Dienen Zirkustiere der Arterhaltung?

vom 10.06.2015, 21:13 Uhr

Neulich habe ich im Fernsehen einen Beitrag über die qualvolle Haltung von Zirkustieren gesehen und dort ist auch ein Experte aufgetreten, der die Haltung von exotischen Tieren in Zirkussen befürwortet hat und sie verteidigen wollte. Er betonte dabei, dass diese Haltung auch dem Arterhalt dienen würde, genauso wie in zoologischen Gärten. Das hat mich dann doch etwas verwirrt und der Reporter musste auch nochmal nachfragen, ob er das richtig verstanden hatte.

Oft ist das so, dass die Zirkustiere in Zoos gekauft werden, da Wildfänge in vielen Ländern verboten sind und wenn einige Zirkusse einen Elefanten haben, dann vermehrt dieser sich auch nicht und es dient somit definitiv nicht der Arterhaltung. Es gibt nur wenige Zirkusse und diese züchten meist nicht, sondern halten nur einzelne Tiere. Könnt ihr verstehen, warum Menschen versuchen die Haltung von Zirkustieren so zu rechtfertigen? Seid ihr auch der Ansicht, dass Zirkustiere der Arterhaltung dienen?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Natürlich können diese Tiere nicht der Arterhaltung dienen. Das ist einfach nur logisch. Ich denke, dass dieser Mensch einfach ein Argument finden wollte, seine Vorliebe für den Zirkus zu erklären. Ich finde es ganz traurig, was da mit den Tieren stattfindet, die auf noch engerem Raum als im Zoo leben müssen. Für mich ist das Tierquälerei.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Viele Zirkusunternehmen züchten, dazu sind Tierkinder viel zu gute Zugpferde für zusätzliches Einkommen. Die Tierschau am Nachmittag und Fotos mit Raubkatzenjungem auf dem Arm bringen dringend benötigtes Geld. Außerdem kann man den Nachwuchs verkaufen. Händler dafür gibt es übrigens in den Niederlanden, obwohl Wildtiere dort nicht im Zirkus arbeiten dürfen.

Viele Zirkustiere weisen extreme Inzucht auf. Gendefekte sind verbreitet. Außerdem befinden sich viele Mischlinge darunter. Daher kommen diese Tiere für unterhaltende Zuchtprogramme nicht in Betracht. Allerdings gibt es ab und zu tatsächlich eine Zusammenarbeit zwischen Zoo und Zirkus und Zirkustiere tragen zur Arterhaltung bei.

» cooper75 » Beiträge: 13381 » Talkpoints: 510,47 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



@cooper75: Das ist totaler Quatsch mit den Gendefekten. Denn die Zirkusunternehmen, die auch selbst Züchten müssen ja alles an den zuständigen Zoo melden, wo für die jeweilige Art die Zuchtbücher geführt werden. Über genau diesen Zoo werden dann auch Kontakte vermittelt, damit es eben keine Inzuchtschäden gibt.

Wobei ich jetzt nur zwei Zirkusunternehmen in Deutschland kenne die Tierarten züchten, wo man von Arterhaltung reden kann. Ein Unternehmen ist Zirkus Probst mit seinen Tigern. Die sind vor ein paar Jahren sogar in das internationale Zuchtprogramm für die Erhaltung der sibirischen Tiger aufgenommen worden. Und wer in so ein Programm aufgenommen wird muss für die Zuchttiere auch beste Bedingungen vorweisen.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



@Punktedieb Wie kommst du darauf? Zirkusunternehmen und Privathalter müssen den für arterhaltenden Zuchtprogramme zuständigen Zoos gar nichts melden. Es gibt für viele Wildtiere arterhaltende Zuchtprojekte, das ist richtig. Aber niemand ist gezwungen, an diesen Programmen teilzunehmen. Außerdem bekommen viele Tiere gar keine Zulassung für die Programme, weil sie nicht rein gezogen sind oder der sichere Nachweis der Abstammung fehlt.

Von den privaten Gepardenzüchtern in Deutschland nimmt beispielsweise genau einer am europäischen Zuchtprogramm teil. Das tut er allerdings erst sein wenigen Jahren, davon hat er auch so gezüchtet. Bei Löwen und Tigern sieht es auch nicht anders aus. Gerade bei diesen Tieren sind viele Tiere aus den verschiedenen Arten munter gemischt. Selbst Zoos wissen oft, nicht, was sie da eigentlich haben.

Und nur weil es Programme zur Arterhaltung gibt, heißt das noch lange nicht, dass sich Menschen daran halten. Bis 2014 wurden beispielsweise im Berliner Zoo in Inzucht Giraffenarten verpaart, die sich in der Natur nie begegnen würden. Ein großer Teil der Jungtiere starb sehr früh. Die Giraffe selbst gilt als nicht gefährdet. Einige Unterarten stehen aber kurz vor dem Aussterben. Da macht ein Zuchtprogramm mit nicht lebensfähigen Mischlingen richtig Sinn. :whistle:

» cooper75 » Beiträge: 13381 » Talkpoints: 510,47 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


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