Ein unvergesslicher Weihnachtstag, der chaotisch begann
Gibt es einen Weihnachtstag, den ihr nie vergessen werdet? Es war Heilig Abend, morgens. Der Tag begann chaotisch. Ich saß noch am Frühstückstisch und meine Mutter packte gerade noch Geschenke für ihr Enkelkind ein, als es schellte. Sie ging zur Tür und öffnete. Vor ihr stand ein netter junger Mann, der ihr etwas auf Englisch erzählte, was sie nicht verstand. Dann zeigte er ihr ein Foto von mir. Nun verstand sie endlich.
Er kam reingestürmt, riss mich vom Stuhl hoch und freute sich wie ein kleines Kind. Nachdem auch er gefrühstückt hatte, gingen wir gemeinsam und suchten uns einen Weihnachtsbaum aus. Ich sagte ja, der Tag begann chaotisch. Bisher hatten wir niemals so lange gewartet mit einem Weihnachtsbaum. Normal stand der Baum schon fertig geschmückt im Zimmer. Es war richtig lustig mit ihm, den Baum auszusuchen und zu begutachten.
Er hatte mich überraschen wollen, was ihm auch gelungen war. Auf dem Weg zu seinem Vater nach London kam er und besuchte mich, seine Brieffreundin.
Wir haben dann gemeinsam den Weihnachtsbaum geschmückt, was er nicht kannte. Es wurde noch ein schöner Heilig Abend. Am nächsten Tag begann es morgens zu schneien. Alan, so hieß er, war ganz aus dem Häuschen. Er hatte noch nie Schnee gesehen und gebärdete sich wie ein Kind. Wir haben dann den Schlitten mit genommen und auch das Rodeln war neu für ihn. Er war so voller echter Freude, dass ich einfach mit gerissen wurde. Am besten verstand er sich mit meiner kleinen Nichte. Das heißt, keiner konnte den anderen verstehen und trotzdem waren sie ein Herz und eine Seele.
Es war für alle ein unvergessliches Weihnachtsfest, wie man es im Leben wohl nur einmal erlebt. Wurdet ihr auch mal ähnlich überrascht?
Nicht ähnlich, aber auch unvergesslich. Ich war bei den Eltern meines damaligen Partners Weihnachten zum Essen eingeladen. Nichts ahnend, was Leute mit Wurzeln aus Franken teils für seltsame Gepflogenheiten haben, nahm ich an. Warum auch nicht? Schließlich ist das ja auch ein Zeichen, dass man gemocht wird, wenn man von den Eltern des Partners eingeladen wird.
Bei seinen Eltern hat es immer lecker geschmeckt. Und was war an Heiligabend in der Suppenterrine? Keine Suppe, sondern blaue Zipfel. Bratwürstchen, die durch das Kochen in Essigwasser bläulich aussehen. Ich bin eigentlich nicht mäklig. Aber das fand ich dann doch irgendwie befremdlich, dass zur gut bürgerlichen Küche solche verrückten Dinge gehören!
Wir, die Jugend waren und einig, dass blaue Zipfel überhaupt nicht weihnachtlich sind. Aber für die Eltern war das die reinste Delikatesse ohne die Weihnachten kein richtiges Weihnachten ist.
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