hätte Griechenland korrekte Zahlen angeben sollen? Das haben die anderen doch auch nicht gemacht. Man kann wohl kaum einem Land etwas vorwerfen, dass alle anderen Länder ebenfalls getan haben. Zumal die verschiedenen Kommissionen das auch wussten, damals nicht eingegriffen haben und es heute auch noch nicht tun! Dazu war es zu wichtig, die EU und den Euro zu basteln.
Gibt es auch Beweise für diese tolle Aussage oder ist die nur Geschwalle? Für mich zählt hier eher der Eintrag bei Wikipedia:
" ...im Oktober 2009 korrigierte die neue griechische Regierung das bisher gemeldete Defizit von 3,7 % auf 12,7% des BIP nach oben. Methodische Mängel des statistischen Amts Griechenlands (ESYE) und mögliche politische Einflussnahmen auf die Statistik veranlassten diese Korrektur.
Ich finde es übrigens ganz toll, dass du anscheinend Bilanzbetrug nicht als Straftat sondern als Entschuldigung ansiehst. Ist die EU etwa so ein Kindergarten, dass Brüssel noch die Zahlen demokratisch gewählter Regierungen in Zweifel ziehen muss?!?
Juri1877, Griechenland hat die Kriterien zum EU-Beitritt damals ebenso wenig erfüllt wie Belgien oder Italien. Hätte das statistische Amt der EU damals die Zahlen von Griechenland tatsächlich geprüft, wäre das durchaus aufgefallen. Allerdings hat man auf eine genauere Prüfung verzichtet. Bekannt ist das immerhin seit mehr als 11 Jahren, das hätte lange Konsequenzen haben können, zumal die Jahre danach ja auch nicht besser waren.
Italien hat über kurzfristige Maßnahmen die Defizite künstlich abgesenkt, um die Kriterien zu erfüllen. Dass die Maßnahme langfristig nichts bringt, das war vorher bereits vollkommen klar. Man hat das Land aufgenommen, obwohl man wusste, dass ein Defizit besteht und das das auch weiter so bleiben wird.
Frankreich hat, damit es die Ziele erreicht, ein ganz tolles Geschäft gemacht: Es hat von der France Télécom Pensionsverpflichtungen gegen eine Einmalzahlung übernommen, Durch das Geld ist das staatliche Defizit einmalig um 0,6 % gesunken und der Eintritt ging klar. Was es für das Defizit in der Zukunft hieß war auch klar: keine Einnahmen aber langfristige Verpflichtungen in Millionenhöhe und damit ein schlimmeres Defizit als zuvor.
Wir sind über Umbuchungen von Aktienbesitz zu den passenden Zahlen gekommen, Weil Aktien vom Bund an die KfW gegangen sind, hatten wir offiziell mehr Geld und eine niedrigere Staatsverschuldung. Tatsächlich hatten wir keinen Pfennig mehr, das die KfW ein staatlichen Institut ist, aber der Euro konnte kommen.
Entsprechend den klar absehbaren Folgen haben alle diese Länder und noch viele weitere über Jahre die vereinbarten Ziele immer wieder nicht erreicht. Und das, obwohl gerne immer wieder mit solche Konstrukten eigentlich bessere Zahlen vorgelegt worden sind. Konsequenzen gab es keine.
Mittlerweile sollen die Statistiken der Länder genauer kontrolliert werden. Das ist seit Jahren gefordert worden, fand aber immer keine Mehrheit. Schließlich hätte so ziemlich jedes Land, das für Kontrollen und Konsequenzen stimmt, selbst unter dem Beschluss gelitten.
Juri1877 hat geschrieben:Diese Abstimmung hätte übrigens auch in den 17 anderen EU-Staaten stattfinden müssen und hier in Deutschland bekäme sicher jedes Referendum gegen Griechenland eine Mehrheit.
