Alten Leuten das Gefühl geben, dass sie gebraucht werden

Meine Oma ist seit dem Tod meines Opas alleine. Sie hat zwar Freunde, aber ich glaube, dass sie das Gefühl hat, dass sie nicht mehr so gebraucht wird. Opa hat sie gebraucht. Sie hat ihn bemuttert, ihn bekocht, für ihn sauber gemacht usw. Nun ist sie alleine und durch Arbeit und Familie hat man auch nicht immer die Zeit Oma zu bespaßen oder ihr gar das Gefühl zu geben, dass man sie braucht. Man will ihr ja auch nicht das Gefühl geben, dass man sie ausnutzt.

Ich habe nun Oma gebeten, dass sie mir Socken strickt, weil ich ihre Socken einfach liebe. Aber meine Tante meinte, dass ich Oma ausnutzen würde und sie das nur macht, weil sie mich nicht verärgern will und damit ich sie weiter besuchen komme.

Wie kann man alten Leuten das Gefühl geben, dass man sie braucht auch ohne dass andere denken, dass man sie ausnutzt oder dass die Leute selber denken, dass man sie ausnutzt? Wie gebt ihr Großeltern und Co. das Gefühl, dass man sie braucht?

Deine Oma freut sich sicherlich über diesen Auftrag, weil du damit ja auch ihre Arbeit schätzt. Ich denke aber, dass es darauf ankommt, wie man danach fragt und da du nicht verlangt haben wirst, sondern nachgefragt haben wirst, wird deine Oma das auch nicht falsch verstanden haben.

Es wäre sicherlich eine gute Idee ein Mal in der Woche sich mal bei der Oma zu treffen. Ihr könnt dann ja gemeinsam kochen und du kannst dir bestimmte Rezepte mal zeigen lassen und sonst könnt ihr eben einfach reden. Man braucht ja nicht immer nur das Gefühl, dass man etwas machen muss, sondern einfach auch mal Nähe und nette Gespräche. Vielleicht kann man auch ein Mal in der Woche was zusammen mit deinen Eltern, dir und der Oma machen. So ein fester Tag würde ihr sicherlich schon viel helfen.

Nicht alle alten Leute sind gleich, sondern sie haben genauso ihren individuellen Charakter wie die jungen Leute, die sie ja auch mal waren. Deswegen glaube ich auch nicht, dass alle Senioren automatisch bis ins hohe Alter das Gefühl haben wollen, dass man sie braucht. Manche Leute sind auch ganz froh, wenn sie nach jahrzehntelanger Verantwortung für Familie, Job oder was auch immer nicht mehr so eingespannt sind.

Ich würde daher einfach versuchen, im Idealfall natürlich in Absprache mit anderen Familienmitgliedern, Zeit mit der älteren Generation zu verbringen. Man muss ja nicht immer etwas aktiv unternehmen oder sich krampfhaft beschäftigen. Ich habe schon viele Stunden damit zugebracht, mir uralte Anekdoten anzuhören oder einfach über das Tagesgeschehen oder eine interessante Fernsehsendung geplaudert.

Wenn jemand wiederum eindeutig das Bedürfnis hat, sich auch im hohen Alter noch irgendwie nützlich zu machen, halte ich Ideen wie sich Socken stricken zu lassen prinzipiell für nicht schlecht. Socken von Oma sind die Besten! Man sollte nur darauf achten, keine "Beschäftigungstherapie" anzubieten, da das auch die alten Leute in der Regel ziemlich schnell kapieren. Die Wünsche und Vorschläge sollten schon ernst gemeint sein.

Meine Oma beschäftigt sich auch ganz gerne selbst. Sie strickt beispielsweise leidenschaftlich gerne Socken und wenn ich mal zu Besuch bin, dann bekomme ich einen ganz neuen Satz gestrickter Socke in allen möglichen Farben und Mustern. Neulich hat sogar mein Ehemann einen ganzen Stapel Socken bekommen.

So geht es aber nicht nur uns beiden, sondern sie macht das für alle, ohne dass man sie darum gebeten hat. So hat sie auch nicht das Gefühl, dass man sie nur deswegen treffen möchte, weil man scharf auf die Socken ist oder so. Denn es kommt auch mal vor, dass wir bei einem Treffen keine Socken bekommen, sondern danach erst oder so.

Ansonsten hätte man bei eigenen Kindern die Möglichkeit, die eigene Oma zu bitten, diese vielleicht mal vom Kindergarten abzuholen, gerade wenn es sonst mit der Arbeit nicht anders vereinbar ist. Ich finde auch die Idee mit den Rezepten nicht schlecht und würde mir auch das eine oder andere Rezept von Oma zeigen lassen.