Verständnis für Streikende geht langsam zu Ende
Seit 3 Wochen haben wir hier keine Briefpost mehr erhalten. Die Paketpost stellt die Pakete auch nur noch sporadisch zu. Bestellt man was, kommt es auch mit Prime von Amazon mit mehreren Tagen Verspätung an. Selbst Medikamente von der Online Apotheke kommen sehr viel später an als gewohnt und uns sind hier schon 2 Pakete völlig abhanden gekommen.
Der Kita Streik ist zwar erst mal beendet, aber es wurde hier auch schon gesagt, dass sie sich vorbehalten im Juli/August weiter zu streiken. Mir geht das langsam aber sicher auf die Nerven. Bisher hatte ich immer auch ein Teil Verständnis und auch andere hier vor Ort sind echt sauer und meinen, dass man bei der Arbeitsmoral wohl kaum mehr Geld fordern kann.
Seid ihr auch so sehr betroffen und nervt es euch auch so sehr? Habt ihr weiter Verständnis oder geht es auch langsam abhanden? Wo soll das alles noch hinführen? Wenn man es genau nimmt, dann können einem die Streikenden ja auch Leid tun. Wenn der Streik beendet ist, dann müssen sie erst richtig loslegen mit Arbeiten, weil alles liegen gebliebene aufgearbeitet werden muss. Was haben die also davon?
Ich habe offen gesagt kein Verständnis für Menschen, die wissen dass die Post streikt und die dann trotzdem permanent Pakete bestellen und hinterher endlos herum jammern dass die Post streikt und die Pakete mit Verspätung ankommt. Warum macht man so etwas? Wo ist der Sinn?
Ich habe noch schnell vor dem Streikbeginn etwas bestellt und seit fast einem Monat gar nichts mehr obwohl ich gerne würde. Wenn sich Situationen ändern muss man flexibel darauf reagieren und sich anpassen, das spart Nerven und in diesem Fall auch die Sorge ob das Paket nur später kommt oder gar nicht weil es verloren gegangen ist.
Es geht ja nicht nur um die Paketpost, sondern auch um Briefe. Mein Freund hat durch diesen Streik einen Gerichtstermin verpasst. Er war als Zeuge vorgeladen und er bekam erst am Tag den Brief, als der Termin war und da er dafür 30 Kilometer weit fahren musste, hat er es nicht mehr geschafft und musste dort anrufen. Erfreut waren die am Gericht nicht.
Eine Bekannte hat dadurch auch Schwierigkeiten mit ihrer Bank bekommen, die um Vorsprache bat. Denn es ging um irgendwelche Gelder, die falsch verbucht wurden. Da ich Medikamente bestellt habe und ich auch gelesen habe, dass diese Pakete bevorzugt behandelt werden, habe ich mir nichts dabei gedacht. Ich habe mittlerweile nur noch einen Hals und ich frage mich, wo das noch hinführen soll.
Ich bin auch langsam angefressen. Dabei sitze ich nicht mal in Deutschland, sondern in Österreich. Allerdings warte ich auf einen wichtigen Brief aus Deutschland. Laut Sendungsverfolgung soll der Brief am vergangenen Sonntag in Frankfurt am Flughafen abgefertigt worden sein und hat Deutschland somit hoffentlich schon verlassen..
Trotzdem verstehe ich die Streikenden schon auch irgendwo. Ich hoffe sehr, dass sich alle Parteien wie Erwachsene verhalten und dazu bereit sind gemeinsam eine Lösung finden zu wollen und zu können!
@MissMarple: Dafür dass es im Thread nur um die Briefpost gehen soll hast du dich sehr viel über Pakete aufgeregt die nicht pünktlich da sind. Das mit den Briefen nur einmal quasi im Nebensatz erwähnt. Wenn der Schwerpunkt schon so gewählt ist bei der Threaderstellung brauchst du dich nicht zu wundern, dass das zu Missverständnissen führt.
Es scheint mir ein wenig so, dass das Bewusstsein bzgl. Streik nicht mehr wirklich vorhanden ist. Ein Streik ist eine Arbeitskampfmaßnahme und das Wort "Kampf" drückt aus, dass es nicht darum geht, dass alle sich wohl fühlen oder aber keiner etwas mitbekommt. Der Streik als letztes Kampfmittel (Betriebsbesetzungen sind verboten) ist dazu da, dass das Ungleichgewicht zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer wenigstens in dieser Phase ausgeglichen wird und die Arbeitgeberseite eben auch Einbußen (also Schmerzen) erleiden muss. Und dass das auch "außenstehende" treffen kann, ist unschön aber Teil der Kampfmaßnahmen.
Leider fehlt der gemeinen Bevölkerung der Weitblick und sie stören sich daran, dass das eigene gewohnte und bequeme Leben nicht weitergehen kann und Busse oder Züge nicht fahren bzw. der Müll nicht abgeholt wird oder Post liegen bleibt. Es wird höchstens oberflächlich gefragt, worum es geht und dann hauptsächlich den Argumenten der Arbeitgeberseite gefolgt. Dabei sollte jedem Menschen der selbst Lohnabhängig ist (und nicht zur Arbeit kommt weil die S-Bahn nicht fährt oder die Kita zu ist!) klar sein, dass es eigentlich zur Pflicht gehören würde, einen Streik zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen zu unterstützen. Denn das Lohndumping würde sich ja letztlich nicht auf S-Bahnfahrer oder Kita-Personal beschränken - es durchzieht letztlich alle Bereiche der Arbeitnehmer.
