Hauskauf - bei Finanzierung viele eher zu naiv?
Bekannte von uns kaufen demnächst ein Haus und mein Freund hat das ein wenig kritisiert, wenn auch nicht offen. Das Einkommen der beiden ist eher schwach, die Frau ist Hausfrau und der Mann verdient durchschnittlich. Eigenkapital haben sie kein nennenswertes, aber das Haus darf sie dennoch 300.000 Euro kosten. Für meinen Freund stand fest, dass die Familie das nie bezahlen können wird. Sie werden es abbezahlen, bis sie hundert sind und noch länger und vermutlich wird es irgendwann eine Zwangsvollstreckung geben.
Als Anwalt hat mein Freund die eine oder andere Zwangsvollstreckung wegen schlechter und naiver Finanzierung auch schon miterlebt. Für ihn steht fest, dass man sich bei einer Finanzierung ganz genau überlegen sollte, was man sich wirklich leisten kann und was nicht und das Haus sollte natürlich vor der Rente abbezahlt sein. Viele Menschen reagieren wegen der niedrigen Zinsen derzeit zu naiv.
Kennt ihr auch Leute die sich derzeit ein Haus gekauft haben oder es vorhaben und dabei die Grenze von dem überschreiten, was sie sich eigentlich leisten können? Wie findet ihr solche Finanzierungen? Für die Kinder hat das am Ende ja nur Nachteile und von einer Altersvorsorge kann dann oft auch keine Rede mehr sein. Lasst ihr euch vor einer größeren Finanzierung besser beraten?
Ich weiß ja nicht, was bei dir ein durchschnittliches Einkommen ist. Aber man kann in etwa davon ausgehen, dass diese Familie eine Kreditrate von etwa 750 Euro im Monat hat. Je nach Wohngegend ist das sogar wesentlich günstiger als Miete zu zahlen. Und ich gehe weiterhin davon aus, dass ihr die Verträge nicht kennt und somit gar nicht beurteilen könnt, ob das wirklich so sinnvoll ist oder nicht.
Ich selbst habe ja vor über 15 Jahren, wo die Zinsen auch noch wesentlich höher waren, entsprechende Verträge mit der Bank ausgehandelt. Und da hatte ich auf einigen Optionen bestanden, die wir nutzen können, aber nicht müssen. Ich habe damals auch die Möglichkeit kalkuliert, dass beide Kreditnehmer Arbeitslosengeld I beziehen und vorher berechnet, was dann noch an Geld da ist und wie viel die Rate dann betragen darf.
Als Außenstehender hätte man die damalige Höhe des Kredits vielleicht auch als zu hoch betrachtet. Aber es kannte eben niemand weiter die ganzen Klauseln, die ich drin haben wollte, so dass es eben auch keine Person außerhalb der Bank beurteilen konnte, ob wir uns übernehmen oder nicht.
So wird man das kaum sagen können. Wenn man sich die derzeitige Preisentwicklung vor Augen führt, dann sind die 300'000 Euro für ein Haus nicht wirklich viel. Man kann nur hoffen, dass es ein verhältnismäßig neues Haus ist, so dass keine Renovierung oder gar Sanierung hinzukommt. Denn das würde den Preis noch einmal in die Höhe treiben.
Fakt ist, dass auch bei so einem Preis immer in Betracht gezogen werden sollte, was aktuell an Miete bezahlt wird. Irgendwo wird die Familie ja wohnen müssen. Ganz gleich, wie hoch oder niedrig das verfügbare Einkommen ist. Und wenn dann z.B. die (Kalt-)Miete jetzt schon bei z.B. 700-800 Euro liegen sollte, dann ist so ein Hauskauf zwar nach wie vor ein Risiko. Aber eines, welches das Leben mit sich bringt. Klar kann es schief gehen. Aber was, wenn es die ersten 10 oder 15 Jahre gut geht? Dann hätte die Familie einen gewissen Grundstock aufgebaut (durch die Tilgung) und man sollte annehmen, dass sie in jedem Fall immer schuldenfrei aus dem Abenteuer kommen, sollte mal was Dramatisches dazwischen kommen (dramatisch im Sinne von Arbeitslosigkeit oder Scheidung usw.).
Ich kenne mich hier bzgl. Zahlen eigentlich nicht wirklich aus. Aber in aller Regel sind auch die knappsten Finanzierungen "irgendwie" zu stemmen. Schief geht das Ganze in aller Regel ja nicht, weil der Normalfall geblieben ist sondern weil eben ein einschneidendes Ereignis alle Planungen durcheinander gebracht hat.
