Lateinamerikanische Schulbildung mit deutscher vergleichbar?
Seit kurzer Zeit habe ich über World Vision ein Patenkind in Honduras. Das achtjährige Mädchen geht in die zweite Klasse.
Ich möchte gerne Briefkontakt zu ihr pflegen und neben kleinen Geschenken auch nützliche Dinge zu ihr schicken. Nun bin ich allerdings absolut nicht sicher, wie ich ihre bisherige Bildung einschätzen soll. Da die Klassen dort viel größer sind, wenige Unterrichtsmaterialen vorhanden sind und viele Familien gesundheitliche und finanzielle Probleme haben, wird der Bildungsstand vermutlich eher schlechter sein.
Da es für mich allgemein schwierig ist geeignete Spiel- und Lernkarten, Bücher, Übungshefte usw. in Spanisch zu finden, habe ich kürzlich auch bei einem Uhr-Lern-Spiel zugegriffen. Angegebene Altersangabe bis 9 Jahre. Deutsche acht- und neunjährige werden jedoch bei dem Spiel unterfordert sein oder?
In den Projekten werden wohl Gegenstände, wie auch Kleidung, weitergegebene an andere Kinder, wenn die Kinder rausgewachsen sind. Und dennoch möchte ich ungern etwas für mein Patenmädchen ungeeignetes schicken. Zugleich aber auch nichts überforderndes. Meint ihr, dass ich mich am Bildungsstand und Wissen deutscher Kinder orientieren kann?
Das hängt sicher auch mit davon ab, wo die Kleine in Honduras wohnt. Wenn sie irgendwo in der Stadt wohnt und täglich und regelmäßig zur Schule gehen kann, wird ihr Bildungsstand vermutlich höher sein, als wenn sie täglich mehrere Kilometer zur nächsten Dorfschule laufen muss. Aber wie es genau in Honduras ist, weiß ich nicht.
Ich gehe mal davon aus, dass es dort auch Entscheidungsträger in der Bildungspolitik geben wird. Und ebenso irgend welche Curricula. Sprich Lehrpläne und ähnliches. Aber ob die Schüler im Einzelnen auf dem politisch vorgesehenen Stand sind, weiß man so auch nicht. Wenn in den letzten Jahren dort viele Generalstreiks waren (was in manchen südamerikanischen Ländern immer wieder vorkommt), dann kann es sein, dass sie bei weitem hinter dem Soll zurück liegt.
Und wie es wirklich um sie steht, das hängt nicht zuletzt auch vom Engagement und Können des Lehrers ab. Eine gute Kraft kann mit viel Herzblut auch mit Tafel und Kreide alleine die Kinder so gut unterrichten, dass sie gut lernen können. Guter Unterricht erfordert nicht zwangsläufig bunt gedruckte Hochglanzheftchen und Computer.
Eine Idee wäre, sich an ihrer Schule zu erkundigen, wie weit die Kinder sind und was sie brauchen kann. Eine Lernuhr kann man zur Not auch aus einem Stück Pappe und mit einer Briefumschlagklammer selbst basteln. Die erfüllt genauso ihren Zweck. Und ein Spiel kann ein guter Grundschullehrer auch selbst entwerfen.
Früher hatten wir auch mal Kinder in Südamerika unterstützt. Die haben sich damals über hochwertige Stifte, wo die Mienen nicht brechen, Füller mit Konverter und Tinte, Schulhefte, Zirkel, wissenschaftliche Schultaschenrechner mit spanischer Anleitung und solche Dinge aus guter Produktion gefreut. Also Dinge, die man sich nicht so einfach leisten kann, wenn man wenig Geld hat. Aber mag sein, dass sich da die Zeiten mittlerweile geändert haben. Frag doch einfach mal sie oder ihre Eltern. Vielleicht hilft ihr, je nach dem ob sie ländlich oder städtisch wohnt, mittlerweile schon ein einfaches altes Smartphone oder Tablet, das ungenutzt irgendwo herum liegt?
Wenn es in der Nähe der Kleinen eine Bibliothek gibt und der Mitgliedsausweis da etwas kostet, wäre das sicherlich auch eine sinnvolle Idee, wenn sie den noch nicht hat. Denn dort kann sie hoffentlich auf so viele Bücher zurück greifen, die ihr wirklich etwas bringen. Fragt sich nur, wie man das organisiert.
