Zu viel Wasser für Babys mitunter tödlich?

Dieses Thema habe ich gerade erst mit meiner Schwiegermutter gehabt, also die Diskussion darüber, dass man einem Baby ruhig auch mal Tee anbieten kann bei solchen Temperaturen.

Meine Schwiegermutter ist der Meinung, dass man unbedingt bei solch heißen Temperaturen zwischendurch Fencheltee geben sollte. Meine Tochter ist nun fast sechs Monate alt. Gerade erst hatten wir den Fall, dass es Zeit war das Baby zu füttern, die Kleine aber die Milch (das war Säuglingsnahrung, Anfangsmilch 1) abgelehnt hatte, weil ihr einfach zu heiß war. Aber den Tee hat sie angenommen und auch komplett ausgetrunken.

Meine Tochter verlangt auch nur frühestens alle vier Stunden ihre Milch. Bei dem Wetter hatte sie aber überhaupt kein Verlangen danach. Also haben wir ihr Tee gegeben, damit ihr Durst gelöscht war und haben es später wieder mit der Milch versucht. Und - oh wunder - meine Tochter hat guten Babyspeck an den Hüften und hat auch nach dem Tee wieder fröhlich gelacht.

Der Tee ist also einfach nur ein Durstlöscher oder gut bei Bauchweh. Man darf dabei aber die Milch nie vergessen und regelmäßig füttern.

Du vergleichst hier aber Äpfel mit Birnen. Dein Kind bekommt 1-er Milch. Davon trinkt ein Kind wegen des Anteils an sättigender Stärke viel weniger. Dan sind Wasser oder Tee durchaus eine Möglichkeit. Muttermilch oder Pre-Nahrung ist ganz anders zusammengesetzt.

Und weil die Muttermilch oder die Pre-Nahrung eben ganz anders zusammengesetzt ist, trinkt ein Kind davon viel mehr. Es nimmt also viel mehr Flüssigkeit auf als ein Kind das sogenannte "Anfangsmilch" bekommt. Bei Muttermilch oder Pre-Nahrung schadet Wasser oder Tee mehr als es nützt, weil dann die Aufnahme von Nährstoffen knapp wird.

Natürlich verlangt dein Kind seine Milch selten. Die macht schließlich im Vergleich zu Muttermilch oder Pre-Nahrung künstlich satt. Das kann man einfach nicht vergleichen. Auch wenn es doch eigentlich gar nicht so schwer zu verstehen ist, oder? Die Anfangsmilch darf ja auch nicht immer frei zur Verfügung stehen. Bei der gibt es Richtlinien, welche Mengen bei welchem Gewicht gegeben werden. Auch das trifft für Muttermilch und Pre-Nahrung nicht zu.

Dass ein Kind, das Muttermilch oder Pre-Nahrung bekommt, mehr davon benötigt wie bei der Anfangsmilch 1, ist klar. Und dass die Anfangsmilch 1 anders zusammengesetzt ist wie Pre oder Muttermilch auch. Aber dass Anfangsmilch nicht immer frei zur Verfügung stehen soll, ist totaler Quatsch. Die Menge, die ein Kind benötigt, bestimmt es selbst. Ich habe meine Tochter gestillt, bis sie drei Monate alt war. Danach wurde sie einfach nicht mehr satt.

Ich bin dann gleich auf die Anfangsmilch umgesattelt und habe die auf der Packung vorgegebene Menge für sie gemacht; das war ihr dann aber viel zu wenig. Von der angegebenen Menge von 130 ml Milch im dritten Monat wurde sie nie satt. Also habe ich immer mindestens 200 ml Milch gegeben. Das war ok so. Auch der Kinderarzt hat sie regelmäßig überprüft und ihr Gewicht ist vollkommen in Ordnung.

Und wenn ein Kind die Anfangsmilch bekommt, braucht es eigentlich auch kein Wasser oder Tee zusätzlich. Nur eben bei heißen Temperaturen. Weil auch in der Anfangsmilch schon alles drin ist, was so ein kleines Kind benötigt.

Außerdem müsstest du die komplette Packung mal durchlesen. Da steht nämlich auch drauf, dass jedes Baby einzigartig ist und es nur empfohlene Richtwerte sind, keine Gesetze. Sie dienen nur zur Orientierung.

Du vergleichst hier immer noch Anfangsmilch mit Muttermilch oder Pre-Nahrung. Ich habe dir doch längst zugestimmt, dass bei Anfangsmilch Wasser nötig sein kann. Und Anfangsmilch kann eben nur so lange ad libitum gegeben werden, wie das Gewicht passt. Das ist nicht bei jedem Kind immer so der Fall.

Und nur mal so am Rande: In den heißesten Gegenden der Erde werden Kinder gestillt. Und sie bekommen kein Wasser, weil es kein sauberes Wasser gibt. Die müssten ja verdursten oder viel zu dick werden. Beides ist aber nicht der Fall. Aber das gilt eben nicht für Anfangsmilch.

Zusätzlich Tee zu geben ist aber trotz allem gängige Praxis, auch bei gestillten Kindern. Da ist sogar in Ländern der Fall, wo Kinder über längere Zeit hinweg gestillt werden, wie zum Beispiel Peru oder Indonesien.

Man sagt eben nur, dass das zusätzliche Geben von Tee oder Wasser zur Muttermilch mit einer Erhöhung des Risikos von Durchfallerkrankungen verbunden ist und das Risiko größer ist, je jünger das Kind ist. Aber man kann es ja auch beobachten, wie das Kind auf Tee und Wasser reagiert. Außerdem kocht man das Wasser ja vorher ab, um Krankheitserreger abzutöten.

Alles in allem stimmen wir doch überein, dass ein Kind über die Muttermilch oder die Säuglingsnahrung alles bekommt, was es braucht, und dass man diese also unter keinen Umständen strecken sollte, da das Kind sonst weniger Nährstoffe bekommt wie es bräuchte.

Die Menge, die man füttert, bestimmt das Kind dennoch selbst. Und wenn etwas mit dem Gewicht nicht stimmt, muss man das doch sowieso beobachten bzw. mit dem Kinderarzt abklären.