Erasmus-Studenten freiwillige Außenseiter?

Auf der Exkursion letzte Woche war auch ein Erasmus-Student, der ursprünglich aus Frankreich kommt und auch in Paris studiert. Er spricht meistens Englisch mit uns allen und kaum bzw. wenig Deutsch. Er hat sich in Brüssel sehr wohl gefühlt, weil dort so viel Französisch gesprochen wird und er da ausnahmsweise einen Vorteil als Muttersprachler hatte.

In meinem Studiengang sind eher selten Erasmus-Studenten anzutreffen, in meinem Nebenfach aber umso häufiger. Mir ist dabei immer dasselbe Phänomen aufgefallen. Mir ist aufgefallen, dass Erasmus-Studenten sich gerne abzuschotten scheinen und sich mehr oder weniger isolieren. So hatte ich letztes Semester ein Seminar, wo mehrere Erasmus-Studenten aus unterschiedlichen Ländern zu finden waren und die schon nach kurzer Zeit eine kleine Clique gebildet haben und kaum Kontakt nach außen hin zugelassen haben. Der Franzose aus meinem Kurs jedoch konnte diese Gruppe nicht bilden, da er eben alleine Ausländer war. Mir ist jedoch auch aufgefallen, dass er sich nie wirklich integriert hat und eher mehr für sich alleine war.

Sind Erasmus-Studenten also freiwillige Außenseiter? Woran könnte das liegen? Haben sie möglicherweise Angst, sich zu sehr zu integrieren und zu viele Kontakte aufzubauen, die nach dem Auslandssemester eh wieder abreißen würden? Oder fühlen sich sich von den hiesigen Gebräuchen und Menschen so fremd, dass sie sich unverstanden fühlen und deswegen Außenseiter bleiben? Was meint ihr dazu?

Bei uns haben die Erasmus-Studenten auch immer gleich kleine Gruppen gebildet und sich kaum integriert. Ich glaube das lag aber auch daran, dass sich die Erasmusstudenten an meiner Universität immer als erstes gegenseitig kennen gelernt haben. Schon vor Semesterbeginn gab es unglaublich viele Veranstaltungen nur für die Austauschstudenten. Die kannten sich also meist schon vor den ersten Vorlesungen im neuen Semester richtig gut und haben sich immer gleich zusammen gesetzt.

Ich denke es liegt auch ein wenig an der Sprachbarriere. Die Erasmusstudenten haben bei uns untereinander fast immer Englisch gesprochen, so gut wie nie Deutsch. Für sie wäre es eine Umstellung gewesen, auf einmal ständig Unterhaltungen auf Deutsch zu führen, genauso wie es gewöhnungsbedürftig für die deutschen Studenten gewesen wäre, sich auf einmal nur noch auf Englisch zu verständigen.

Zudem gab es auch während des Semesters viele kulturelle Veranstaltungen, die nur für die Erasmusstudenten gedacht waren. Das hat auch nicht gerade zu einer besseren Vermischung von deutschen und ausländischen Studenten geführt. Und dann gab es auch genug Partystudenten, die tatsächlich kaum in der Uni, dafür aber auf jeder Party anzutreffen waren, die wollten gar keinen Kontakt zu normalen deutschen Studenten, die wollten nur feiern.

Gruppenbildung ist ganz normal und man tendiert eben eher dazu, sich mit Leuten zusammen zu rotten, mit denen man möglichst viele Gemeinsamkeiten haben. Ich fand es auch schade, dass sich die Erasmusstudenten immer gleich abgeschottet haben, aber man möchte sich dann auch nicht unbedingt in diese Gruppe drängen.