Rückzieher kurz vor Klassenfahrt - kennt ihr es?

Bei meiner Cousine, mittlerweile 18, steht mal wieder eine Klassenfahrt an und meine Tante hat vorhin verzweifelt meine Mutter angerufen und um Rat gefragt. Meine Cousine leidet unter ihrem typischen Syndrom, sie möchte nun plötzlich nicht mehr mit auf die Klassenfahrt.

Meine Tante ist recht verzweifelt, da sie knapp 400 Euro für diese Reise bezahlt haben. Meine Mutter hat allerdings versucht sie zu beruhigen und wir sind alle zuversichtlich, dass meine Cousine morgen trotzdem mitfährt.

Bei meiner Schwester und mir war es auch immer ähnlich, kurz vor der Klassenfahrt haben wir kalte Füße bekommen, was sich aber dann auch schnell wieder gelegt hat. Gefahren sind wir am Ende doch immer. Wie sieht das bei euch aus? Kennt ihr den typischen Rückzieher kurz vor der Reise ebenfalls oder seid ihr da ganz anders? Gab es vielleicht mal eine Situation, in der ihr doch kurzfristig nicht gefahren seid?

Ich fand Klassenfahrten immer doof. Das lag nicht an meiner Klasse, sondern daran, dass ich es nicht abhaben kann, 24 Stunden knapp eine Woche am Stück unter anderen Menschen zu sein. Ich brauche meine Privatsphäre, wo ich mich zumindest für ein bis zwei Stunden alleine zurückziehen kann.

Das hat leider auch körperliche Symptome wie Erbrechen bei mir ausgelöst, weil ich die Vorstellung so furchtbar fand, eine Woche lang ununterbrochen mit 20 Leuten zusammengepfercht zu sein. Daher habe ich auch einen Rückzieher vor der Klassenfahrt gemacht.

Da ich diese Problematik ja selber kannte, habe ich mir allerdings ein ärztliches Attest ausstellen lassen, dass ich nicht mitkommen kann. Da musste ich das Geld für die Klassenfahrt auch nicht bezahlen. Wenn meine Eltern bereits 400 Euro oder mehr investiert hätten und absehbar wäre, dass wir das Geld auch nicht wiedersehen, hätte ich mich aber ehrlich gesagt lieber zusammen gerissen.

Bei mir gab es nie eine kurzfristige Absage einer Klassenfahrt, weil ich mich immer schon von Anfang an geweigert habe an sowas teilzunehmen. Warum sollte ich mit Leuten, die ich nicht mag etwas unternehmen, das ich nicht mag, in einer Stadt, die ich nicht mag?

Meine Mutter wusste das - und das waren wohl die wenigsten Momente, in dem sie mein Einzelgängertum gut fand, weil sie sich so die Kosten für die Fahrten schenken konnte. So war schon vorher immer alles dahingehend geregelt, dass ich nicht mitfahren würde.

Hätte man mich damals dazu gezwungen, dort mitzufahren, kann ich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit sagen, dass ich dann am Tag der Abreise wohl leider sehr "krank" geworden wäre.

Ich musste gerade grinsen, weil ich das Syndrom nur zu gut kenne. Ich habe es bei mir selbst auch immer erlebt. Auch wenn ich liebend gerne verreise, ist es ja doch etwas anderes, wenn man mit der gesamten Klasse verreist. Man ist dann zwangsläufig mit seinen Klassenkameraden in einem Zimmer, meistens mit mindestens zwei anderen Leuten. Die Leute kann man sich auch nicht immer selbst aussuchen.

Außerdem gibt es recht wenig Privatsphäre, was mir auch immer viele Sorgen bereitet hat. Ich bin da auch eigen und kann beispielsweise auch nicht immer auf Toilette, wenn andere Menschen im Zimmer sind. Bei mehreren Leuten im Zimmer ist das natürlich alles andere als toll.

Es ist ja etwas anderes, ob man mit dem Partner verreist und man sich mit ihm ein Hotelzimmer teilt oder ob man sich mit vier anderen Klassenkameraden ein Zimmer teilen muss. Da hat man dann eben gar keine Privatsphäre und hat dann auch immer noch die Lehrer um einen herum wuseln.

Obwohl ich mich auch oft auf Klassenfahrten gefreut habe, wie auf die Fahrt nach Berlin oder nach Calella, hatte ich kurz vorher immer richtig Panik bekommen und wollte auch am liebsten abbrechen. Ich habe mich aber immer zusammengerissen und bin doch mitgefahren, worüber ich aber auch im Endeffekt immer sehr froh war.