Es ist wie gesagt eine WorldVision Patenschaft. World Vision leistet Entwicklungshilfe für die Ärmsten. Es sind alles Dörfer, in Städten ist World Vision soweit ich weiß gar nicht aktiv. Briefkontakt und kleine Geschenksendungen sind möglich, dauern aber sehr lange, da es über das Landesbüro in Honduras läuft.
Die Schule kann ich nicht direkt kontaktieren und ob ihre Eltern überhaupt Lesen und Schreiben können, ist noch nicht bekannt. Die Analphabeten-Quote ist auf jeden Fall weit höher als in Deutschland. Bibliotheken wird es keine geben und ich weiß nicht mal, ob sie überhaupt Strom haben.
Ich wollte auch keine hochwertigen Hochglanzprodukte schicken, sondern habe ein einfaches Uhr-Lern-Spiel und würde gerne abschätzen können, ob und wie gut achtjährige Kinder in solchen Projekten wohl mit der Uhrzeit vertraut sind. Und inwieweit die Bildung mit unserer vergleichbar ist. Wissenschaftliche Taschenrechner braucht man in der zweiten Klasse sicherlich weder in Deutschland noch in Honduras.
Das mit dem Hochglanzmaterial war vielleicht missverständlich ausgedrückt. Ich meinte damit eher, dass ein Lernspiel in solcher Situation vermutlich wenig mehr nützt, als eine von ihr selbst gebastelte Uhr. Und außerdem ist so etwas auch schnell wieder unnütz. Die Uhr ist schnell gelernt. Ein Kinderlexikon wäre da vielleicht sinnvoller.
Je nach Schule werden übrigens in einigen fortschrittlichen Unterrichtsformen auch schon Taschenrechner ab der Grundschule eingesetzt. Wenn auch längst nicht in allen Schulen. Doch das will ich hier nicht näher ausweiten. Der Taschenrechner war eher so gemeint, dass das Dinge sind, die man lange im Unterricht brauchen kann, nicht nur für kurz, wie für das Lernen von einem Wissensgebiet. Zudem dürfte es auch bei einem Lernspiel schwierig sein mit der Anleitung auf Spanisch. Und wenn du schon zweifelst, dass die Eltern lesen können, wer soll es mit ihr spielen? Die Lehrer vermutlich kaum. Und alleine macht ein Spiel auch vermutlich wenig Spaß.
Wenn die Familie möglicherweise keinen Strom hat, kann sie eventuell abends nach der Schule keine Hausaufgaben machen. Dazu muss man wissen, dass in vielen Südamerikanischen Ländern die Kinder in zwei Schichten unterrichtet werden, um die Gebäude besser zu nutzen und der Mittagshitze im Sommer zu entgehen. Die erste Schicht ist von sehr früh morgens bis Vormittags dran, die zweite ab Nachmittags bis zum späten Abend. Eventuell wäre eine Solarlampe oder ein ähnliches Gerät, mit der sie sich Licht machen kann auch sinnvoll.
Ähnliche Themen
Weitere interessante Themen
- Unangenehm, wenn Chips Knoblauch-Aroma haben? 665mal aufgerufen · 5 Antworten · Autor: Prinzessin_90 · Letzter Beitrag von Wibbeldribbel
Forum: Essen & Trinken
- Unangenehm, wenn Chips Knoblauch-Aroma haben?
- Oberflächliche Bekannte, die einem etwas verkaufen wollen 1250mal aufgerufen · 11 Antworten · Autor: celles · Letzter Beitrag von Gorgen_
Forum: Freizeit & Lifestyle
- Oberflächliche Bekannte, die einem etwas verkaufen wollen
- Kind bekommt von Mutter nur Toastbrot - noch normal? 559mal aufgerufen · 9 Antworten · Autor: Ramones · Letzter Beitrag von Wibbeldribbel
Forum: Familie & Kinder
- Kind bekommt von Mutter nur Toastbrot - noch normal?
- Fürs Abendessen im Hotel besonders hübsch aussehen wollen? 1185mal aufgerufen · 13 Antworten · Autor: Prinzessin_90 · Letzter Beitrag von Wibbeldribbel
Forum: Urlaub & Reise
- Fürs Abendessen im Hotel besonders hübsch aussehen wollen?
- Palmen Pflanzen - brauche Tipp / Empfehlung 1131mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Triops · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Palmen Pflanzen - brauche Tipp / Empfehlung