Listenhundeverordnung in Hamburg besonders streng?
Ich habe heute "Hund, Katze, Maus" gesehen. Dort war die Rede von diesen sogenannten Kampfhunden und eine Frau hat sich besonders stark für diese sogenannten Listenhunde gemacht, weil sie es diskriminierend findet, wie die Hunde behandelt werden. Es war eine Frau, die ehrenamtlich für das Tierheim in Hamburg arbeitet. Sie hat auch einen Tierschutzpreis für ihre Arbeit bekommen.
Die Hunde sind alle sichtlich lieb, die sie gezeigt haben. Aber die Auflagen, so einen Hund zu adoptieren sind so streng in Hamburg, dass eine Frau einen Hund übernimmt, aber extra dafür nach Niedersachsen zieht, wo die Haltung einfacher ist. Es wurde gesagt, dass man, wenn man einen Listenhund aufnehmen will erst mal diesen Wesenstest machen muss, was ich ja auch gut finde. Dann muss der Vermieter die Einverständnis geben. Auch das ist in Ordnung weil ja jeder Vermieter der Hundehaltung zustimmen muss.
Dann ist eine Auflage, dass alle Nachbarn damit einverstanden sein müssen und ein großes und gut sichtbares Schild am Haus angebracht werden muss, dass dort ein "gefährlicher" Hund wohnt, auch wenn der Hund gar nicht gefährlich ist. Das Schild muss sein. Auch müssen wohl in Hamburg alle diese Listenhunde immer mit Maulkorb laufen und angeleint sein. Auch nach einem positiven Wesenstest.
Warum sind die Auflagen in Hamburg höher als in anderen Bundesländern? Was haltet ihr von dieser Diskriminierung eines Listenhundes besonders in Hamburg? Würdet ihr aus einem Bundesland wegziehen, damit ihr einen Listenhund halten dürftet?
Das sind ja in der Tat sehr strenge, aber für mich auch unlogische Vorschriften. Wenn die Hunde doch einen Wesenstest machen, den sie prima bestehen, warum sollen sie dann noch einen Maulkorb tragen müssen? Das ist für Hunde doch ganz schrecklich.
Ich empfinde es als Diskriminierung, dass am Haus ein Schild angebracht werden muss, das den Hund als gefährlich darstellt. Wenn der Vermieter die Hundehaltung gestattet, sollte das genügen, auch ohne eine extra Bestätigung der Nachbarn. Wenn nur ein Nachbar aus lauter Bosheit „nein“ sagt, dann war es das mit dem Hundewunsch. Das ist wirklich unmöglich.
Es können die liebsten Hunde sein, aber durch das Tragen eines Maulkorbes, der den Hund behindert in seiner Freiheit, könnte er ja erst zu einem Hund gemacht werden, der sich wehrt oder könnte das nicht passieren? Menschen, die sich noch nie mit einem Hund befasst haben, sehen den Maulkorb tragenden Hund und machen einen weiten Bogen. Die Hunde werden durch den Maulkorb und das Schild am Haus diskriminiert und ebenso der Hundehalter. Dabei sind andere Hunde oft gefährlich, wo man es nicht erwartet.
Wenn jemand unbedingt einen bestimmten Hund haben möchte, der unter diese unverständlich strenge Vorschrift fällt, kann ich verstehen, dass er umzieht ins Nachbarland, das mehr Verständnis für die Hundehaltung aufbringt. Vielleicht ist es in Hamburg so streng, weil es kein Umland gibt und nur bebaute Fläche als Stadt.
Ich würde Hamburg da gar nicht als schlimmstes Bundesland benennen. Ich weiß nicht, wie die aktuelle Verordnung in Hamburg aussieht, aber in Bayern oder auch Brandenburg darf man "solche" Hunde gar nicht erst halten. Das ist noch kränker als die von dir beschriebenen Diskriminierungen in Hamburg.
Die Sache mit dem Schild finde ich zwar auch übertrieben, allerdings könnte ich damit leben. Was gar nicht geht, ist, dass die Hundehaltung von Nachbarn abhängig gemacht werden soll. Bei all den Auflagen, die man hat (beispielsweise muss das Grundstück so hoch eingezäunt sein, dass es manchmal auf Grund entgegenstehenden Baurechts gar nicht machbar ist), werden die Nachbarn ja höchstens mal mit der gefährlichen Bestie mit Maulkorb und an der Leine konfrontiert.
