Precobs - warum nicht auch in Deutschland?

vom 08.06.2015, 20:17 Uhr

In der Schweiz gibt es seit einiger Zeit ein Programm namens Precobs. Vom Institut für musterbasierte Prognosetechniken ist dieses Programm hergestellt worden, um vorhersagen zu können, in welchen Gegenden einer Stadt vermehrt Einbrüche und Diebstähle oder andere kriminelle Handlungen zu erwartet sind. Auch in den USA sind seit einiger Zeit ähnliche Programme am laufen. In Zürich konnte die Einbrecherquote dadurch um mehr als 30% gesenkt werden, denn die Polizei fährt in den gefährdeten Gebieten vermehrt Streife.

Ich frage mich, warum es dieses Programm auch nicht schon längst in Deutschland gibt, denn hier nehmen die Zahlen der Einbrüche auch massiv zu. Wir könnten das also sicherlich gebrauchen und da finde ich es schon schade, wenn andere Länder uns da etwas weit voraus haben. Würdet ihr es auch begrüßen, wenn Precobs auch in Deutschland Anwendung fände? Denkt ihr, dass sich auch bei uns die Anzahl von Einbrüchen und Gewaltverbrechen dadurch sinken ließe?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Das stimmt so nicht ganz. Auch bei uns ist man in dieser Hinsicht nicht untätig. Ich habe jetzt spontan diesen Beitrag hier auf Heise gefunden. Dort habe ich aber schon im vergangenen Jahr über Projekte gelesen, die auch beispielsweise in Bayern angelaufen sind.

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» Bellikowski » Beiträge: 7700 » Talkpoints: 16,89 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Es ist ja schon geschrieben worden, dass sehr wohl auch schon Pilotversuche in der BRD laufen und das System auch hier verwendet wird. Wenn eben auch in einer Pilotphase zu Testzwecken. Das ärgerliche aber bei solchen Systemen ist immer die Vermischung von Werbung und Pressemitteilung durch solche Erfolgsmeldungen, ohne das tatsächlich ein Zusammenhang nachgewiesen werden kann. Es klingt immer sehr wissenschaftlich, hier über Mustererkennung Prognosen zu erstellen. Das aber ist ähnlich wie die Vorhersage der Lottozahlen an Hand der Ziehungsmuster.

Niemand wird sich doch ernsthaft darüber wundern, dass die Zahl der Einbrüche real gesunken ist, wenn die Polizei signifikant mehr Präsenz zeigt. Dazu bedarf es weder einer Software noch einer zusätzlichen Studie. Allein der gesunde Menschenverstand (auch der Verstand der Einbrecher) dürfte einem signalisieren, dass das für weniger Einbrüche sorgt. Und der konkrete Zusammenhang zwischen Prognose und Einsatzfahrt ist eben nicht gegeben - für den Fall dass hier gemeint wird, dass die Polizei ja nur nach dem Prognosetool ausfährt.

Geht es um Verbrechensbekämpfung muss man sich - wenn man schon auf der rechten Seite ansetzt - die Frage gefallen lassen, wieso bei der Polizei massiv an Personal gespart wird. Hier wird schlicht die Illusion entwickelt, durch solche Prognoseprogramme mit weniger Personal mehr bewirken zu können. Und das wird sich so aber nicht bewahrheiten können. Zumal die Erfolgsmeldung nichts darüber aussagt, wie sich im gleichen Zeitraum die Gewaltverbrechen in den anderen Stadtteilen entwickeln.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



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