Dass die Bank hier den Kredit bewilligt obwohl die Frau nicht zum Haushaltseinkommen beiträgt, sehe ich sogar als positiven Punkt. Denn es spricht ja nichts dagegen, dass die Frau in den kommenden Jahren doch einen Job sucht und damit (ungeplant) für eine Erhöhung des Einkommens sorgt. Damit wäre es sogar denkbar, dass das Darlehen früher abgezahlt wird (Sondertilgungen). Denn, eine Bank wird niemals einen Kredit bewilligen, bei dem die Endzahlung nicht vorhersehbar ist. Das bedeutet, dass die Kalkulation sicher so gemacht wurde, dass es VOR dem Renteneintritt bezahlt sein kann. Unsicherheit bleibt hier natürlich bzgl. der Zinsen (hier kann definitiv nicht von den aktuellen Zinsen ausgegangen werden - aber man muss auch nicht 8% oder mehr annehmen!).
Ich habe vor einem Jahr oder so mit einer Bekannten über dieses Thema gesprochen und bei ihr hatte ich das Gefühl, dass die total naiv und uninformiert an die Sache heran geht.
Das fing schon damit an, dass ihr der Standort ihrer aktuellen Wohnung nicht gefiel. Sie wollte unbedingt 20 km weiter weg in die Nähe ihrer Eltern und Geschwister ziehen und dort ein Haus bauen bzw. kaufen auch wenn sie wusste, dass die Bodenpreise dort viel viel teurer sind als in der damaligen Wohngegend.
Hinzu kam, dass diese Bekannte nach der Realschule eine gute Ausbildung eine Woche vor den Abschlussprüfungen abgebrochen hat und sich seitdem 7 Jahre lang mit Zeitarbeit in der Leihfirma begnügt hat. Auf Nachfrage, warum sie denn keine Ausbildung mehr gemacht hat, kam nur so etwas wie "Das lohnt sich nicht, ich werde eh bald Mutter". Ihr Partner war praktisch Allein-Verdiener mit ziemlich wenig Gehalt. Dennoch sollte er ganz alleine das Haus bezahlen bzw. die Kreditraten.
Wir unterhielten uns auch über Kredite und sie meinte, dass Kredite doch extrem günstig seien. Es stellte sich heraus, dass sie noch nie etwas von Zinsen gehört hatte und davon ausgegangen war, dass die Bank ihr das Geld immer umsonst leihen würde ohne jede Form von Gegenleistung. Aktuell ist sie schwanger und wird auch nicht arbeiten, der Mann wird also alleine für alles aufkommen müssen. Es sind noch zwei weitere Kinder geplant, während sie die ganze Zeit zu Hause sitzen will. Bin auf ihre Reaktion gespannt, wenn sie aus ihrer Traumwelt aufwacht.
300 000 kann durchaus ein Schnäppchen für ein Haus sein. Sicherlich kommt es auf die Lage, Größe und den Zustand an, aber an sich ist dies schon mal kein schlechter Preis für eine Immobilie. Deswegen würde ich mich also nicht aufregen. Was ich auch ein bisschen komisch finde ist dass ihr euch beide Gedanken macht ohne überhaupt mal einen Vertrag gesehen zu haben und die Konditionen zu kennen.
Ich denke durchaus, dass eine Bank auch bestrebt ist ihr Geld mit Zinsen wieder zu bekommen und von daher werden wohl eher keine Kredite ausgegeben, wenn man weiß, dass das Ganze nicht irgendwie stemmbar ist. Mit einem Haus hat man ja auch immer einen Gegenwert und wirft das Geld nicht zum Fenster hinaus. Das muss man ja auch mal sehen. Das heißt so sehr Minus kann man nun auch nicht machen, weil man bei einem Verkauf durchaus noch Geld bekommen würde.
Abgesehen davon muss das jeder für sich mal durchrechnen, ob sich das lohnt. Bei uns in der Stadt zahlt man für ein recht kleines Haus locker mal 900 € Kaltmiete und wenn man dass dann gegen eine Kreditrate rechnet, schaut das schon nicht mehr so schlimm aus mit dem Kauf. Wobei man dann aber auch wieder andere Kosten haben kann. Man muss da sicherlich viel rechnen und einige Menschen werden sich da auch blenden lassen, aber an sich finde ich es nicht naiv, wenn man sich bei normalen Einkommen ein Haus kauft.
Wir sind auch gerade dabei uns ein Haus zu finanzieren. Ich will euch zeigen, dass es sehr wohl möglich ist, auch ohne Großverdiener zu sein, an ein Haus zu kommen.
