Gesellschaft nur mit großem Durchschnitt möglich?

vom 24.06.2015, 14:02 Uhr

Neulich habe ich eine interessante Reportage über den Durchschnittsdeutschen gesehen und dort ist auch gesagt worden, dass es für die Gesellschaft ungemein wichtig ist, dass es nur wenige Ausnahmen gibt und die meisten Deutschen nach einem bestimmten Durchschnitt handeln. Natürlich gibt es auch Extreme, diese sind aber sehr selten und können mitunter dazu beitragen, dass die Gesellschaft Fortschritte macht. Die meisten Deutschen sind also eher vorhersehbar und müssen es auch sein.

Ich selbst finde diese Tatsache eher ein wenig traurig, denn das verdeutlicht nur das, was eigentlich eh schon jeder weiß, Individualität ist bei uns nicht breit gefächert, im großen und ganzen sind die meisten Menschen sich sehr ähnlich und damit auch austauschbar. Findet ihr es gut, dass ihr letztendlich zu einem breiten Durchschnitt gehört und kein Individualist seit, auch wenn man sich das gerne vorstellt? Oder habt ihr damit kein Problem, da es letztendlich in jeder Gesellschaft so ist?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Die Tatsache, dass eine soziale Spezies, wie der Mensch eine ist, nur funktionieren kann, wenn die Mehrheit nicht von gewissen Normen abweicht, hat doch mit dir persönlich nichts zu tun.

Die überwiegende Mehrheit weiß zum Beispiel instinktiv, dass es falsch ist ein Mitglied der eigenen Spezies zu töten und dass die, die über diesen Instinkt nicht verfügen, bestraft und ausgesondert werden müssen. Das ist essenziell wichtig für den Fortbestand der Spezies.

Deshalb brauchst du aber nicht in Depressionen fallen und das Gefühl haben, dass es für deine Freunde egal wäre. wenn da statt dir jemand anders sitzt. Du kannst von Aussagen, die eine ganze Gesellschaft betreffen, nicht auf dich als Individuum schließen. Das ist genauso wie wenn du eine Statistik ließt in der steht, dass jede Frau 1,72 Kinder hat. In der Realität wirst du keine einzige Frau finden, die tatsächlich genau so viele Kinder hat.

Ich finde es immer ganz spannend, wenn ich solche Studien sehe, in denen es um durchschnittliches Verhalten oder durchschnittlichen Geschmack geht, weil ich in manchen Bereichen genau in den Durchschnitt passe und in anderen Bereichen extrem davon abweiche.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Ich sehe das Problem hier nicht wirklich. Wenn man als Gesellschaft halbwegs zusammenarbeiten möchte und von den Leistungen anderer Leute profitieren möchte, ist es ja eigentlich unvermeidbar, sich zumindest im Großen und Ganzen in die Gemeinschaft einzufügen. So entsteht der "Durchschnitt" ja erst, dem die meisten Menschen mehr oder weniger entsprechen.

Individualismus hin oder her, ich kann mir nach wie vor nicht vorstellen, wie man es schaffen soll, komplett außerhalb der etablierten Gesellschaft zu leben. Das hieße ja auch, man müsste seine Krankheiten selber behandeln, seine Lebensmittel selber anbauen und auf die allermeisten Annehmlichkeiten verzichten, die wir eben deswegen haben, weil wir in Jahrtausenden gelernt haben, dass wir mehr erreichen, wenn wir zusammen arbeiten.

Selbst die Spinner, die von sich behaupten, kein Geld und keinen Besitz zu brauchen, werden ja schließlich in der Regel von braven, angepassten Durchschnittsbürgern durchgefüttert, die ihre Steuern zahlen und ihre Kinder in die Schule schicken.

Ich selber bin zwar durchaus der Meinung, dass die Freiheit des Individuums auch hierzulande nicht besonders im Vordergrund steht. Aber verglichen mit anderen Ländern, in denen ich nicht mal unbegleitet das Haus verlassen dürfte, finde ich dennoch, dass wir es in der "westlichen Demokratie" im weitesten Sinne relativ gut getroffen haben.

» Gerbera » Beiträge: 11319 » Talkpoints: 49,61 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



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