Nicht genügend Gefühle haben, um Beziehung einzugehen?

vom 05.07.2015, 18:50 Uhr

Ich habe vor kurzem etwas sehr Merkwürdiges in meinem Bekanntenkreis gehört. Eine Bekannte von mir hatte sich wohl in einen jungen Mann verliebt, wobei es nicht zu einer Beziehung gekommen ist, auch wenn die beiden sich mehrfach getroffen und gut verstanden haben. Der Mann meinte dann aber wohl, nicht genügend Gefühle für sie zu haben, um eine Beziehung mit ihr einzugehen. Von daher hatte er die Sache dann quasi beendet, bevor sie überhaupt richtig angefangen hatte.

Meine Bekannte meinte dann, dass sie dieser Satz völlig aus der Bahn geworfen hatte, da sie nie mit so etwas gerechnet hätte. Immerhin hätten die beiden sich so gut verstanden und der Mann hätte auch gemeint, dass er durchaus Gefühle für sie hätte, aber eben nicht genug für eine Beziehung. Seitdem ist meine Bekannte am Boden zerstört.

Ich kann diese Aussage des Mannes ehrlich gesagt auch absolut nicht nachvollziehen. Es ist doch absolut normal, dass man am Anfang noch nicht so tiefe Gefühle für jemanden hat und dass die Gefühle sich erst im Laufe der Beziehung entwickeln und stärker werden. Ich finde es merkwürdig und schade, dass er der Beziehung nicht einmal eine Chance lassen will, wenn von beiden Seiten Gefühle da sind.

Ich kann auch nicht verstehen, wie man erwarten kann, dass man gleich von Beginn an extrem starke Gefühle erwartet, wenn man noch nicht einmal zusammen ist. Meiner Meinung nach, ist so eine Aussage ein Grund dafür, eine Beziehung zu beenden, aber nicht, um eine Beziehung nicht einzugehen.

Hattet ihr schon einmal nicht genug Gefühle, um eine Beziehung mit jemandem einzugehen? Könnt ihr die Aussage des Mannes nachvollziehen?

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Die Frage ist doch, von wie vielen Gefühlen wir hier reden. Klar sind die Gefühle am Anfang einer Beziehung nicht so stark wie nach einer ganzen Weile. Aber dennoch müssen sie doch ein gewisses Level aufweisen, um eine Beziehung eingehen zu können.

Ich denke, was er eigentlich sagen wollte, ist, dass er sie zwar mag, aber sich eben nicht vorstellen kann, sich in sie zu verlieben. Dass er keine romantischen Gefühle für sie hat, sondern lieber nur befreundet wäre. Man kann sich ja auch gut mit jemanden verstehen, ohne sich jemals zu verlieben. Und dann reicht es einfach nicht, um eine Beziehung einzugehen.

Ich finde das richtig traurig. Er hat versucht, diplomatisch zu sein und sie nicht zu verletzen. Dabei hat er sich so zweideutig ausgedrückt, dass er sie damit letztlich doch verletzt hat.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ich kann die Aussage des Mannes absolut nachvollziehen, weil es mir selbst schon oft genug so ging, dass ich einfach nicht genug Gefühle für andere Personen hatte, um mich an diese zu binden.

Es gibt ja ganz unterschiedliche Arten von Gefühlen. Offensichtlich fand er sie nicht gänzlich doof, sonst hätte er sich nicht öfter mit ihr getroffen. Vielleicht mag er sie sehr gern, kann sich aber keine gemeinsame Zukunft mit ihr vorstellen. Vielleicht fehlt die körperliche Anziehung, vielleicht hat es einfach nur nicht "klick" gemacht und anfängliches Interesse hat sich nicht in Verliebtheit gewandelt.

Dass es anfangs noch gar nicht die große Liebe ist, ist ja völlig normal. Ich denke auch nicht, dass der Mann erwartet hat, dass die Gefühle von Anfang an super stark sein müssen, um eine Beziehung einzugehen. Dass er ihr gesagt hat, er hätte durchaus Gefühle für sie, könnte er zwar auch rein zum Trost gesagt haben, für mich weist das aber viel mehr darauf hin, dass er entweder nur freundschaftliche Gefühle hat, oder aber durchaus irgendwie für sie schwärmt, aber sicher ist, dass eine Beziehung nicht erfüllend wäre.