Ich halte es grundsätzlich für eine bodenlose Sauerei, Hunde auf Grund ihrer Rassezugehörigkeit als gefährlich abzustempeln und sie mit Auflagen zu beschweren, die man auch mit einem positiven Wesenstest nicht mehr los werden kann. Aber Gott sei Dank gibt es ja noch Bundesländer, die zwar diskriminieren, aber dem Hund dann nach Tests ein normales Leben ermöglichen. Ich lebe derzeit in Rheinland-Pfalz. Eigentlich sind unsere Gesetze hier recht lasch, aber hier bekommt mein Hund beispielsweise nie eine Leinenbefreiung. Daher gehe ich jetzt ins benachbarte NRW, wo letztlich zwar mehr zu beachten ist, eine Befreiung von Maulkorb und Leine aber möglich ist.
Cid hat geschrieben:Vielleicht ist es in Hamburg so streng, weil es kein Umland gibt und nur bebaute Fläche als Stadt.
Nein, in Hamburg ist es so streng, weil damals im Sommer 2000 der kleine Volkan von einem sogenannten Kampfhund getötet wurde. Und das der Tod des kleinen Jungen absolut kein Unfall war, hat die Stadt massiv durchgegriffen. Ansonsten hätte sie sich viel mehr Fragen und Proteste von aufgebrachten Bürgern gefallen lassen müssen.
Es ist nämlich so, dass der Hund und sein Besitzer in Hamburg den Behörden bestens bekannt war. Der junge Mann war kriminell und gewalttätig, sein Hund ein Star in der kriminellen Szene. Der Hund wurde offen abgerichtet, dazu wurde gerne der Spielplatz benutzt, auf dem das Grauen seinen Lauf nahm.
Der Besitzer und der Hund waren bereits mehrfach auffällig geworden. Die Anwohner haben zig Beschwerden eingereicht. Es hat in den Behörden nur keinen Menschen interessiert. Man hätte diesen Hund in Kombination mit diesem Besitzer auch ohne irgendwelche Listenhundeverordnungen schon lange aus dem Verkehr ziehen können. Die Gesetzeslage und die Handhabe waren da.
Als dann die Emotionen hoch gekocht sind und in halb Deutschland plötzlich Notstandsverordnungen galten, hat Hamburg ein sehr einschränkendes Gesetz erlassen. Aber, insbesondere im Verlauf der letzten 15 Jahre, kann man das Hamburger Gesetz nicht als so außergewöhnlich streng ansehen.
In Bayern war es schon vor dem Unfall fast unmöglich, so einen Hund zu halten und es ist es noch heute. In NRW waren in Spitzenzeiten über 40 Rassen gefährlich, Auflagen gibt es hier für alle Hunde über 40 cm oder 20 kg.
In Hessen wurden Hunde, die den Wesenstest nicht bestanden haben, sofort getötet. Und diesen Test würden verdammt viele Hunde nicht bestehen, da ist die Rasse völlig egal. Da durfte man seinen Hund nach einem nicht bestandenen Test an einen Zaun oder Baum binden und gehen. Der Hund wurde innerhalb von Stunden getötet.
Hamburg hat den Vorteil, dass man schnell in Niedersachsen ist und in Niedersachsen sind die Regeln gerichtlich zig mal gekippt worden. Das trifft auch auch viele andere Bundesländer zu. Schlimm ist es Prinzip überall, wo noch Listen gelten.
Und die Erfahrungen zeigen, dass es nichts bringt. Aber es geht dem Gesetzgeber nicht um die objektive Steigerung der Sicherheit. Es soll das subjektive Sicherheitsempfinden der Bevölkerung verbessert werden. Das Listen nicht funktionieren, zeigen die Daten.
In NRW sind bereinigt auf die Zahl der gehaltenen Hunde andere Rassen auffällig. Die Niederlande haben die RAD abgeschafft, weil es trotz Tausender getöteter Hunde nicht anders wurde. Schließlich fallen diese Rassen nicht sonderlich auf. Aber ein Heimtierzuchtgesetz, das tatsächlich die Situation an der Hundefront verbessern könnte, das wird nicht erlassen. Dazu ist der Wirtschaftszweig zu interessant.
Das ist ja der Gipfel der Unverschämtheit! Wenn die Behörden zugesehen haben, wie dieser kriminelle, junge Mann seinen Hund abgerichtet und kriminell benutzt hat, sind sie die eigentlich Schuldigen an dem Tod des Kindes. Ihre Schuld wollten sie vergessen machen durch dieses diskriminierende Gesetz.
Warum tauscht man nicht einfach unfähige Beamte aus? Auch wenn es Beamte sind, haben sie ihre Pflicht zu erfüllen, dafür werden sie bezahlt. Wenn sie unfähig dazu sind, müssen auch Beamte - wie alle anderen Arbeitnehmer - entlassen werden können.
Wenn ein Hund einen Wesenstest nicht sofort besteht, dann muss man eben mit ihm üben und beim nächsten Mal klappt es dann. Man kann ihn doch nicht einfach mit dem Tod bestrafen, wo leben wir denn?