Dieses geheuchelte Verständnis für die Arbeitgeber mit der Lüge, das nur Lohnzurückhaltung Arbeitsplätze erhalten würde, hatten wir die letzten Jahre (Jahrzehnte) mit dem (zu erwartenden) Ergebnis, dass der anwachsende Wohlstand einfach schneller von unten nach oben verteilt wurde. Es ist ja nicht so, dass es die letzten Jahre kein Wachstum gegeben hat. Nur wurde der eben nicht - wie gerne gepredigt - für das Wohl aller ausgegeben.
Ich finde es lustig, sich darüber den Kopf zu zerbrechen, ob "Verständnis" bei der Bevölkerung für einen Streik vorhanden ist oder nicht. Das ist ein Schritt, sich "aus die andere Seite" zu stellen und bedeutet nur, dass es schlicht kein Klassenbewusstsein gibt. Vielmehr sieht sich jeder in der Position der "Arbeitgeber" bzw. in der Rolle als "Deutschland" - und genau dafür sollte dem aufgeklärten Mensch jedes Verständnis fehlen!
@derpunkt: Was aber ist dann aber mit den Kosten, die hier unbeteiligte Dritte eventuell dann haben? Denn versäumte Termine, weil Post nicht rechtzeitig ankommt, können unter Umständen auch teuer werden. Streikt die Bahn, dann kann ich selbst auf andere Verkehrsmittel zurück greifen. Hätten die Erzieher zu Zeiten gestreikt, als ich meine Kinder noch in der Betreuung hatte, so hätte ich da auch eine Lösung gefunden.
Aber bei Briefen kann man ja schlecht ständig sämtliche möglichen Absender abfahren und fragen, ob da noch was offen ist. In der Stadt hier haben wir ja noch ein anderen Briefunternehmen, wo auch die Briefe pünktlich zugestellt werden. Was von außerhalb kommen könnte, liegt halt irgendwo bei der Post und es ist fraglich, ob man es irgendwann noch mal bekommt.
Warum sind die Kosten bei einem Streik der Post denn anders? Wenn ich statt der Bahn jeden Tag ein Taxi bemühen muss, wird es richtig teuer. Das war schon übel, als bei uns die Busse gestreikt haben, obwohl das eher kürzere Strecken waren.
Auch der Streik in der Kinderbetreuung ist für viele Eltern richtig teuer, sofern sie überhaupt irgendwo eine Möglichkeit gefunden haben. Zumal hier die Kosten weiter laufen, die Gebühren fallen ja trotzdem an. Teilweise wissen Eltern nicht, wie sie ihren Job behalten sollen.
Post, die nicht ankommt, ist doch eher das kleinere Übel. Schließlich beginnen Fristen erst mit der Zustellung des Briefs. Da verpasst man nicht so viel. Wir mussten jetzt auch einige Dinge direkt abholen, weil der Versand zu unsicher war. Aber darauf stellt man sich ein. Wichtige Briefe versende ich aktuell mit Hermes als Paket. Das klappt sehr zuverlässig.
Wie sollen Arbeitnehmer denn sonst ihre Rechte durchsetzen? Den Erziehern bleibt beispielsweise nur der Unmut der Eltern. Schließlich sparen die Kommunen massig Gehalt. In klammen Städten ist der Streik also gar nicht so ungern gesehen. Streik light, der die Arbeitgeber trifft und den sonst niemand bemerkt, den gibt es nun einmal in den wenigsten Branchen.
Wenn man bedenkt, dass bereits im Jahr 2009 ein Lohn unter 9,50 Euro als Niedriglohn galt, und dann ein monatliches Brutto von weniger als 1784 Euro als Niedriglohn angesehen wurde, kann man so manche Forderung verstehen. Man denke nur an die "netten" Worte von Gerhard Schröder beim World Economic Forum in Davos im Jahr 2005:
„Wir müssen und wir haben unseren Arbeitsmarkt liberalisiert. Wir haben einen der besten Niedriglohnsektoren aufgebaut, den es in Europa gibt. Ich rate allen, die sich damit beschäftigen, sich mit den Gegebenheiten auseinander zu setzen, und nicht nur mit den Berichten über die Gegebenheiten. Deutschland neigt dazu, sein Licht unter den Scheffel zu stellen, obwohl es das Falscheste ist, was man eigentlich tun kann. Wir haben einen funktionierenden Niedriglohnsektor aufgebaut, und wir haben bei der Unterstützungszahlung Anreize dafür, Arbeit aufzunehmen, sehr stark in den Vordergrund gestellt.
Ich bin, Gott sei Dank, bis auf den Bahnstreik bis jetzt nicht betroffen gewesen. Einen Kitaplatz brauche ich ja nicht und bei uns kommt die Post auch ganz normal. Ich hab schon von vielen gehört auch im Familienkreis, die weiter weg wohnen oder bei Arbeitskollegen, dass die Post schon seit 3 Wochen nicht mehr da war. Bei uns kommt die ganz regelmäßig jeden Tag. Auch wenn ich was bestellt hab, ob jetzt ebay, Amazon oder so es war immer alles teilweise sogar nicht mal 24 Stunden später da. Unser Gebiet ist davon also wohl nicht betroffen.
Der Bahnstreik hat mich echt Aufregungen und Nerven gekostet. Ich musste 1x – 2x die Woche mit der Bahn nach Ludwigshafen zur Berufsschule fahren und dauernd sind alle Züge ausgefallen. Ich konnte mich Gott sei Dank mit meinem Freund arrangieren und erst mit ihm auf die Arbeit nach Mannheim fahren und dann weiter zur Schule. Ich war dann zwar immer viel zu früh da aber naja. Da ich ein Jahresticket für die Bahn besitze, was auch bezahlt ist, hat mich das echt genervt deshalb jetzt immer so viel Sprit zu verfahren. Der Streik ist ja jetzt zum Glück beendet.
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