Kindisch sein, wenn man nicht alles vom Teller mag und isst?

vom 27.06.2015, 12:00 Uhr

In einem anderen Thread von mir ging es um Paella und dass ich viele Leute kenne, die nicht alles von diesem Gericht mögen und einzelne Komponenten davon dann auch nicht essen, wie etwa Garnelen oder Muscheln. Daraufhin schrieb dann eine Userin, dass es kindisch sei, nicht alles vom Teller zu essen, nur weil man etwas nicht mögen würde. Man könne sich zusammenreißen und solle dann einfach das, was man nicht mag, als erstes essen. So könne man mit dem restlichen Essen den Geschmack vom "ekligen" übertünchen. Das sei ein erwachsenes Verhalten.

Ich kann so einen Gedankengang ehrlich gesagt nun gar nicht nachvollziehen. Für mich ist es eher kindisch, wenn man sich selbst dazu zwingt, etwas zu essen, was man gar nicht mag und wovon einem übel wird. Man muss doch nicht alles essen und es steht doch jedem frei, das zu essen, was man möchte. Es ist doch nicht schlimm, etwas nicht zu mögen und jeder sollte doch auch das Recht dazu haben.

Gerade beim Essen mit Freunden oder Bekannten sollte man doch auch so selbstbewusst sein können, zu sagen, dass man etwas nicht mag und vielleicht jemandem etwas davon anzubieten, anstatt sich zu quälen, bis einem übel wird, nur damit man nicht als "kindisch" gilt. Ich fände es sehr kindisch, etwas zu essen, obwohl einem übel davon wird und den ganzen Tag unter den Folgen der Übelkeit leiden zu müssen.

Ist man für euch kindisch, wenn man nicht alles mag, was auf dem Teller ist und man nicht alles essen möchte?

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Nein, es ist nicht kindisch, wenn man nicht alles vom Teller isst, was man nicht mag. Ich finde es kindischer, die Speisen dann herunterzuwürgen, teilweise bis zur Übelkeit. Es gibt Dinge, die ich nicht mag und die esse ich dann auch nicht. Ich werde mich auch niemals dazu zwingen, ein Essen zu vertilgen, nur weil es erwachsen ist, Dinge zu essen, die mir nicht schmecken oder nicht bekommen.

Geschmäcker sind bekanntlich verschieden, gerade der Persönliche. Ich habe eine Abneigung gegen TK-Spinat und ich merke sofort, wenn man mir eine Mahlzeit serviert, in welcher dieser enthalten ist. Das lasse ich dann eiskalt stehen. Das Gleiche gilt für Tintenfischringe oder andere Gerichte. Wir haben die Optionen frei zu wählen, was wir vertilgen und ich würde mir da ehrlich gesagt auch keine Vorschriften machen lassen, ob es nun kindisch oder erwachsen ist, etwas rauszupicken oder liegenzulassen.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12585 » Talkpoints: 9,82 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Ich finde eigentlich schon, dass es in Bezug auf Tischmanieren darauf ankommt, wie man mit Gerichten oder Zutaten umgeht, die man nicht mag. Natürlich muss niemand, egal ob Kind oder Erwachsener, brav den Teller leer essen, wenn einem vor Garnelen, Blutwurst, Brokkoli oder was auch immer total graust. Aber man kann meiner Meinung nach auch die Abneigung gegenüber manchem Essen diskret und erwachsen, oder eben kindisch und nervtötend ausleben.

Mir beispielsweise geht es schon manchmal auf die Nerven, wenn jemand ein Gericht bestellt und dann diverse Bestandteile systematisch aussortiert und zu schleimigen Häufchen am Tellerrand auftürmt. Meistens handelt es sich dabei sogar um integrale Bestandteile eines Gerichts wie eben Muscheln in der Paella, Peperoni auf der ausdrücklich so bestellten "Peperoni-Pizza" oder Nüsse im Nuss-Becher aus der Eisdiele.

Meiner Meinung nach ist es ein unappetitliches Bild, wenn eine Mahlzeit in geselliger Runde erst mal gründlich umgerührt, angematscht und durchsucht wird, um inakzeptable Bestandteile heraus zu filtern. Ich würde dann halt in Gottes Namen etwas bestellen, was ich nicht zuerst aufbereiten muss, bevor ich es essen kann.

