Führt der Mindestlohn zu einem Rückgang der Aufstocker?

vom 22.06.2015, 23:45 Uhr

Mit der Einführung von Hartz IV musste man jede Arbeit annehmen und sollte dann aufstocken, wie es so schon genannt wurde. Alleine von 2005 bis 2009 wurden dafür vom Staat 50 Milliarden Euro ausgegeben. Nachdem zuerst ein Drittel und später ein Viertel der Bezieher von Hartz IV zu dieser Gruppe gehörten.

Inzwischen sinkt die Zahl wieder leicht, was auch auf den Mindestlohn zurückgeführt werden kann. Vor Anfang dieses Jahres galt eine Dienstanweisung der BA, dass man erst bei einem Stundenlohn von deutlich unter 3 Euro generell von Lohndumping ausgehen sollte. Tarifliche Regelungen sollten natürlich beachtet werden, aber welcher Jobcentermitarbeiter kannte die schon wirklich?

» Juri1877 » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Mod am 22.06.2015, 23:52, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen


Meiner Meinung nach wird der Mindestlohn die sozialer Situation einiger Menschen in Deutschland verbessern, aber die Konzerne werden einiges tun, um sich vor der Einführung zu drücken und darüber hinaus sind 8,50€ deutlich zu wenig, um davon leben zu können:

Bei 40 Stunden in der Woche und 4 Wochen im Monat verdient man so: 4*8,5*40€, also insgesamt 1360€, wovon dann noch Abzüge abgehen, was nicht unbedingt reicht, um davon gut zu leben. Meiner Meinung nach sollten mindestens 10€ pro Stunde (entspräche 1600€ im Monat) drin sein, um für alle Menschen in Deutschland ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen.

» MrLeo95 » Beiträge: 184 » Talkpoints: 2,84 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich denke nicht, dass der Mindestlohn zu einem deutlichen Rückgang der Aufstocker führt. Schaut man sich nämlich die die Statistiken an, so kann man erkennen, dass die ein Großteil der Aufstocker Familien mit Kindern sind.

Legt man den Mindestlohn zugrunde, so kommt man Netto bei einer Vollzeitstelle auf reichlich 1000 Euro monatlich. Davon kann man je nach Region allein oder auch zu zweit leben, mehr aber auch nicht. Eine Familie kann man davon aber nicht ernähren, das wird sogar knapp, wenn beide Elternteile in Vollzeit zum Mindestlohn arbeiten. Deswegen denke ich nicht, dass die Zahl der Aufstocker stark abnehmen wird.

Ich sehe den Mindestlohn kritisch. Zum einen kommt es nun zum Glück nicht mehr vor, dass Menschen dauerhaft für fünf Euro oder weniger die Stunde arbeiten müssen. Ich habe als Student viele Angebote für solch einen Stundenlohn bekommen, aber nie angenommen, weil es einfach in meinen Augen viel zu wenig ist. Es hat sich aber immer jemand gefunden, der den Job auch für diesen Lohn gemacht hat und diesem Ausnutzen von Arbeitskraft schiebt man damit zum Glück einen Riegel vor.

Andererseits sind 8,50 Euro pro Stunde auch zu wenig und viele Unternehmen wollen im Moment für Neueinstellungen nicht mehr als den Mindestlohn zahlen. Ich kenne einige Leute, die gerade einen neuen Job suchen und vielen wird im Moment trotz gut abgeschlossener Ausbildung nur der Mindestlohn angeboten. Die Unternehmen haben nun zwar eine Grenze, was sie mindestens zahlen müssen, viele sind aber aktuell wirklich nicht bereit auch nur einen Cent mehr für Neueinstellungen zu zahlen, egal wie der durchschnittliche Lohn in der Branche und Region aussieht.

» danty » Beiträge: 540 » Talkpoints: 4,79 » Auszeichnung für 500 Beiträge



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