Mein Mann verdient momentan alleine und ich bin das erste Jahr bei unserem Kind, danach gehe ich wieder arbeiten. Wir haben uns die Rate so gelegt, dass sie nur geringfügig höher ist als die jetzige Miete und noch zusätzlich 300 Euro Nebenkosten dazugerechnet.
Zusätzlich wird bei uns alles finanziert. Also auch die Kaufnebenkosten. Auch unser Auto, das momentan noch auf Finanzierung läuft, wird abgelöst. So haben wir dann nur noch einen Kredit. Die Bank des Hauses bezahlt die Bank vom Auto und wir zahlen etwa fünf Prozent weniger Zinsen und das Auto gehört uns.
Ferner zahlen wir die ersten zwanzig Jahre nur die momentan geringen Zinsen plus Bauspareinlage, dann den Rest der Laufzeit den Kreditbetrag selbst und Bauspareinlage. Der Vertrag mit der Bausparkasse ist an die Bank abgetreten. Die Rate ändert sich nach zwanzig Jahren um lediglich dreißig Euro. Zinsbindung zwanzig Jahre. Bis zur Rente haben wir alles bezahlt. Also die Rate ändert sich kaum über vierzig Jahre hinweg, wo wir das Haus abzahlen werden.
Oh und außerdem: Muskelkraft zählt auch als Eigenkapital. Davon haben wir 50.000 angerechnet bekommen, weil mein Mann in der Baubranche tätig ist. Und weil wir einen Architekten hatten, der den Wert der zum Schluss vollständig renovierten Immobilie auf mehr als 50.000 Euro ÜBER dem Darlehensbetrag geschätzt hat, sind wir somit bei einer Finanzierung von um die 90 %. Und das ganz ohne weiteres gespartes Geld.
Man muss nur gut rechnen und wissen, was auf einen zukommt und wie viel man ausgeben kann. Gute Beratung ist das A und O.
Na ja, ein wenig kritisch finde ich das schon. 300.000 EUR ist eine Menge Geld. Ich bräuchte, obwohl ich ganz gut verdiene, 12 Jahre, um das abzubezahlen - vorausgesetzt es passiert nichts Gravierendes. Und andere zahlen daran 20 oder 30 Jahre ab. Das sind Zeiträume, die kann man gar nicht überblicken.
Ich habe schon mehrere Leute kennengelernt, die Anfang 50 waren, körperliche Probleme hatten und eigentlich ihren Job aufgeben wollten - wegen der Gesundheit - aber sich weiter schleppen mussten, um das Haus abzubezahlen. Es kann auch mal passieren, dass ein Job weg ist und man dann eben nicht mehr bezahlen kann. Man kann auch langzeitarbeitslos werden. Das wird alles nicht bedacht.
Daher finde ich es schon fahrlässig, solche Verträge einzugehen, über so lange Zeiträume. Aber es gibt eben Menschen, die denken, dass schon nichts passieren wird und die müssen eben unbedingt ein neues Haus haben.
Das Haus meiner Großeltern wurde etwa damals für 40.000 EUR neu verkauft - und das war in Ordnung. In meinem Heimatort kann man Häuser für 30.000 EUR kaufen - so kleine gemütliche Einfamilienhäuser. Was dann Leute dazu bringt, sich lieber für das Zehnfache ein neues Haus hinstellen zu lassen, will mir auch nicht in den Kopf, aber manche sind eben so.
Zitronengras, es ist ja sehr nett, dass man in deinem Heimatort für 30.000 Euro ein nettes Haus bekommt. Aber das ist nicht überall so. Bei uns in der Stadt kostet ein 40 Jahre altes Haus auf etwa 400 qm Grund ab 250.000 Euro.
Da hat man aber einen deutlichen Sanierungsstau und muss noch viel investieren. Außerdem ist die Lage schlecht. In besserer Lage und in besserem Zustand kostet ein Einfamilienhaus hier ab 500.000 Euro aufwärts, 700.000 Euro sind realistischer.
Oder man entscheidet sich für einen Neubau als Reihenhaus in gruseliger Lage und ohne nennenswertes Grundstück. In sehr beengt und hellhörig ist man dann 150.000 Euro dabei. Im Umland sind bezahlbare Häuser nicht zu haben. Da kommt man mit 250.000 Euro aus, wenn man 70 km einfache Strecke als Pendler in Kauf nimmt.