Cid, ich erinnere mich sehr gut an die Zeit damals. Wir hatten sozusagen unter ferner liefen einen solchen Hund. Der lief bei uns so mit, weil sein Besitzer ihn wegen der Nachbarn nicht mehr halten durfte. Und da wird ja sowieso einen Haufen Hunde haben und eben auch Hunde mit ziviler Ausbildung, war nahmen wir das Tier.
Das war lange vor dem Vorfall. Wir waren, wie bei all unseren anderen Hunden im entsprechenden Verein und kümmerten uns um Daten und Fakten, als das Drama losging. Man führte Gespräche in Ministerien und so weiter. Denn das damals und die Folgen sind eine bodenlose Frechheit gegenüber harmlosen Hundehaltern und der gesamten Bevölkerung.
Als im Juni in Hamburg der sechsjährige Junge getötet wurde, liefen gegen den Besitzer des Hundes 18 (!) Ermittlungsverfahren. Allein im April hat genau dieser Hund drei andere Hunde gebissen und verletzt. Das waren drei einzelne Vorfälle. Von irgendwelchen Kämpfen, die der Hund durchstehen musste, ist dabei keine Rede. Das waren "Unfälle" auf der Straße.
Wir haben logischerweise damals die hessischen Auflagen erfüllen müssen. Das war für uns kein Problem. Aber welcher Hundehalter kann man eben eine der Begleithundeprüfung sehr ähnliche Prüfung mit seinem Hund laufen? Das muss man nicht können und das schaffen ohne viel Training auch die wenigsten Hundehalter "mal eben so".
Der Wesenstest danach war für die meisten Hunde ein echtes Problem. Das Problem fing ja schon damit an, dass plötzlich nach Wochen der Maulkorb runter kam, denn die Prüfung lief ohne, auch wenn der Hund nach dem Bestehen natürlich weiter einen tragen musste. Das war aufregend. Außerdem musste die Leine lang gelassen werden und man durfte keiner Kommandos geben oder auf den Hund einwirken. Der Hund musste sich völlig frei bewegen dürfen.
Und so ging es dann mitten durch den Ort. Kläffende Hunde hinter Zäunen mussten ignoriert werden. Bei unserem Test rissen einem Passanten seine nicht angeleinten Border Collies aus und stürmten über die Straße. Die beiden bedrängten unseren Hund, der nicht einmal knurren durfte.
Der Hund wurde vom Gutachter massiv bedrängt, ihm wurde auf die Pfoten getreten, es wurden Schläge mit einem Stock angedeutet, wir wurden angegriffen und angerempelt und aus einem Busch von einem Helfer überfallen. Und unser Hund tat das, was der Gutachter sehen wollte. Er hatte Angst und versteckte sich hinter uns. Jede Tendenz nach vorne war unerwünscht.
Dann musste der Hund noch eine Katze in einer fremden Wohnung neutral ertragen und sich von einer völlig fremden Person echt leckeres Futter wegnehmen lassen. Und wir durften die ganze Zeit keinen Ton sagen. Du glaubst nicht, wie dankbar ich war, als alles vorbei war und der Hund bestanden hatte! Ohne ein Kommando von mir würden alle meine jetzigen Hunde gnadenlos durchfallen. Die stehen aber auf keiner Liste. Und wenn ich die Prüfungen aus dem Ausland nicht angeben würde, dann wären es normale Hunde.
Der andere Hund im Test hat übrigens nicht bestanden. Er hat leicht geschnappt, als ihm auf die Füße getreten wurde und das Fressen verteidigt. Das war es für ihn und seine wirklich netten Besitzer. Die konnten den Hund übrigens bestens einschätzen und haben schon vorher gesagt, dass es an diesen Stellen Probleme geben wird, Was will man denn mehr? Die achten dann schon darauf, dass der Hund nicht ins Gedränge gerät und er kein Futter hat, wenn Fremde ihn anfassen wollen.
In anderen Bundesländern waren die Tests durchaus besser. Aber damals war es die Hölle. Und sicherer ist die Welt nicht geworden. Denn es gab in einem Ort beispielsweise eine Kiesgrube. Da wurden regelmäßig tote Hunde abgeladen. Und was sagt die Stadt in der Pressekonferenz? Davon ist uns nicht bekannt, bei uns gibt es das nicht. Die zig Anzeigen und die Dienstaufsichtsbeschwerden wegen Untätigkeit wurden nicht erwähnt.
Eingetragene VDH-Züchter wurden besucht und kontrolliert. Ihnen wurde das Leben schwer gemacht. Zuchten, die billig Hunde für den Kampf und sonstige kriminelle Absichten produzierten, da traute sich keiner hin. Ein Heimtierzuchtgesetz, das damals von Hundehaltern (besonders der betroffenen Rassen gefordert wurde), gibt es bis heute nicht. Damit könnte man die Zucht von Hunden sicherer machen.
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