Cool werden oder Cool sein - kann man es erlernen?

vom 25.06.2015, 22:34 Uhr

"Sei doch mal ein wenig cooler" muss ich mir immer wieder anhören. "Du bist viel zu anständig und lieb. Ein wenig Coolness würde dir besser stehen" sagen auch welche zu mir. Ich kann einfach nicht so aus meiner Haut und ich bin für andere oft eben nicht cool genug. Aber wie kann man lernen cool zu sein?

Würdet ihr euch als "Cool" bezeichnen? Oder musstet ihr euch auch schon anhören, dass euch das "Coole" fehlt und ihr cooler sein solltet. Ich kann es zwar nicht verstehen, warum man denkt, dass ich in manchen Beziehungen uncool bin, aber ich bin eben auch so erzogen worden. Sollten Menschen für euch cool sein?

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» MissMarple » Beiträge: 6786 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Die Frage ist doch zuerst einmal, was ist eigentlich Coolness? Ist es wirklich nur die Definition, die der Duden hergibt? Also reicht es, seine Fassung zu bewahren, abgeklärt zu reagieren, gelassen zu sein? Oder ist das Coolsein doch irgendwie mehr?

Sozialpsychologen sind sich mittlerweile relativ einig, dass Coolness viel mit Unabhängigkeit zu tun hat. Wer sein Leben kreativ so gestaltet, dass es ihm gefällt, wer sein Ding macht, ohne dabei Moral und Anstand zu verletzen, der ist cool, wenn ihm das alles mit einer gewissen Abgeklärtheit und Lässigkeit gelingt.

Wobei es immer einen riesigen Unterschied zwischen Außenwirkung tatsächlichem Zustand gibt. Ich gelte im Kollegen- und Freundeskreis als cool. Mich bringt wenig aus der Fassung, ich arbeite auch unter Druck unbeeindruckt und selbst wenn alles schief geht, behalte ich die Nerven und zaubere einen Plan B oder C aus dem Hut.

Das denkt zumindest meine Umwelt. Es sieht eben so aus. Aber tatsächlich mache ich mir oft fast ins Hemd. Dass es auf andere so wirkt, das kann man lernen. Man kann auch seine Reaktionen zumindest im Bedarfsfall seht gut über Training steuern.

Ich habe früh mit Reitsport und Hundesport angefangen. Und ich war so ein echter Trainingsweltmeister. Mir sind nämlich in einer Prüfung schlicht die Nerven durchgegangen und ich war nervös. flatterig und absolut unpräzise. Ein Pferd oder ein Hund benötigen aber genau in solchen Situationen Sicherheit von ihrem Zweibeiner. Die sind selbst aufgeregt, weil alles anders ist, da muss der Mensch der Fels in der Brandung sein. Dieses Können hilft auch in Schule, Studium, Beruf und Alltag sehr.

Und so habe ich tatsächlich aktives Abschalten gelernt. Für eine gewisse Zeit kann ich cool sein, Stress kommt dann nicht an mich heran. Aber ich selbst bin immer noch nicht cool. Es wirkt so, weil es durch Übung da ist. Aber ohne den Druck zu funktionieren bin und bleibe ich eine Mimose, die lieber den Weg des geringsten Widerstands geht. :oops:

» cooper75 » Beiträge: 13381 » Talkpoints: 510,47 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Für mich ist "Coolness" eine Eigenschaft, die eher unter Teenagern und sehr jungen Menschen angesagt und für ein gelingendes Sozialleben anscheinend immer noch unverzichtbar ist. In meinem Alter habe ich eher das Gefühl, dass derartige Etiketten oder Schubladen, die den Charakter und die Eigenheiten eines Menschen auf wenige Schlagworte reduzieren, im Alltag eher schaden als nützen.

Ich selber war als junger Mensch nie Teil der "coolen Clique". Mittlerweile lässt sich jedoch sehr schön feststellen, dass selbst die "obercoolen Typen" zutiefst spießige und unoriginelle Menschen geworden sind und das gleiche langweilige Leben führen wie wir alle. Diese Form der Coolness nutzt sich wohl im Laufe des Lebens ab, bis nichts mehr übrig ist.

Wenn es eher darum geht, seine Gefühle im Griff zu haben und nicht immer übertrieben emotional zu reagieren, hängt meine "Coolness" von der Situation ab. Ich kann ein sehr emotionaler Mensch sein und mich hemmungslos freuen oder stundenlang an einem Hündchen herum kraulen, aber auch eiskalt und mit finsterer Miene am Verhandlungstisch auf meinen Vorteil bedacht sein.

Ich denke daher, dass man vielleicht nicht lernen kann, cool zu sein, wenn es dem eigenen Wesen nicht entspricht. Aber man kann durchaus lernen, so zu tun als ob, wenn es der Situation gerade angemessen erscheint. Ich arbeite gerade daran, die Situationen genauer zu definieren, in denen Coolness eher angemessen erscheint.

Ich finde es auch generell nicht hilfreich, wenn man sich ein Idealbild seiner Persönlichkeit vorstellt und dann versucht, diesem immer zu entsprechen, egal ob es gerade angemessen ist oder nicht. Leute, die auch bei Geburten und Beerdigungen glauben, "cool" reagieren zu müssen, sind in meinen Augen nichts weiter als unreif.

» Gerbera » Beiträge: 11319 » Talkpoints: 49,61 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



In meiner Schulzeit war nur der "cool", der bestimmte Markenklamotten getragen hat oder ein bestimmtes Handy oder so etwas besessen hat. Cool war also nur der, der absolut Mainstream gemacht hat. Man hörte dann auch nur bestimmte Songs aus den Charts und spielte nur bestimmte Spiele, die gerade modern waren. Daher ist für mich der Begriff "Coolness" eher negativ behaftet. Unter diesem Aspekt muss ich nicht cool sein.

Ich finde die Definition von cooper75 über Coolness viel besser. So eine Selbstbeherrschung würde ich auch gerne lernen und wenn ich so etwas schon höre, dann will ich viel lieber auf diese Weise "cool" sein als zu Schulzeiten.

» Esri » Beiträge: 485 » Talkpoints: -0,11 » Auszeichnung für 100 Beiträge



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