Was es bei uns gibt, sind günstige Mehrfamilienhäuser, aus den 60-er Jahren. 300 qm Wohnfläche für 6 Parteien in Wohnungen mit 2 oder 3 Zimmern aufgeteilt. Das ist für 50.000 bis 100.000 Euro mit einem großen Grundstück zu haben.
Allerdings sind da gerade mal Doppelfenster aus den frühen 90-ern dabei. Die Wohnungen haben maximal 2 Steckdosen pro Raum, Küche und Bad original aus der Bauzeit und keine Dämmung. Von solchen Wohnungen stehen hier aktuell 10.000 Stück leer, obwohl ganze Siedlungen abgerissen worden sind. Da findest du selbst bei weniger als 4 Euro pro Quadratmeter keine Mieter.
Da hat man aber einen deutlichen Sanierungsstau und muss noch viel investieren. Außerdem ist die Lage schlecht. In besserer Lage und in besserem Zustand kostet ein Einfamilienhaus hier ab 500.000 Euro aufwärts, 700.000 Euro sind realistischer.
Und wer kann schon 700.000 EUR abbezahlen? Da ist doch der Ruin vorbestimmt, wenn nicht gerade ein Lottogewinn daherkommt. Also ich finde, auf sowas sollte man sich auch auf keinen Fall einlassen. Schon allein die Wirkung dieser hohen Zahl sollte jeden normalen Menschen abschrecken.
Oder man entscheidet sich für einen Neubau als Reihenhaus in gruseliger Lage und ohne nennenswertes Grundstück. In sehr beengt und hellhörig ist man dann 150.000 Euro dabei. Im Umland sind bezahlbare Häuser nicht zu haben. Da kommt man mit 250.000 Euro aus, wenn man 70 km einfache Strecke als Pendler in Kauf nimmt.
Was hast du gegen Reihenhäuser? Das war früher die normale Bauform. Außerdem hat man da weniger Pflegeaufwand, weil es ja nur zwei Wände nach außen gibt. Und ich denke auch, dass Leute sich gar nicht überlegen, dass ein großes Grundstück eher Nachteile bringt, das muss ja alles auch gepflegt werden. Ein Garten ist schön, aber man muss kein Fußballfeld hinter dem Haus haben.
Allerdings sind da gerade mal Doppelfenster aus den frühen 90-ern dabei. Die Wohnungen haben maximal 2 Steckdosen pro Raum, Küche und Bad original aus der Bauzeit und keine Dämmung. Von solchen Wohnungen stehen hier aktuell 10.000 Stück leer, obwohl ganze Siedlungen abgerissen worden sind. Da findest du selbst bei weniger als 4 Euro pro Quadratmeter keine Mieter.
Also ich kenne mich mit den Häusern aus den 60er Jahren nicht aus. Das meiner Eltern stammt von 1870 und das trifft auf unsere Nachbarhäuser auch zu. Alles aus Stein gemauert, keine Dämmung. Braucht man unbedingt eine Dämmung? Auch meine Wohnung hat keine Dämmung - ist ein Plattenbau. Ich finde, die Bedeutung einer Dämmung wird echt übertrieben, denn so hoch sind die Energiekosten keinesfalls.
Die Fenster bei uns zu Hause sind auch alte Doppelfenster - na und? Was ist denn da so schlimm daran? Die alten Fenster sehen viel schöner aus als die hässlichen Kunststofffenster. Außerdem schimmelt bei Holzfenstern wenigstens nichts.
Ich denke, dass viele besser daran täten, sich ein altes Haus zu kaufen und dann lassen sie sich eben noch ein paar Steckdosen einbauen - haben wir ja auch gemacht - und ein neues Bad installieren. Wenn man nicht so übertrieben Ansprüche hätte, dann müsste man auch keine Kredite von einer halben Million oder mehr aufnehmen. Aber es ist natürlich jedem selbst überlassen den Weg in den finanziellen Ruin zu beschreiten.
Bei Bauten aus der Nachkriegszeit brauchst du ganz viel. Dämmung ist da allein wegen des Lärms wichtig, denn du hörst von draußen einfach alles. Da kannst du wegen eines vorbeifahrenden Autos gleich den Fernseher lauter stellen. Bei Regen wird es echt laut.
Im Haus ist es genauso. Man hört die Nachbarn reden, selbst eine Spülmaschine hört man mehr als deutlich. Was meinst du, warum hier niemand in solche Häuser ziehen möchte? Und ein Reihenhaus ist nun auch nicht toll. Wozu ein eigenes Haus kaufen, wenn man weiterhin alles vom Nachbarn hört?
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