Natürlich, weil hier die Sache getreu der Regierungsvorgaben dargestellt wird. Niemand kam hier auf die Idee Schäubles Ideen als "Hungern für die Banken" zu nennen. Aber darauf würde es wohl hinauslaufen. Seine Sparpolitik hilft weder Portugal noch Spanien oder Irland. Es ist wohl so, dass auch die "Vorschläge" aus Berlin immer "alternativlos" sind. Oder aber die Alternativen gefallen nicht ...
Nebenbei wird hier - auch von dir - gleich ein "gegen Griechenland" Referendum ins Spiel gebracht. Griechenland hat nicht gegen ein anderes Land gestimmt, sondern nur nach Alternativen verlangt! Hier scheint sich eine emotionale Anti-Haltung zu entwickeln, die auch eigentlich nur der Propaganda anzulasten wäre. Selbst der IWF kommt ja zu dem Schluss dass die Schuldenlast nicht zu tragen ist. Egal was an Sparvorgaben aus Brüssel verlangt werden würde. Und trotz allem sieht das Regelwerk eben keinen Rausschmiss eines Staates vor - auch wenn ein "Sozialdemokrat" wie Gabriel das gerne so verkauft.
@ cooper75: Und 9/11 war eine CIA-Verschwörung? Lauter Behauptungen und keine Beweise.
@ der punkt: Griechenland muss nun liefern. Ein Scheitern nützt hier niemandem.
Juri1877, du stehst doch so auf Wikipedia als Quelle, dann dürfte dir das das weiterhelfen. Nur weil dir etwas nicht bewusst ist, heißt es nicht, dass es nicht passiert ist. Hier findest du dann eine Meldung, die zeigt, wie lange das alles bekannt war.
Und dass das ganze so niemals gut gehen konnte, das war bereits vorher vollkommen klar. Ich weiß, dir fehlen jetzt die Beweise, aber Literatur zur Volkswirtschaftslehre lässt sich nicht komplett zitieren. Der Euro kam und es gab Länder, die waren sehr schwach, dazu zählen eben auch Staaten aus Südeuropa wie Griechenland.
Länder wie Deutschland haben es geschafft, die Löhne zu senken und die Exportraten zu steigern. Wir exportieren übrigens viel innerhalb der EU. Das hat dazu geführt, dass andere Euro-Länder nicht mithalten konnten und enorme Verluste hinnehmen mussten. Importe nahmen zu, die Binnennachfrage brach ein, Arbeitsplätze gingen zu Tausenden verloren.
Das wäre mit der DM anders gewesen. Wir hätten und zwar genauso verhalten und die DM wäre so sehr stark geworden und die Drachme oder die Lira wäre schwach geworden. Das hätte zu einem verminderten Import von Waren in diesen Ländern geführt. Durch die schwache Währung wären einerseits die Exporte dieser Länder gewachsen, auf der anderen Seite hätte die Binnennachfrage zugenommen. Damit wären wieder mehr Arbeitsplätze entstanden. Durch den Euro sind diese Mechanismen nicht mehr wirksam. Wir sind bei dem Spiel die Gewinner.
Jetzt wurde aber gleichzeitig verlangt, das diese Länder sparen. Teilweise waren die Forderungen so hoch, dass zwar kurzfristig Zahlungen geleistet werden konnten, aber langfristig das Problem immer schlimmer wurde. Auch das war der EU klar, das nicht zu sehen und nicht zu bedenken ist unmöglich.
Sicherlich hat Griechenland Fehler gemacht. Aber die EU ist an der Situation alles andere als unschuldig. Sie hat das ganze erst laufen lassen und danach Maßnahmen ergriffen, die zum Scheitern verurteilt waren. Daher ist es mehr als unfair, jetzt nur gegen die Griechen zu wettern. Andere Staaten haben den Mund gehalten, damit sie nicht in die Schusslinie geraten und einige haben die Chance genutzt, aus der Situation Profit zu ziehen. Zu letzteren gehört auch Deutschland.
Griechenland hat die Schulden gemacht und dies systematisch verschleiert. Die Griechen müssen liefern und zahlen will hier auch keiner mehr.
