Afghanistan Aufbau: Plan C
Acht Jahre lang ist Deutschland nun führend für die Ausbildung afghanischer Polizisten zuständig. Die Erfolge sind und waren eher bescheiden. Ein Wandel musste her, so jedenfalls die offizielle Verkündung. Mehr Ausbildung durch mehr Ausbilder, bessere Ausbildung und viel mediale Propaganda. So hat heute erst Innenminister Thomas de Maizière in Afghanistan ein neues Ausbildungszentrum mit insgesamt 100 Ausbildungsplätzen eröffnet.
Der Kampf gegen die Taliban im Süden des Landes: ein trauriger, kaum zu gewinnender Kampf, den die USA in ihrer neuen Strategie mit einer Offensive beginnen und dann mit einem kontrollierten Rückzug beenden wollen. Die Erfolgschancen sind auch hier wohl als sehr gering einzuschätzen.
Plan C
Nachdem wohl auch Plan B, also der angebliche Strategiewechsel nicht zum gewünschten Erfolg führen wird muss die Frage nach anderen Alternativen immer mehr in den Vordergrund rücken. Das Geheimnis, das vor allem die privaten Hilfsorganisationen befürworten heisst ziviler Aufbau - ohne Militär. Das ist in einem Bürgerkriegsland mit ausländischen Truppen ein sehr schweres Vorhaben, nicht ganz gefahrlos. Aber hier könnte der Schlüssel zum Erfolg liegen.
Afghanistan ist pleite, die Infrastruktur am Boden, die Regierung machtlos, man ist nicht weit vom Nullpunkt entfernt, warum sollte man nicht gerade in so einer Situation etwas Neues wagen. Die Strukturen in Afghanistan sind eher kleinräumig, die lokalen Herrscher haben vielfach das Zepter in der Hand, die Dorfstrukturen sichern das normale Überleben. Aber in einem Bereich ist Afghanistan Weltmarktführer: beim Opium.
Mit einem Anteil am Weltmarkt von unglaublichen 93 Prozent ist Afghanistan der Opiumproduzent der Welt schlechthin. Die Hälfte des BIP kommt aus dem Drogenanbau. Nachdem der Kampf gegen die Drogen bisher eine einzige Geschichte der Niederlagen war wird nun teilweise auch bei den Amerikanern umgedacht. Die Vermutung liegt nahe, dass dem normalen Kleinbauern ziemlich egal ist, was er anbaut. Sein Ziel ist die Familie zu ernähren. In den letzten 30 Jahren hat sich der Opiumanbau von rund 100 Tonnen im Jahr 1980 auf über 7700 Tonnen im Jahr 2008 vervielfacht. Und das sichert allen Beteiligten gute Einnahmen, auch wenn die besten Erträge erst im Ausland erzielt werden.
Man schätzt die Einnahmen der Taliban durch Schmuggel, Schutzgelder und Handel mit Opium auf mehr als 300 Millionen Dollar - pro Jahr. Ziel ist es nun die Kleinbauern davon zu überzeugen, dass sie mehr Produkte anbauen, die für die heimischen Märkte geeignet sind, aber auch Früchte, die sich gut exportieren lassen. Damit kann man mindestens die gleichen Erträge erzielen und so der Plan, die Mohnfelder nach und nach mit wirtschaftlichen Argumenten verdrängen.
Am heimischen Markt fehlt vor allem Weizen, der ist zwar nicht überall anbaubar, aber in einigen Regionen wäre dies auf jeden Fall eine sinnvolle Alternative. Für den Export müssen die Kleinbauern von Blumen und Früchten (z.B. Granatäpfel oder Pistazien) überzeugt werden. Um die Waren aber erfolgreich auf den Weltmarkt zu bringen müssten die noch anwesenden Militärs für den sicheren Aufbau geeigneter Infrastruktur sorgen. Wer friedlich vom Anbau legaler Produkte leben kann, der wird auch nicht zu den Radikalen wechseln. Klingt logisch und wäre auf jeden Fall auch einen langfristigen Versuch wert. Auch wenn wahrscheinlich jeder Bauer einzeln überzeugt werden muss.
Damit einhergehend wäre ein stärkerer Kampf gegen den Drogenschmuggel nötig. Wobei man hier mit etwas mehr politischem Willen viel erreichen könnte. Die Hauptknotenpunkte sind bekannt, dazu gehört der Norden Irans zur türkischen Grenze und Pakistan. Strengere Kontrollen bedeuten mehr Auffunde, auch wenn dies nur ein Tropfen auf dem heißen Stein bedeutet, aber jede gefundene Tonne Opium bedeutet einen schmerzlichen Verlust für die Drogenmafia.
Der Krieg gegen die Taliban hatte für die westlichen Besatzer wohl Vorrang, wobei der anscheinend nicht so toll geklappt hat, wie man an der Übernahme von immer mehr Provinzen durch die Taliban sieht und auch wenn es die westlichen Medien noch so gerne nachplappern.
Erst nach dem Sturz der Taliban ging der Drogenanbau so richtig los und diese Tatsache sagt schon alles, zumal nichts gegen diese Misere gemacht wird, da die entsprechenden Drogenbaronen als Unterstützer der westlichen Mächte gelten.
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