Abschaffung der Bundesjugendspiele?

vom 26.06.2015, 11:17 Uhr

Ich habe neulich davon gehört, dass eine Dame via Twitter sich über die Bundesjugendspiele ausgelassen hat und eine Petition dagegen in Erwägung gezogen hätte. Grund dafür war, dass ihr Sohn völlig aufgelöst daheim ankam, da er nur eine nichts aussagende Teilnehmerurkunde mitgebracht hatte. Dieser Tweet hatte eine Menge Resonanz bewirkt, sodass sich viele Befürworter der Abschaffung der Bundesjugendspiele gefunden haben. Wiederum andere fänden eine Abschaffung unnötig und sind der Meinung, dass man sich nicht so anstellen müsse und die Kinder auch mal lernen müssen mit Niederlagen umzugehen.

Ich persönlich hatte auch immer so meine "Probleme" mit den Bundesjugendspielen, da ich sie etwas ungerecht bewertet fand. Schließlich wurde immer nach dem Geschlecht und dem Geburtsjahr differenziert und man musste dementsprechend mehr leisten, wenn man älter war oder auch die Jungen hatten mehr zu leisten, als die Mädchen.

So gehörte ich zu den älteren Mädchen, aber war ziemlich lange einer der kleinsten in der Klasse. Von daher fiel es mir schwerer weiter zu springen oder zu werfen, als andere, welche zwei bis drei Köpfe größer als ich, aber ein halbes Jahr jünger waren und somit im nächsten Geburtsjahr geboren sind. Demzufolge hatten sie selbst bei gleicher Leistung wie ich immer noch eine Zensur besser erlangt bzw. viel mehr Punkte erhalten.

Ich kann mich noch daran erinnern, dass ich einmal freiwillig am 800-Meter-Lauf teilgenommen hatte, um einige wenige Punkte mehr zu sichern, welche mir wenigstens eine Siegerurkunde vermacht hätten. Allerdings hatte mich der Lauf fast umgebracht und obwohl ich fast um mein Leben gerannt bin und schon jenseits meiner Kondition nur noch am Hecheln war, kam ich um Bruchteile von Sekunden zu spät im Ziel an, sodass ich knapp an einer Siegerurkunde vorbei gezogen bin. Danach bin ich beinahe kollabiert und habe mich grün und blau darüber geärgert, dass ich mich für nichts überanstrengt hatte.

Manchmal hatte ich noch nicht einmal eine Teilnehmerurkunde erhalten, da es wahrscheinlich ein zu großer Aufwand war diese für die ganzen Schüler bereit zu stellen. Wie schaut es bei euch aus? Würdet ihr auch für die Abschaffung plädieren oder hatten euch die Bundesjugendspiele nie gestört? Findet ihr die Auswertung auch unfair oder meint ihr, dass es fairer nicht geht?

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» LongHairGirl » Beiträge: 845 » Talkpoints: 47,97 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Das ist einfach eine ganz unfaire Veranstaltung, die einem alles abverlangt. Wenn man bisher nicht besonders sportlich war oder es einfach noch nie zu einer Eins geschafft hat, motiviert einen so ein Tag auch nicht. Der Gedanke dahinter, die Kinder zu Sport zu motivieren fällt einfach weg, weil die Bewertung unfair ist, aber nicht nur bei den Bundesjugendspielen, sondern auch im Unterricht. Ich bin generell gegen eine Benotung in Sport.

Abgesehen davon habe ich nie auch nur eine Siegerurkunde geschafft und das obwohl ich immer an meine Grenzen gegangen bin, mich sogar nach dem Laufen fast übergeben habe und so weiter. Ich habe alles gegeben, aber mehr war einfach nicht drin. So etwas sollte man meiner Meinung nach doch nicht anstreben.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich habe die Bundesjugendspiele auch immer gehasst. Ich habe mehr als eine Teilnehmerurkunde auch nie bekommen. Was soll ich sagen? Sport war eben nie meins. Vielleicht wären die Bundesjugendspiele ja beliebter bei den Schülern, wenn man das ganze fairer gestaltet und wenn man sich nicht mit den Geschlechtsgenossen seines Jahrgangs messen müsste, sondern man das nach Größe differenzieren würde.

» Esri » Beiträge: 485 » Talkpoints: -0,11 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich habe die Bundesjugendspiele wirklich gehasst und wäre schon nach meinem ersten Jahr am liebsten gar nicht mehr hingegangen. Ich bin nicht unsportlich, ich bin nur einfach vollkommen unbegabt in Leichtathletik. Ich war extrem gut im Turnen, habe jahrelang Ballett getanzt und heute jogge ich gerne und mache Fitness. Aber Sprinten, Weitsprung und Werfen konnte ich noch nie und ich habe es gehasst.

Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass die Bundesjugendspiele nicht motivieren. Nach jeder Disziplin wurde den "Unsportlichen" von unseren Sportlehrern gesagt, dass das mit der Urkunde sowieso nichts wird. Wenn man den ganzen Tag unter die Nase gerieben bekommt, dass man schlecht ist, dann vergeht einem wirklich die Lust am Sport. Sport sollte eigentlich Spaß machen. Hätte meine Schule auch einmal die Bundesjugendspiele im Turnen oder Schwimmen durchgeführt, dann hätte mir das bestimmt gefallen, aber bei uns gab es nur Leichtathletik und somit war der Tag für mich der pure Horror.

Ich war unglaublich froh, als meine Schule entschieden hat, dass wir ab einer bestimmten Klassenstufe, ich glaube es war die siebte, nicht mehr an den Bundesjugendspielen teilnehmen müssen. Stattdessen gab es dann einen Sporttag. Man hatte immer die Wahl zwischen verschiedenen Sportarten, von Tischtennis über Hockey bis hin zu Turnen oder Leichtathletik war alles einmal dabei. Da hat man immer eine Sportart gefunden, an der man Spaß hatte. In manchen Disziplinen gab es kleine Wettkämpfe oder Turniere, aber wenn man darauf keine Lust hatte, gab es auch immer die Möglichkeit, nur aus Spaß teilzunehmen. Auf den Tag haben wir uns dann tatsächlich auch gefreut.

Ich finde, dass die Bundesjugendspiele einfach veraltet sind. Kinder sollten natürlich dazu motiviert werden, Sport zu treiben und sich zu bewegen, aber die Bundesjugendspiele sind dazu ungeeignet. Vor allem, da sie so ziemlich die einzige Veranstaltung außerhalb des Schulunterrichtes sind, bei der man zur Teilnahme verpflichtet ist. Schüler, die mathematisch unbegabt sind, zwingt man auch nicht, an der Mathematik-Olympiade teilzunehmen, ebenso kann jeder Schüler frei entscheiden, ob er an einer der ScienceOlympiaden teilnehmen möchte. Entsprechende Wettbewerbe gibt es in jedem Schulfach, aber nur an den Bundesjugendspielen müssen alle Schüler teilnehmen. Das ist einfach extrem unfair.

Ich habe die Petition für die Abschaffung der Bundesjugendspiele unterschrieben. Ich bin durchaus dafür, einen Sporttag beizubehalten, aber die Bundesjugendspiele sind antiquiert und verfehlen ihr Ziel auf ganzer Linie.

» danty » Beiträge: 540 » Talkpoints: 4,79 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich bin nicht dafür, die Bundesjugendspiele gänzlich abzuschaffen, sondern würde vielmehr für eine Veränderung des Systems plädieren. Weg von der erzwungenen Teilnahme, hin zur freiwilligen Anmeldung, denn grundsätzlich finde ich es für viele Schüler durchaus sinnvoll, diese Art der Leistungsmessung mit Schülern anderer Schulen anzubieten.

Ich habe die Bundesjugendspiele immer abgrundtief gehasst. Ich war ein dickes, total unsportliches Kind. So eins, das beim 50 Meter Lauf schon zum Start stolpert, beim Weitsprung wie so ein nasser Sack direkt am Anfang der Sandbahn landet und einen Lauf über mehrere 100 Meter eh nicht schaffen konnte. Eins von den Kindern, das schon in der eigenen Klasse für körperliche Defizite ausgelacht wurde - und die Hemmschwelle fremder Schüler war noch niedriger.

Für mich standen die Bundesjugendspiele immer nur für Zwang, Qual, Bestätigung des Nichtskönnens, Erniedrigung und schwindendes Selbstbewusstsein. Die absolute Hölle. Ich war einfach nur froh, als dieses Theater ein Ende hatte und ich dabei nicht mehr teilnehmen musste.

Es gibt aber ja auch sehr sportliche Schüler. Diese sollte man fördern und ihnen die Möglichkeit geben, auch in den Wettbewerb mit anderen zu treten, wenn sie das möchten. Für entsprechend veranlagte Schüler kann ein solcher Wettkampf durchaus motivierend sein und das Selbstbewusstsein steigern. Für die fände ich es schade, wenn man die Spiele ganz abschaffen würde.