Juri1877, es nützt nichts, wie ein kleines Kind mit dem Fuß aufzustampfen und nur einen Teil des Problems zu betrachten. Auch wenn du es nicht einsehen möchtest, die Griechen können nicht zahlen, bleiben sie im Euro, werden die anderen Länder bürgen und auch zahlen müssen. Denn die Schulden sind so hoch, dass es nicht möglich ist, die zu tilgen.
Außerdem ist eine sehr simple Darstellung der Fakten. Ja, Griechenland hat falsche Zahlen geliefert und daher zu viele Kredite erhalten. Aber das Land hat von der EU über Jahre weiteres Geld und weitere Sicherheiten erhalten, obwohl das bekannt war.
Es ist Geld in eine Land geflossen, dass das nie zurückzahlen kann und es sind Forderungen für Sparmaßnahmen gestellt worden, die dem Land die Chance genommen haben, dass es besser wird. Gleichzeitig wurden wichtige Reformen verpasst und die EU hat nichts dagegen einzuwenden gehabt und weiter gefördert. Und das alles zu einem Zeitpunkt, zu dem das alles bekannt war. Jetzt nur den Griechen die Schuld zu geben, das ist lächerlich.
Es ist Geld in eine Land geflossen, dass das nie zurückzahlen kann und es sind Forderungen für Sparmaßnahmen gestellt worden, die dem Land die Chance genommen haben, dass es besser wird. Gleichzeitig wurden wichtige Reformen verpasst und die EU hat nichts dagegen einzuwenden gehabt und weiter gefördert. Und das alles zu einem Zeitpunkt, zu dem das alles bekannt war. Jetzt nur den Griechen die Schuld zu geben, das ist lächerlich.
Dass Geld in das Land geflossen ist, wäre kein Problem. Das Problem ist, dass das Geld offensichtlich sehr schnell wieder ins Ausland geschafft wurde. Von einer mehr oder weniger großen "Elite" in Griechenland. Diesen Griechen kann man durchaus die Mitschuld geben. Aber das sind nicht die Griechen, die jetzt unter der Krise leiden.
Mit Sparmaßnahmen ist es logischerweise nicht getan. Trotzdem sind sie dringend nötig. Und deshalb sind die Forderungen der EU-Länder durchaus gerechtfertigt. Und das weiß die Regierung auch, schließlich wird es jetzt wohl doch ein sehr hartes Sparprogramm geben.
Dass es wohl nie einen Euro hätte geben dürfen, ist ein anderes Thema. Natürlich hat Deutschland vom Euro profitiert, aber das heißt ja nicht, dass man daraus jetzt eine Verantwortung ableiten muss.
Die Fehler der Vergangenheit kann man nicht rückgängig machen. Auch irgendwelche Schulddebatten bringen nicht viel. Man muss jetzt schauen, das Beste aus der Situation zu machen. Der erste Schritt wäre der Grexit. Dann hat Griechenland die Chance, eine stabile Wirtschaft aufzubauen.
Weasel_ hat geschrieben:Dass es wohl nie einen Euro hätte geben dürfen, ist ein anderes Thema. Natürlich hat Deutschland vom Euro profitiert, aber das heißt ja nicht, dass man daraus jetzt eine Verantwortung ableiten muss.
Es geht nicht darum, dass Deutschland profitiert hat und deshalb eine Verantwortung trägt. Es geht darum, dass durch die starke Einheitswährung schwache Länder ab einem gewissen Punkt nicht mehr "auf die Füße kommen" können.
Und da die tatsächliche Lage Griechenlands vor der Krise lange bekannt war, trägt die EU eine starke Mitverantwortung bei dieser Misere. Wer einem Land, das eigentlich bereits zu abgewirtschaftet ist, immer wieder Gelder gibt, Reformen verlangt die das Land weiter schwächen und gleichzeitig über bekannte Missstände hinwegschaut, der macht sich mitschuldig.
Er ist mitschuldig an den Dramen, die jetzt viele Griechen treffen, und erst ist mitschuldig an den Lasten, die die Einwohner der anderen Länder nun zu tragen haben. Wer etwas politisch stur durchsetzen möchte, was wirtschaftlich nicht haltbar ist, der muss sich nicht wundern, wenn er vor die Wand fährt. Das heißt nicht, dass Griechenland keine Schuld trägt, aber sie sind nicht die allein Schuldigen.