Mir ist es auch schon passiert, dass ich jemanden wirklich toll fand, die Person wirklich gerne in meiner Nähe hatte und auch körperlich anziehend fand. Für viele mag das reichen, um auf eine Beziehung zuzusteuern, für mich würde das nicht reichen. Ganz besonders dann nicht, wenn mein Gegenüber bereits mehr Gefühl investiert. In meinem Fall war es nun auch so, dass die Person verliebt war. Ich für meinen Teil hatte aber trotz aller positiver Gefühle nicht das Bedürfnis, eine feste Beziehung einzugehen.

Wie erklärt man das einer Person dann? Hätte ich gesagt, ich hätte nur freundschaftliche Gefühle, dann hätte dies nicht der Wahrheit entsprochen. Ergo konnte ich, um wirklich ehrlich zu sein, nur sagen, dass ich zwar Gefühle habe, diese aber für eine Beziehung einfach nicht ausreichen, weil ich wusste, dass ich mich nicht so sehr in diese Person verlieben würde, dass ich doch noch eine Beziehung gewünscht hätte.

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» CCB86 » Beiträge: 2025 » Talkpoints: 2,88 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Naja ich denke, dass man sich auf eine Beziehung einlassen muss. Das erfordert Kompromisse, man muss sein Leben auf einen Partner umstellen und der Alltag ändert sich. Möglicherweise ist man aber gerade in einem Lebensabschnitt, wo andere Dinge wichtiger sind als eine potenzielle Partnerschaft und daher will man sich nicht weiter darauf einlassen.

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» Bellikowski » Beiträge: 7700 » Talkpoints: 16,89 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich kann die Aussage sehr gut nachvollziehen. Man lernt schließlich sehr attraktive, nette, anziehende, faszinierende, usw. Menschen kennen. Mit vielen dieser Menschen verbringt man gerne Zeit, es kribbelt durchaus auch und man könnte sich auf so jemanden einlassen.

Aber mir geht es beispielsweise so, dass ich bei ganz vielen dieser wirklich netten und generell durchaus infrage kommenden Menschen genau weiß, dass ich mit keine unendlich lange Beziehung vorstellen kann. Ich merke einfach, dass es irgendwo nicht ganz passt, Anfangs wäre alles schön, aber die Punkte, wo es irgendwann beginnen würde zu sterben, die sind für mich bereits jetzt offensichtlich.

Wenn das so ist, dann kann ich jemanden noch so anziehend finden, ich beginne keine Beziehung. Ich habe mich bisher nur auf Menschen eingelassen, bei denen ich nicht schon vorher die "Befristung" gesehen, beziehungsweise gespürt habe.

Das ist natürlich keine Garantie, dass man mit diesem Partner gemeinsam alt wird. Aber es ist eben die Basis, die ich persönlich dringend benötige. Daher kann ich gut verstehen, dass jemand zwar von der Ausstrahlung her den Eindruck machte, das wird jetzt etwas. Aber dass er sich dann eben doch aktiv anders entschieden hat, weil die Gefühle eben nicht reichen.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Die Aussage des Mannes ist doch ganz gut nachvollziehbar. Ich war auch schon mal in der Situation dass zwar Gefühle für jemanden da sind, aber diese nicht ausreichen um eine Beziehung einzugehen. Wenn ich mit jemandem eine Beziehung eingehe, dann muss ich mir auch vorstellen können, dauerhaft mit demjenigen zusammenzubleiben.

Manchmal kann man sich mit jemandem noch so gut verstehen, es kann dann aber trotzdem sogenannte "Störfaktoren" geben weswegen eine richtige Beziehung nicht in Frage kommt. Gründe dafür können sehr unterschiedlich sein und oft will man es dem anderen auch nicht auf die Nase binden um diesen nicht zu verletzen, zum Beispiel weil der andere gar nichts dafür kann oder das nur ein persönlicher Grund ist, mit dem andere vielleicht gar keine Probleme hätten.

Manche gehen in solchen Fällen trotzdem eine Beziehung ein und hoffen, im Laufe der Zeit die Situation oder den Partner ändern zu können und wenn das nicht klappt sich dann eben früher oder später wieder zu trennen.
Dann gibt es die anderen, die von vornherein keinen Sinn darin sehen und das lieber gleich lassen.
Ich schätze, der Mann gehört zu zweiter Kategorie und je nachdem um welchen Grund es sich handelt, finde ich zweite Variante einfach ehrlicher. Man verschwendet sich gegenseitig keine Zeit jemand anderen zu treffen zu dem man viel besser passt.

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» Peanut » Beiträge: 444 » Talkpoints: 57,09 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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