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» CCB86 » Beiträge: 2025 » Talkpoints: 2,88 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Auch ich wäre stark dafür, dass man die Teilnahme zumindest freiwillig lässt und man vielleicht auch nach Größe differenzieren würde. Ich gehörte nie zu den übergewichtigen Kindern, kann es jedoch nachvollziehen, dass diese sowieso zu leichtathletischen Tätigkeiten, welche in eine öffentliche Bloßstellung arten eher abgeneigt sind.

Ich hätte auch nichts gegen spaßigere Wettspiele anstelle der üblichen Bundesjugendspiele einzuwenden gehabt. Eine Art Sportfest, bei dem man in kleinen Gruppen einen Parcours überwinden muss, um dabei zum Beispiel möglichst viel Wasser von einem Ort zum Anderen zu transportieren. Solche Sportveranstaltungen wecken den Teamgeist und machen bei weitem mehr Spaß, als Leichtathletik.

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» LongHairGirl » Beiträge: 845 » Talkpoints: 47,97 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich war immer so in der mittleren Kategorie anzutreffen. Ich war nicht besonders gut, aber auch nicht besonders schlecht. Eine Urkunde habe ich immer bekommen, nur nie die Auszeichnung für die besten Leistungen. Und je älter ich wurde, desto schlechter wurde ich. Am Schluss fand ich es einfach nur noch doof. Immer das Gleiche und man wusste vorher schon, wie man abschneiden würde.

Normalerweise war ich froh, wenn man nicht im Klassenzimmer sitzen musste, aber die Bundesjugendspiele waren auch nicht besser. Das war so eine Veranstaltung, die man sich hätte sparen können und stattdessen eine Veranstaltung machen können, in der die Kinder wesentlich mehr Spaß gehabt hätten. Diejenigen, für die Sport im wahrsten Sinne des Wortes Mord war, standen oft nur rum und warteten, bis sie heim durften. Spaß hatten die keinen.

» YariXxX » Beiträge: 635 » Talkpoints: 21,58 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Die Petition wurde nicht nur in Erwägung gezogen, sondern zwischenzeitlich auch gestartet und ich muss gestehen, dass ich sie unterschrieben habe (auch wenn ich mir nicht wirklich einen Erfolg davon erhoffe). Das hat sicherlich auch ein bisschen was damit zu tun, dass ich als Schülerin selbst ziemlich schlecht in Sport, zumindest in Leichtathletik, war. Ich kann mich auch nicht erinnern, dass irgendjemand wirklich Spaß an dieser Veranstaltung hatte, selbst die, die gar nicht so schlecht waren. Manche hatten nette Eltern, die ihnen für den Tag eine Entschuldigung geschrieben haben. Ich nicht.

Zu dem Argument, das Kinder lernen müssten, mit Niederlagen umzugehen, ja, das müssen sie, aber auch in einem Sport, der einem Spaß macht, gewinnt man nicht immer. Auch wenn man mit den Kumpels Fußball spielt, verliert man mal.

Ich habe auch Aussagen in der Richtung gelesen, dass Kinder und Jugendliche sowieso zu wenig Sport treiben und durch eine Abschaffung der Bundesjugendspiele das noch verschlimmert werden würde. Das ist in meinem Augen aber totaler Quatsch. Zum einen ist es nur ein einziger Tag im Jahr und zum anderen gibt es genügend andere Möglichkeiten, sportliche Betätigung anzubieten, die sogar Spaß macht.

Freiwillige Bundesjugendspiele wären eine Möglichkeit, dann könnten die teilnehmen, denen es gefällt (ich befürchte aber, dass das so wenige wären, dass es sich nicht mehr lohnt). Für die anderen könnten an diesem Tag andere Sportarten angeboten werden. Möglichkeiten gibt es viele.

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» Jessy_86 » Beiträge: 5456 » Talkpoints: 0,18 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Als ich in der Schule war waren die Bundesjugendspiele für mich einfach eine Pflichtveranstaltung zu der ich halt hingehen musste. Lust hatte ich damals nie wirklich darauf, das Einzige was mir immer gefallen hat war, dass wir dadurch früher frei hatten und eher wieder nach Hause gehen konnten. Bei uns haben die Lehrer aber auch nicht aufgepasst, dass alle bis zum Schluss bleiben und so konnten wir oftmals noch früher gehen. Ob das jetzt der Sinn dafür sein soll, denke ich nicht.

» elli.fant06 » Beiträge: 1009 » Talkpoints: 0,96 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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