Auch das, was jetzt passieren wird, ist wieder eine Frage der Politik und wirtschaftliche Erwägungen spielen kaum eine Rolle. Unsere Politiker können ihren Wählern gegenüber wohl kaum eingestehen, dass das Theater vorher von vornherein zum Scheitern verurteilt war und dass es einen Schuldenschnitt und Hilfen gibt.
Griechenland kann nicht mehr viele Einschnitte bei der normalen Bevölkerung hinnehmen. Und vor allen können diese Parteien nicht einknicken und sich bei der EU entschuldigen. Denn das ließe unsere Politiker wieder besser aussehen, käme aber im eigenen Land verdammt schlecht an.
Außerdem möchte kaum ein europäisches Land, dass ausgerechnet eine linke Regierung Erfolg hat. Wenn radikal Linke im Zusammenschluss mit Rechts ein Land retten, dann setzt das das falsche Signal. Das könnte einen aus Sicht der etablierten Parteien sehr schädlichen Einfluss auf die nächsten Wahlen haben.
Es geht nicht darum, dass Deutschland profitiert hat und deshalb eine Verantwortung trägt. Es geht darum, dass durch die starke Einheitswährung schwache Länder ab einem gewissen Punkt nicht mehr "auf die Füße kommen" können.
Da stimme ich dir zu. Griechenland muss aus dem Euro ausscheiden, um wieder eine stabile Wirtschaft aufbauen zu können. Aber dazu wird es erst einmal auf den Status nahe eines Entwicklungslandes zurück fallen.
Und da die tatsächliche Lage Griechenlands vor der Krise lange bekannt war, trägt die EU eine starke Mitverantwortung bei dieser Misere. Wer einem Land, das eigentlich bereits zu abgewirtschaftet ist, immer wieder Gelder gibt, Reformen verlangt die das Land weiter schwächen und gleichzeitig über bekannte Missstände hinwegschaut, der macht sich mitschuldig.
Ja, man hätte womöglich früher den "Grexit" fordern können. Aber dazu hätte auch Griechenland mitspielen müssen. Wenn die EU vehement den Ausstieg Griechenlands gefordert hätte, wären sie genauso die Buhmänner gewesen.
Wer etwas politisch stur durchsetzen möchte, was wirtschaftlich nicht haltbar ist, der muss sich nicht wundern, wenn er vor die Wand fährt.
Genau das ist aber auch die Haltung, die die griechische Regierung in den letzten Wochen eingenommen hat. Aber inzwischen kommt Bewegung in die Sache. Tsipras hat inzwischen gemerkt, dass er mit seiner Strategie voll gegen die Wand fährt und sowohl im eigenen Land als auch in der EU bald nur noch Feinde hat.
Griechenland kann nicht mehr viele Einschnitte bei der normalen Bevölkerung hinnehmen.
Das sehe ich eben anders, wenn ich den griechischen Lebensstandard mit dem anderer EU-Länder wie Rumänien oder Bulgarien vergleiche. Den Griechen könnte es noch viel schlechter gehen. Aber das wird verdammt schmerzhaft, wenn nicht jemand mal bald die richtige Richtung einschlägt.
Und vor allen können diese Parteien nicht einknicken und sich bei der EU entschuldigen. Denn das ließe unsere Politiker wieder besser aussehen, käme aber im eigenen Land verdammt schlecht an.
Hoffen wir mal, dass die Politiker vernünftig sind und sich nicht zuallererst um ihr Ansehen kümmern, sondern wirklich das langfristige Wohl ihrer Gesellschaft im Blick haben.
Außerdem möchte kaum ein europäisches Land, dass ausgerechnet eine linke Regierung Erfolg hat.
Das gehört jetzt aber wirklich in das Reich der Verschwörungstheorien. Ich glaube nicht, dass ein einziges Land aus einem solchen Grund ein Auseinanderfallen der EU riskieren würde.
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