Vater-Sohn Verhältnis häufig kumpelhaft?

Mein Vater und mein Bruder haben eher ein kumpelhaftes Verhältnis und deswegen hat mein Vater mitunter auch Schwierigkeiten meinem Bruder gegenüber autoritär auf zu treten und ein Machtwort zu sprechen. Das habe ich auch bei vielen anderen Familien beobachtet und am Ende ist es nicht selten so, dass die Mutter dann das Machtwort sprechen muss. Neulich habe ich dann auch einen Fall im Fernsehen gesehen, wo ein junger Mann aus England vermisst wurde und man hat dann auch die familiäre Situation aufgezeigt und beschrieben.

Da war es dann leider aber auch so, dass der Vater eher eine kumpelhafte Beziehung zu dem Sohn hatte und deswegen hat er die Probleme des Sohnes möglicherweise auch nicht erkannt und ernst genommen. Wie ist das in eurer Familie, ist es da auch häufiger so, dass der Vater und der Sohn eine eher freundschaftliche Beziehung haben und der Vater daher auch seinen Erziehungsauftrag mitunter vernachlässigt? Oder kennt ihr das aus eurer Familie gar nicht so? Würdet ihr dagegen was unternehmen, wenn das in eurer Familie so wäre?

Ich kenne so etwas überhaupt nicht. Vielleicht liegt das am kulturellen Hintergrund, der ja auch nicht überall gleich ist. Ich sehe das an meinem Vater und an meinem Schwiegervater. Die beiden sind sich in diesem Punkt sehr ähnlich und agieren auch gleich, selbst wenn die sich noch nie getroffen haben.

Beide haben eine vergleichsweise lockere Art. Aber wenn das Kind droht einen Fehler zu machen, dann kommt mitunter schon eine Standpauke, je nachdem wie groß der Fehler wäre und wie sehr das Kind sonst ungebremst ins offene Messer laufen würde.

Mein Schwiegervater beispielsweise hat drei Söhne, wobei alle schon erwachsen und seit Jahren aus dem Haus sind. Die älteren beiden haben sogar schon eigene Familien und die Kinder sind zum großen Teil schon Teenager. Mein Schwiegervater hat je nach Situation ein kumpelhaftes Verhältnis zu seinen Söhnen oder eben ein autoritäres.

Wenn Sohn A ein neues Auto kaufen will, dann geht er natürlich mit und berät kumpelhaft über Autos und deren Vorzüge, er gibt dann auch Tipps worauf man bei Autos achten sollte und erzählt von seinen Erfahrungen. Aber wenn er sieht, dass die Tochter von Sohn A schon fast magersüchtig aussehen und er sich Sorgen um deren Gesundheit macht, dann wäscht er seinem Sohn A auch schon gehörig den Kopf, weil der einfach ein schlechtes Vorbild ist in Bezug auf Ernährung.

Nur, weil man ab einem gewissen Alter auch kumpelhafte Unterhaltungen mit dem Vater haben kann muss das doch noch lange nicht heißen, dass das immer so sein muss. Ich kenne genug Beispiele aus meinem direkten Umfeld, wo das nicht so ist.

Ich denke nicht, dass man das verallgemeinern kann. Da ich Stiefkinder haben und noch keine eigenen, weiß ich nicht, ob und wie werdende Eltern überhaupt auf ihren Erziehungsauftrag hingewiesen und vorbereitet werden.

Erfahrungen aus dem Bekannten- und Verwandtenkreis zeigen mir, dass Väter oft mehr erziehen als Mütter. Von Müttern kommt häufiger ein "Ist doch egal", "lass sie doch" oder "ihr könnt noch ein bisschen..."

Woran das liegen mag? In meiner Verwandtschaft liegt es entweder daran, dass die Mütter die bessere Übersicht über die Zeitplanung haben oder die Mütter keine Lust haben, die Kinder im Leerlauf zu ertragen oder sich mit ihnen zu beschäftigen.

In einigen Fällen erlebe ich auch, dass wenn in Familien, in denen §1663 BGB keine Umsetzung erfährt, die Kinder also geschlagen werden, eher und schneller die Mütter zuschlagen, da die Väter sich allein durch Worte durchsetzen können.

Ich denke, dass man das so allgemein nicht sagen kann und von Fall zu Fall betrachten muss. Bei meinem Vater und meinen Brüdern ist es mittlerweile schon so, dass sie eher kumpelhaft miteinander sprechen, aber das liegt daran, dass keiner mehr erzogen werden muss, weil sie alt genug sind. Früher hat Papa genau gesagt wo es langgeht und war auf keinen Fall der Kumpel der beiden und hat sich eher von mir mal überzeugen lassen nachzugeben.