Und dann gibt es natürlich noch die Gestalten, die mit Iiiih- und Bäh-Rufen ihre Abneigung kundtun und eklige Vergleiche bringen und demonstrativ würgen und wegschauen, wenn sie ein Gericht vorgesetzt bekommen, welches sie nicht mögen. Ab da wird es richtig kindisch. Alles schon erlebt, auch bei erwachsenen Menschen über Dreißig.

Daher denke ich, dass man mindestens drei Möglichkeiten hat, wenn einem etwas nicht schmeckt: Ablehnen/gar nicht erst bestellen, zurück gehen lassen oder unauffällig, diskret und ohne Kommentar die Teile essen, die man essen kann. Wer dann noch "Iiih" schreit, hat bei mir sowieso verloren.

» Gerbera » Beiträge: 11319 » Talkpoints: 49,61 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ich sehe das genauso wie diese Userin. Ich meine, es ist eine Sache, wenn man beispielsweise irgendwo zu Besuch ist und dann keine gemischten Zutaten wie bei der Paella, also zum beispiel Kartoffelbrei, ein Steak und Salat vor sich hat, dass man dann beispielsweise sagt, dass man das Fleisch nicht essen möchte und es weglässt.

Aber ich finde es ziemlich daneben, wenn man sich direkt auf Paella freut, sich eine bestellt und dann total pingelig alles herauspickt, was man nicht mag. Wenn man so viel bei der Paella nicht mag, dann soll man das Gericht doch einfach nicht bestellen wie ich finde. Es wird sich immer so viel darüber beschwert, dass so viele Lebensmittel weggeworfen werden und man kommt gar nicht auf die Idee, dass das durch solche Kleinigkeiten gefördert wird.

Ich sehe das genauso wie Gerbera und finde, dass es zum Guten Ton bei den Tischmanieren dazu gehört, dass man die Sachen entweder isst, gar nicht erst bestellt oder aber wieder zurück schickt. Aber erst bestellen und sich dann total pingelig anstellen finde ich total daneben und kindisch.

» Esri » Beiträge: 485 » Talkpoints: -0,11 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich hatte mir vor einiger Zeit in einem Restaurant einmal einen gemischten Salat bestellt. Auf der Speisekarte waren die Zutaten aufgeführt, weshalb ich dann auch mehr als überrascht war, als ich den Teller vorgesetzt bekam und Zwiebeln darin erblickte. Auf der Speisekarte stand nichts davon und wenn ich das gewusst hätte, hätte ich den Salat nicht bestellt. Ich kann Zwiebeln auf den Tod nicht ausstehen und kann schon seit meiner Kindheit keine Zwiebeln essen.

Meine Eltern hatten mich als Kind regelrecht dazu gezwungen, eine ganze Zwiebel mit Zucker zu essen, als ich krank war, da das angeblich ein Hausmittel gegen Erkältungen ist. Ich weiß noch, dass ich die gesamte Woche davon brechen musste, weil ich den ekligen Geschmack nicht vergessen konnte. Wenn ich nun nur eine Zwiebel rieche, dreht es mir den Magen um.

Da ich mit meinem Freund essen war, habe ich ihn einfach gefragt, ob er die Zwiebeln möchte, da ich weiß, dass er so etwas mag und er umgekehrt weiß, dass ich das nicht essen kann. Es kamen von mir keine Ekel-Ausrufe und auch kein gespieltes Übergeben. Ich habe ihn schlicht und einfach gefragt, ob er das haben möchte. An den Tellerrand kann man bei einem vollen Salatteller schlecht etwas schieben.

Jedenfalls nahm mein Freund das gerne entgegen. Kindisch würde ich mich deshalb nicht ansehen. Klar wäre es kindisch, sich gespielt zu übergeben, aber dass man aus dem Alter raus ist, sollte klar sein. Ist es aber nicht kindisch, sich um jeden Preis etwas reinzudrücken, wovon man ganz genau weiß, dass einem schlecht werden wird und sich dann quer über den Tisch zu übergeben oder vorzeitig nach Hause zu müssen, weil es einem so schlecht geht?

Das fände ich extrem kindisch. Ich sehe nichts Kindisches daran, kurz in die Runde zu fragen, ob jemand etwas haben möchte oder etwas diskret an den Tellerrand zu schieben. Das ist doch kein Verbrechen, so wie es hier dargestellt wird.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


Ich finde es nicht kindisch, wenn man nicht alles mag, was einem serviert wird und wenn man dann auch mal etwas weglässt. Um bei dem Beispiel mit der Paella zu bleiben, so habe ich mal eine Muschel aus einer Paella probiert und mir wurde davon übel. Gerade dann, wenn ich mit dem Gedanken im Hinterkopf wieder mal Muscheln essen würde, dann könnte ich mir doch schon ausrechnen, dass mir das vermutlich wieder nicht bekommen würde.

So etwas kann man sich doch ersparen, indem man solche Dinge dann einfach weglässt. Ich finde es nicht sehr erwachsen, wenn ich etwas in mich hinein zwinge, was ich absolut nicht mag. Ich esse zwar schon die Dinge erst, die ich nicht so gerne mag und dann die Dinge, die ich sehr gerne esse. Aber das betrifft eben nicht die Dinge, gegen die ich eine Aversion habe. Dabei finde ich es erwachsener, wenn man dem Gastgeber sagt, dass man diese nicht mag.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Ich glaube kaum, dass dir von etwas, das du nicht magst so übel wird, dass du den ganzen Tag darunter leidest. Das Lebensmittel ist schließlich nicht schlecht oder verdorben sondern entspricht einfach nicht deinem Geschmack. Sich da dann so hinein zu steigern, dass man sich übergehen muss, ist schon extrem kindisch.

Ja, es gibt Lebensmittel, die ich absolut nicht mag. Ich probiere zwar alles aus und bin auch nicht pingelig, aber einige wenige Lebensmittel und Gerichte kann ich einfach nicht ausstehen. Wenn irgendwo zum Beispiel rohe Tomaten dabei sind sortiere ich die immer aus. Ich lasse Tomatensalat liegen, ich klappe einen Burger auf und entferne die Tomatenscheiben und so weiter.

Aber wenn mich jemand zum Essen einer Tomate zwingen würde, würde ich deshalb garantiert nicht in hysterische Übelkeit verfallen. Ich würde danach wohl nur möglichst schnell irgendwas anderes in den Mund nehmen wollen um den Geschmack und die schleimige Konsistenz zu vergessen.

Ganz davon abgesehen verstehe ich aber nicht, warum sich jemand überhaupt ein Gericht bestellt, das Meeresfrüchte als wichtigen Bestandteil enthält, wenn er überhaupt keine Meeresfrüchte mag. Das wäre genauso, also würde ich Tomaten mit Mozzarella bestellen, obwohl ich genau weiß, dass ich die Hälfte dieses Gerichts nicht essen werde.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Also hysterisch rumrennen unter Ihh- und Bäh-Schreien sollte man nun nicht unbedingt. Auch sollte man seinen Unmut auch nicht so betonen, man kann die Komponenten doch zur Seite schieben. Wenn man etwas nicht mag, dann lässt man es weg oder lässt es stehen. Es ist doch eigentlich ganz einfach. Es kann ja durchaus sein, dass jemand halt ein Gericht wie die Paella liebt und unglaublich gerne mag und in meinem Fall die Tintenfischringe einfach rauspuhlt. Das ist doch kein Weltuntergang.

Einen ganzen Tag unter der Übelkeit leiden, finde ich schon übertrieben, da muss man aber echt ein empfindliches Gemüt sein. Vieles an der Übelkeit ist auch eine psychische Komponente. Wenn man sich ein solches gemischtes Gericht bestellt, dann muss man damit rechnen, dass vielleicht mehrere Komponenten dabei sind, die man nicht isst. Ist es nur eine Komponente, dann geht es ja noch, aber wenn es gleich drei oder fünf Komponenten sind, dann sollte man das Gericht vielleicht nicht in Erwägung ziehen, es bleibt ja nichts mehr übrig.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12585 » Talkpoints: 9,82 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


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